
Warum ich auf einmal das dringende Bedürfnis bekam, einen Tellerrock zu nähen, erzähle ich ein anderes Mal. Auf jeden Fall war es auf einmal da und als ich vorgestern mal wieder eine schwierige Aufgabe (Schnitt anpassen) durch ein leichtes, schnelles Erfolgserlebnis umgehen wollte, da war auf einmal das Projekt Tellerrock aktuell.
So schwer kann das nicht sein, dachte ich: Einfach einen Kreis schneiden oder einen Halben und dann das Loch in der Mitte. Nicht Pi mal Daumen, sondern wirklich mit 3,14 gerechnet. Bund dran, Reißverschluß rein, fertig. Pustekuchen. Hätte ich gewußt, wie viel es zu dem Projektchen zu sagen gibt, hätte ich unterwegs Fotos gemacht!
Vor dem Vergnügen kam das Denken. Ich dachte "wenn schon denn schon und überhaupt habe ich hier noch 3m Stoff aus dem eigentlich mal ein Kleid werden sollte aber was solls" und entschied mich für einen "ganzen Teller" - nicht ganz unbeinflusst von der "Willi wills wissen"-Sendung, die die Familie anschaute, in der fesche bayerische Mädel drehten, bis der Teller wagrecht standt. Jaja, manchmal habe ich schon Fantasien.... Also ein ganzer Teller, was war zu tun?
- Taille messen
- Taille + 3 cm = Taillenweite (die 3cm sind die Nahtzugabe von 1,5 cm für die Seitennähte)
- Taillendurchmesser = Taillenweite : 3,14
- Taillenradius = Taillendurchmesser : 2
- Rocklänge festlegen
Dann habe ich festgestellt, dass ich den Stoff nicht einfach bequem im Bruch liegen lassen kann, sondern ihn aufklappen muß, um genug Platz für meinen Halbkreis zu haben, denn bei mir sind Rocklänge + Taillenradius größer als 70 cm. Jetzt weiß ich auch, warum ein Tellerrock so viel Stoff braucht. Egal, ich hatte genug und ein Schnäppchen war es auch, also kein Risiko.
Ich habe mich oben an der Webkante orientiert und den Stoff im rechten Winkel dazu einmal um knapp 90 cm umgeklappt, um nur einen Viertelkreis zu zeichnen. Dann habe ich parallel zur Webkante erstmal 5cm versetzt eine Gerade gezeichnet, die genauso lang war wie Radius + Rocklänge.
Mit dem Maßband habe ich von der Ecke (Parallele Linie und Stoffbruch) jeweils in kleinen Stückchen einen Viertelkreis gezeichnet - das Maßband immer so lang wie der Taillenradius. Anschließend das gleiche noch mal von dem Kreis mit der Maßbandlänge = Rocklänge, um den äußeren Kreis für die Rocklänge zu zeichnen. Die Nahzugabe habe ich freihändig geschnitten. Das ergabe dann den ersten Halbkreis und dann das gleiche nochmal für den zweiten Halbkreis.
Dann kam der schlimme Fehler, der aber als Lerneffekt sinnvoll war.
Ich nähte die rechte Seitennaht aneinander, schnappte mir den Berg Stoff, der so tat, als würde er ein Tellerrock werden und probierte ihn an. Schlimmer Fehler, denn dabei dehnte ich den Stoff gewaltig, ohne es zu wollen, alleine durch das Gewicht der Stoffmenge. Falls ich noch mal einen Tellerrock nähe, fasse ich den Stoff an wie ein rohes Ei und stecke ganz schnell den Bund an, damit nichts gedehnt wird!
Ich habe mich für einen schmalen, geraden Bund entschieden, obwohl ich durchaus auch mit einer Art Sattel liebäugelte, damit es um den Bauch herum nicht so kräuselig aufträgt. Der erste Tellerrock sollte aber partout ein klassischer Teller sein, also kurzer Bund für Stabilität aber eben auch nur so viel Bund wie nötig.
- Bundbreite bestimmen und x 2 (zum Umklappen) + Nahtzugabe
- Bundlänge = Taillenweite + 4 cm Übertritt für einen Knopf
Das zugeschnittene Rechteck für den Bund habe ich dank dem Rat meiner Leserinnen mit Vlieseline bebügelt. Zuerst dachte ich "ach, ein elastischer Bund wäre doch recht komfortabel", mittlerweile habe ich aber kapiert, warum der Bund verstärkt werden muß. Der Rock ist relativ schwer und würde einen elastischen Bund einfach durch sein Gewicht weiten und schwups stünde ich ohne Rock da.
