10.17 Uhr
Die Männer sind weg, ich habe ca. 8 Stunden für mich alleine. Eine gute Möglichkeit, um mich dem nachtblauen (heißt das so, wenn es fast schwarz mit einem Hauch von blau ist?) Wintermantel zu widmen. Ich habe Tageslicht, in Hamburg scheint die Sonne, das dürfte hilfreich sein, habe ich doch mehr und mehr Schwierigkeiten, mit meinen Augen mittleren Alters, dunkle Stoffe zu verarbeiten. Ich brauche aber unbedingt einen dunklen Mantel! Nicht nur, weil meine innere Stimme sagt, dass ich für Beerdigungen nicht gerüstet bin, was ziemlich makaber ist (- aber als ich im November auf einer Beerdigung im grauen Übergangsmantel fror, war es eine Tatsache.) Ich habe das Gefühl, dass ich über meinen rosaroten Wintermantel etwas nähtechnisch hinausgewachsen bin. Ich finde ihn zwar immer noch gut verarbeitet, toller Stoff, tolle Farbe, aber der Schnitt ist mir zu unförmig. Außerdem ist mir wirklich nicht danach, jeden Tag in schrillem rosarot herumzulaufen und der Winter ist meist lang.
Also heute der nachtblaue Mantel. Der Stoff ist zugeschnitten, das Futter gebügelt. Für die verdeckte Knopfleiste habe ich mich nach langem hin und her für Jeans entschieden, behalte mir aber vor, falls das heute nichts mit der Knopfleiste wird, diese Entscheidung beim Besuch eines Stoffladens noch mal zu ändern. Ich ärgere mich, dass ich in der vergangenen Ferienwoche so verschlumpft war, das ich zu faul war, noch die Einlage auf Vorderteil, Rückenteil und Seitenteile aufzubügeln bzw. zuzuschneiden. Das mache ich jetzt als erstes.
Ich nähe nach dem Stokx-Schnittmuster, nach dem ich vor ziemlich genau 2 Jahren im Praktikum den grauen Mantel genäht habe. Ohne Anleitung. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass sowohl die verdeckte Knopfleiste als auch der Kragen figelinsch waren. Ich hoffe, der graue Mantel gibt mir genügend Orientierung. Es wird spannend.
10.29 Uhr
Zum egoistischen Me Made Nähen gehört auch, dass ich jetzt Nähe und mir das Aufräumen der Wohnung für später aufspare. Es wäre doch idiotisch, jetzt erst die Pflichten zu erledigen und für das Vergnügen kein Tageslicht mehr zu haben!
10.54 Uhr
Ich habe mich dazu entschieden, eine billige, dünne Einlage quick&dirty, d.h. nicht ressourcensparend, zuzuschneiden und bis knapp unter die Taille aufzubügeln. Die Rückenteile sind bebügelt, ich denke an Catherine und ihre Bügelpresse und sinniere darüber, ob ich Thermolan als Zwischenschicht einfügen soll, weil der Wollstoff relativ dünn ist (im Vergleich zum himbeerrosa Walk) und meine Mutter sagt, dass man auf Beerdigungen immer friert.
Doof, dass durch das Aufbügeln wieder mal die Passzeichen verschwunden sind. Ich lerne das wohl nie!
11.35 Uhr
Einlage fertig aufgebügelt. Endlich kann ich die Nähmaschine aufbauen. Ich hätte fast geheult, denn Abnäher übertragen war bei der fisseligen Einlage fast unmöglich. Statt dass die Kreide darauf malte, riss sie sie nur ein. Also habe ich die Abnäher nun rausgerissen. Auch ok. Jetzt also Abnäher nähen und Rückenteile zusammen fügen. Bei Zweiterem muß ich mal schauen, wie das mit dem Schlitz war. Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern. Zwei Jahre!
12.12 Uhr
Aha, ich habe verstanden, wie ich damals den Schlitz beim ungefütterten Mantel gemacht habe. Wie das dann wohl mit dem Futter wird? Ach, wird schon. Ich bin jetzt erstmal beim Mantel. Rückenteile sind zusammen genäht. Jetzt die Seitenteile an das Rückenteil und dann muß ich erstmal die Taschen aus Futter zuschneiden.
12.35 Uhr
Komisch, so ruhig war es in den Kommentaren noch nie, wenn ich livebloggte. Egal, ich mache weiter. Jetzt wo die Rückenteile und Seitenteile verbunden sind, steigt die Vorfreude. Bisher war das eher so nen Pflichtprojekt; gefühlt. Im Oktober hatte ich große Lust darauf, im November spürte ich die Notwendigkeit und zum Jahresende hatte ich nur noch das Gefühl "ich muß den dicken Ballen Stoff verarbeiten, der nimmt so viel Platz weg". Aber jetzt fange ich wieder an, mich an dem Design zu erfreuen. Das ist schon nen tolles Ding. Was wohl Lindy sagen wird? Ich habe beim Nähen ganz oft ihre Stimme im Ohr. Wie es ihr wohl geht? Ach, ich war zu lange nicht mehr in Berlin!
13.34 Uhr
Ein Brötchen und Nähte bügeln später. Bin jetzt an der verdeckten Knopfleiste. Problem: Wo habe ich eigentlich diese riesige Tüte mit Knöpfen aus Franken hingeräumt? In meiner normalen Knopfdose fand ich zwar ganz bezaubernd leuchtend Blaue, die gut zum Futter passen würden, aber etwas zu klein sind. Ah, da ist die Tüte. Von wegen "nie mehr im Leben Knöpfe kaufen"! Optimale sind nicht dabei. Edel grau schimmernde oder schnöde Schwarze?
13.51 Uhr
Ein Hoch auf die Kopflochautomatik, die Idee Jeans zu nutzen und die verdeckte Knopfleiste! Ich habe sieben wunderschöne Knopflöcher! Obwohl ich jetzt Paspelknopflöcher kann, empfinde ich es doch als großes Plus der verdeckten Knopfleiste, Maschinenknopflöcher machen zu können. Jetzt muß die Knopfleiste nur noch irgendwie an das eine Vorderteil dran.
14.15 Uhr
Krass, viertel nach zwei und ich habe die Lichter (!) eingeschaltet. Dabei bin ich noch nicht mal an dem - ich erinnere mich - nicht ganz einfachem Kragen. Ich glaube, ich brauche mir um das Futter, und wie ich das zuschneide, heute keine Sorgen mehr machen. Aber es wäre schick, wenn ich den Außenmantel fertig bekäme.
15.05 Uhr
Die Taschen sind zugeschnitten und an die Vorderteile angenäht. Jetzt kommt das, wo ich gerne mal rechts und links verwechsele und die falschen Seiten anneinander nähe. Das der Schnitt auch noch Seitenteile und eine an das Rückenteil angeschnittene Schulterpasse hat, macht es nicht leichter, die passenden Stellen zu finden. Dabei handelt es sich nur um so etwas scheinbar banales, wie Seitennähte schließen und Nahttaschen einsetzen.
Ich begebe mich mal auf die Suche nach den verschwundenen Passzeichen. Ich weiß einfach, dass sie mir den Weg weisen werden. Nur Ruhe, Meike!
15.40 Uhr
Puh, die Sorge war unbegründet. Habe ich also doch schon oft genug die Stokxschen Nahttaschen falsch eingenäht, so dass es dieses Mal auf Anhieb klappte. Wieder einmal bewundere ich das Design. Es ist so großartig, wie die Taschen in einer Falte verschwinden. Dadurch bekommt der Mantel untenrum Weite und die großen Taschen sind versteckt. Hach!
Ich mußte nur den Passzeichen brav folgen, dann war es ganz einfach. Das muß ich mir merken! :-)
Wie mache ich jetzt weiter? Klar, jetzt erstmal die Schulternaht aber dann kommt die Entscheidung ob zuerst Kragen oder Ärmel. Ich fürchte, meine Nähzeit neigt sich langsam aber sicher dem Ende. Gegen 18 Uhr kommt die Familie zurück und mindestens 45 Minuten brauche ich zum Aufräumen und die häuslichen Pflichten. Das heißt, ich habe noch eine gute Stunde. Mmmmh. Langsam lässt auch ein bißchen die Lust nach. Was tun?
15.56 Uhr
Beim braven Nähte aufbügeln fiel mir ein, dass es wohl sinnvoller wäre, an den Ärmeln weiter zu machen, da ich ja noch kein Futter zugeschnitten habe. Der ungefütterte Mantel hat einen interessanten Beleg am Rückenausschnitt, ich muß noch überlegen, ob ich diesen übernehme. Ohne diesen Beleg kann ich den Kragen nicht annähen. Vielleicht sollte ich Nahtband auf die Rundung bügeln, damit der Ausschnitt nicht ausleihert, wenn ich den Mantel nachher aufhänge. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schwer auf einmal so ein Kleidungsstück ist. Der Wollstoff ist eigentlich ziemlich dünn und leicht, aber jetzt, wo alle Korpusteile zusammen genäht sind, ist das Ding ganz schön schwer. Wo habe ich eigentlich das Nahtband hin? Heilige Unordnung. Wenn mir der Gatte doch endlich "das rote Ding" (so einer) freigeben würde, das schon meine Mutter zur Aufbewahrung ihrer Nähzutaten nutzte. DerSpießer vorsichtige Mann sorgt sich, dass die Räder den Boden verkratzen. Seufz.