Jetzt hatte ich also das Problem, dass mein Rock zu weit war. Der innere Kreis hatte 24 cm Mehrweite gegenüber dem Bund. Dank dem Internet fand ich heraus, dass auch schon andere vor mir das Problem hatten und las dort von dem Tip "Mehrweite einhalten". Jetzt ist "einhalten" beim Ärmeleinnähen wahrlich nicht meine Lieblingsbeschäftigung, aber ich dachte mir, dass ein bißchen Kräuselung beim Tellerrock sicherlich nicht wirklich auffallen würde (ich Nähschlampe) und hielt relativ sorglos ein: einfach viele Stecknadeln stecken und sich zwischendurch nicht krämen, wenns mal ein Fältlein wird.
Der Rest war einfach: Reißverschluß einnähen, Knopfloch, Knopf und dann noch mal anprobieren. Puh, passt. Aber ob es wirklich gut aussieht? Bisher nur Anprobe, spät abends im Licht der spiegelnden Fensterscheibe. Ob mir, mit meiner Figur ein Tellerrock steht? Ob ich ihn gerne tragen werde? Er fühlt sich gut an, erinnert mich irgendwie an meine Kindheit. Hatte ich schon mal einen Tellerrock?
Jetzt hängt er ein paar Tage an nem Hosenbügel mit vielen Wäscheklammern am Saum - siehe oben - damit er sich aushängt. So ein Tellerrock ist echt eine heftige Lektion zum schrägen Fadenlauf. Ihr wisst ja sicherlich: im schrägen Fadenlauf, also diagonal zur Webkante ist auch Webstoff elastisch. Ein Tellerrock bringt es mit sich, dass jede Variante Fadenlauf Teil des Tellers ist. Das heißt, dass der Rock sich hier mal dehnt und dort mal nicht, was zu einem zipfeligen Saum führt. Um diese Dehnung möglichst auszugleichen, wird der Rock beschwert aufgehängt und anschließend die Saumlinie bestimmt. Wie das gehen soll, ist mir noch ein Rätsel, denn dafür brauche ich sicherlich Assistenz, denn eines war schon klar im Spiegel der Wohnzimmerscheibe: hinten ist er kürzer als vorne, denn der Popo nahm sich den Platz.
Da der Rock ohnehin noch ein bißchen aushängen muß, brauche ich mir jetzt noch keine Sorgen um den Saum machen, sondern kann noch ein bißchen vom Drehen träumen.
Der Rest war einfach: Reißverschluß einnähen, Knopfloch, Knopf und dann noch mal anprobieren. Puh, passt. Aber ob es wirklich gut aussieht? Bisher nur Anprobe, spät abends im Licht der spiegelnden Fensterscheibe. Ob mir, mit meiner Figur ein Tellerrock steht? Ob ich ihn gerne tragen werde? Er fühlt sich gut an, erinnert mich irgendwie an meine Kindheit. Hatte ich schon mal einen Tellerrock?
Jetzt hängt er ein paar Tage an nem Hosenbügel mit vielen Wäscheklammern am Saum - siehe oben - damit er sich aushängt. So ein Tellerrock ist echt eine heftige Lektion zum schrägen Fadenlauf. Ihr wisst ja sicherlich: im schrägen Fadenlauf, also diagonal zur Webkante ist auch Webstoff elastisch. Ein Tellerrock bringt es mit sich, dass jede Variante Fadenlauf Teil des Tellers ist. Das heißt, dass der Rock sich hier mal dehnt und dort mal nicht, was zu einem zipfeligen Saum führt. Um diese Dehnung möglichst auszugleichen, wird der Rock beschwert aufgehängt und anschließend die Saumlinie bestimmt. Wie das gehen soll, ist mir noch ein Rätsel, denn dafür brauche ich sicherlich Assistenz, denn eines war schon klar im Spiegel der Wohnzimmerscheibe: hinten ist er kürzer als vorne, denn der Popo nahm sich den Platz.
Da der Rock ohnehin noch ein bißchen aushängen muß, brauche ich mir jetzt noch keine Sorgen um den Saum machen, sondern kann noch ein bißchen vom Drehen träumen.