16.08 Uhr
Bin schwer beeindruckt von mir: ich habe das Nahtband auf Anhieb gefunden und souverän auf das Papier gebügelt.
16.54 Uhr
So, ich mache Schluß für heute. Unten seht ihr das vorläufige Ergebnis. Ärmel drin, Kragen und Futter fehlt.
Ich habe eben Frau Nahtzugabes Kommentar gelesen und finde auch, dass ich stolz auf mich sein kann. Ich habe in den zwei Jahren, als ich den Mantel das erste Mal genäht habe, eine Menge gelernt - viel davon, allerdings beim Nähen dieses Mantels vor zwei Jahren im Praktikum. Aber dass ich heute z.B. nicht getrennt habe und die Ärmel im ersten Rutsch, fältchenfrei, eingesetzt habe, das macht mich schon stolz!
Ich hoffe, meine Live-Bloggerei macht euch auch Mut, euch an schwierigere Dinge ran zu wagen. Irgendwie ist alles machbar. Für mich war heute wirklich wieder eine wichtige Lektion, die Passzeichen ernst zu nehmen, denn sie weisen den Weg. Ich vergesse immer, wie lange ich nähe, aber so lange ist das auch noch nicht. Moment im März, welches Jahr war das noch mal? Wie gut, dass ich im Blog nachschauen kann. Im Februar 2010 habe ich angefangen. Es gab zwar Nähversuche als Teenager, aber die würde ich im Rückblick nicht ernst nehmen.
Also, meine lieben Leserinnen, ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht, heute mitzulesen. Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende!
Die Männer sind weg, ich habe ca. 8 Stunden für mich alleine. Eine gute Möglichkeit, um mich dem nachtblauen (heißt das so, wenn es fast schwarz mit einem Hauch von blau ist?) Wintermantel zu widmen. Ich habe Tageslicht, in Hamburg scheint die Sonne, das dürfte hilfreich sein, habe ich doch mehr und mehr Schwierigkeiten, mit meinen Augen mittleren Alters, dunkle Stoffe zu verarbeiten. Ich brauche aber unbedingt einen dunklen Mantel! Nicht nur, weil meine innere Stimme sagt, dass ich für Beerdigungen nicht gerüstet bin, was ziemlich makaber ist (- aber als ich im November auf einer Beerdigung im grauen Übergangsmantel fror, war es eine Tatsache.) Ich habe das Gefühl, dass ich über meinen rosaroten Wintermantel etwas nähtechnisch hinausgewachsen bin. Ich finde ihn zwar immer noch gut verarbeitet, toller Stoff, tolle Farbe, aber der Schnitt ist mir zu unförmig. Außerdem ist mir wirklich nicht danach, jeden Tag in schrillem rosarot herumzulaufen und der Winter ist meist lang.
Also heute der nachtblaue Mantel. Der Stoff ist zugeschnitten, das Futter gebügelt. Für die verdeckte Knopfleiste habe ich mich nach langem hin und her für Jeans entschieden, behalte mir aber vor, falls das heute nichts mit der Knopfleiste wird, diese Entscheidung beim Besuch eines Stoffladens noch mal zu ändern. Ich ärgere mich, dass ich in der vergangenen Ferienwoche so verschlumpft war, das ich zu faul war, noch die Einlage auf Vorderteil, Rückenteil und Seitenteile aufzubügeln bzw. zuzuschneiden. Das mache ich jetzt als erstes.
Ich nähe nach dem Stokx-Schnittmuster, nach dem ich vor ziemlich genau 2 Jahren im Praktikum den grauen Mantel genäht habe. Ohne Anleitung. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass sowohl die verdeckte Knopfleiste als auch der Kragen figelinsch waren. Ich hoffe, der graue Mantel gibt mir genügend Orientierung. Es wird spannend.
10.29 Uhr
Zum egoistischen Me Made Nähen gehört auch, dass ich jetzt Nähe und mir das Aufräumen der Wohnung für später aufspare. Es wäre doch idiotisch, jetzt erst die Pflichten zu erledigen und für das Vergnügen kein Tageslicht mehr zu haben!
10.54 Uhr
Ich habe mich dazu entschieden, eine billige, dünne Einlage quick&dirty, d.h. nicht ressourcensparend, zuzuschneiden und bis knapp unter die Taille aufzubügeln. Die Rückenteile sind bebügelt, ich denke an Catherine und ihre Bügelpresse und sinniere darüber, ob ich Thermolan als Zwischenschicht einfügen soll, weil der Wollstoff relativ dünn ist (im Vergleich zum himbeerrosa Walk) und meine Mutter sagt, dass man auf Beerdigungen immer friert.
Doof, dass durch das Aufbügeln wieder mal die Passzeichen verschwunden sind. Ich lerne das wohl nie!
11.35 Uhr
Einlage fertig aufgebügelt. Endlich kann ich die Nähmaschine aufbauen. Ich hätte fast geheult, denn Abnäher übertragen war bei der fisseligen Einlage fast unmöglich. Statt dass die Kreide darauf malte, riss sie sie nur ein. Also habe ich die Abnäher nun rausgerissen. Auch ok. Jetzt also Abnäher nähen und Rückenteile zusammen fügen. Bei Zweiterem muß ich mal schauen, wie das mit dem Schlitz war. Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern. Zwei Jahre!
12.12 Uhr
Aha, ich habe verstanden, wie ich damals den Schlitz beim ungefütterten Mantel gemacht habe. Wie das dann wohl mit dem Futter wird? Ach, wird schon. Ich bin jetzt erstmal beim Mantel. Rückenteile sind zusammen genäht. Jetzt die Seitenteile an das Rückenteil und dann muß ich erstmal die Taschen aus Futter zuschneiden.
12.35 Uhr
Komisch, so ruhig war es in den Kommentaren noch nie, wenn ich livebloggte. Egal, ich mache weiter. Jetzt wo die Rückenteile und Seitenteile verbunden sind, steigt die Vorfreude. Bisher war das eher so nen Pflichtprojekt; gefühlt. Im Oktober hatte ich große Lust darauf, im November spürte ich die Notwendigkeit und zum Jahresende hatte ich nur noch das Gefühl "ich muß den dicken Ballen Stoff verarbeiten, der nimmt so viel Platz weg". Aber jetzt fange ich wieder an, mich an dem Design zu erfreuen. Das ist schon nen tolles Ding. Was wohl Lindy sagen wird? Ich habe beim Nähen ganz oft ihre Stimme im Ohr. Wie es ihr wohl geht? Ach, ich war zu lange nicht mehr in Berlin!
13.34 Uhr
Ein Brötchen und Nähte bügeln später. Bin jetzt an der verdeckten Knopfleiste. Problem: Wo habe ich eigentlich diese riesige Tüte mit Knöpfen aus Franken hingeräumt? In meiner normalen Knopfdose fand ich zwar ganz bezaubernd leuchtend Blaue, die gut zum Futter passen würden, aber etwas zu klein sind. Ah, da ist die Tüte. Von wegen "nie mehr im Leben Knöpfe kaufen"! Optimale sind nicht dabei. Edel grau schimmernde oder schnöde Schwarze?
13.51 Uhr
Ein Hoch auf die Kopflochautomatik, die Idee Jeans zu nutzen und die verdeckte Knopfleiste! Ich habe sieben wunderschöne Knopflöcher! Obwohl ich jetzt Paspelknopflöcher kann, empfinde ich es doch als großes Plus der verdeckten Knopfleiste, Maschinenknopflöcher machen zu können. Jetzt muß die Knopfleiste nur noch irgendwie an das eine Vorderteil dran.
14.15 Uhr
Krass, viertel nach zwei und ich habe die Lichter (!) eingeschaltet. Dabei bin ich noch nicht mal an dem - ich erinnere mich - nicht ganz einfachem Kragen. Ich glaube, ich brauche mir um das Futter, und wie ich das zuschneide, heute keine Sorgen mehr machen. Aber es wäre schick, wenn ich den Außenmantel fertig bekäme.
15.05 Uhr
Die Taschen sind zugeschnitten und an die Vorderteile angenäht. Jetzt kommt das, wo ich gerne mal rechts und links verwechsele und die falschen Seiten anneinander nähe. Das der Schnitt auch noch Seitenteile und eine an das Rückenteil angeschnittene Schulterpasse hat, macht es nicht leichter, die passenden Stellen zu finden. Dabei handelt es sich nur um so etwas scheinbar banales, wie Seitennähte schließen und Nahttaschen einsetzen.
Ich begebe mich mal auf die Suche nach den verschwundenen Passzeichen. Ich weiß einfach, dass sie mir den Weg weisen werden. Nur Ruhe, Meike!
15.40 Uhr
Puh, die Sorge war unbegründet. Habe ich also doch schon oft genug die Stokxschen Nahttaschen falsch eingenäht, so dass es dieses Mal auf Anhieb klappte. Wieder einmal bewundere ich das Design. Es ist so großartig, wie die Taschen in einer Falte verschwinden. Dadurch bekommt der Mantel untenrum Weite und die großen Taschen sind versteckt. Hach!
Ich mußte nur den Passzeichen brav folgen, dann war es ganz einfach. Das muß ich mir merken! :-)
Wie mache ich jetzt weiter? Klar, jetzt erstmal die Schulternaht aber dann kommt die Entscheidung ob zuerst Kragen oder Ärmel. Ich fürchte, meine Nähzeit neigt sich langsam aber sicher dem Ende. Gegen 18 Uhr kommt die Familie zurück und mindestens 45 Minuten brauche ich zum Aufräumen und die häuslichen Pflichten. Das heißt, ich habe noch eine gute Stunde. Mmmmh. Langsam lässt auch ein bißchen die Lust nach. Was tun?
15.56 Uhr
Beim braven Nähte aufbügeln fiel mir ein, dass es wohl sinnvoller wäre, an den Ärmeln weiter zu machen, da ich ja noch kein Futter zugeschnitten habe. Der ungefütterte Mantel hat einen interessanten Beleg am Rückenausschnitt, ich muß noch überlegen, ob ich diesen übernehme. Ohne diesen Beleg kann ich den Kragen nicht annähen. Vielleicht sollte ich Nahtband auf die Rundung bügeln, damit der Ausschnitt nicht ausleihert, wenn ich den Mantel nachher aufhänge. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schwer auf einmal so ein Kleidungsstück ist. Der Wollstoff ist eigentlich ziemlich dünn und leicht, aber jetzt, wo alle Korpusteile zusammen genäht sind, ist das Ding ganz schön schwer. Wo habe ich eigentlich das Nahtband hin? Heilige Unordnung. Wenn mir der Gatte doch endlich "das rote Ding" (so einer) freigeben würde, das schon meine Mutter zur Aufbewahrung ihrer Nähzutaten nutzte. Der
16.08 Uhr
Bin schwer beeindruckt von mir: ich habe das Nahtband auf Anhieb gefunden und souverän auf das Papier gebügelt.
16.54 Uhr
So, ich mache Schluß für heute. Unten seht ihr das vorläufige Ergebnis. Ärmel drin, Kragen und Futter fehlt.
Ich habe eben Frau Nahtzugabes Kommentar gelesen und finde auch, dass ich stolz auf mich sein kann. Ich habe in den zwei Jahren, als ich den Mantel das erste Mal genäht habe, eine Menge gelernt - viel davon, allerdings beim Nähen dieses Mantels vor zwei Jahren im Praktikum. Aber dass ich heute z.B. nicht getrennt habe und die Ärmel im ersten Rutsch, fältchenfrei, eingesetzt habe, das macht mich schon stolz!
Ich hoffe, meine Live-Bloggerei macht euch auch Mut, euch an schwierigere Dinge ran zu wagen. Irgendwie ist alles machbar. Für mich war heute wirklich wieder eine wichtige Lektion, die Passzeichen ernst zu nehmen, denn sie weisen den Weg. Ich vergesse immer, wie lange ich nähe, aber so lange ist das auch noch nicht. Moment im März, welches Jahr war das noch mal? Wie gut, dass ich im Blog nachschauen kann. Im Februar 2010 habe ich angefangen. Es gab zwar Nähversuche als Teenager, aber die würde ich im Rückblick nicht ernst nehmen.
Also, meine lieben Leserinnen, ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht, heute mitzulesen. Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende!
Für euch habe ich auch extra noch mal die Tasche unelegant aufgefummelt, damit ihr das wunderschöne mittelblaue Futter sehen könnt. Um die Knopfleiste zu bewundern, ist das Foto leider zu schlecht. Das Licht ist nun definitiv weg. Es ist dunkel, Zeit für die Pflichten.