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Kleines Doktorat - Schnittkonstruktion, die ersten beiden Unterrichtsstunden

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Als ich dieses bemalte Blatt, heute, am Ende meiner ersten Doppelstunde Schnittkonstruktion, in der Hand hielt, war ich hungrig und stolz. Puh, ob ich morgen noch weiß, was ich da gezeichnet habe?

Aber von Anfang an. Nachdem ich schon lange ein Buch zum Konstruieren von Schnitten besitze, dieses auch gerne lese, aber nicht wirklich mit meinen Grundschnitten zu Potte kam, gönne ich mir nun in den nächsten Wochen immer mal zwei Privatstunden bei einer Frau, bei der ich schon sehr gerne zwei Wochenend-Nähkurse machte, die aber auch Modedesignstudierende in Konstruktion unterrichtet. Ich war verdammt aufgeregt, als ich heute meine "Schultasche" packte (und trotzdem die wichtigen Dinge nicht dabei hatte) und zu ihr ging. Wie versprochen, lasse ich euch an meinem Kurs etwas teilhaben.

Viel hatten wir im Vorfeld nicht viel besprochen. Wir kennen uns ja und ich weiß, dass sie das unterrichtet, was mich interessiert. Sie fragte mich, was mich insbesondere interessiert, doch ich sagte, ich würde mich einfach darauf einlassen, was sie mir beibringen möchte. Ich erzählte von meiner Vorliebe für Kleider und meinem Interesse an Jacketts. Sie schlug vor, Schnitte zunächst in 1:4 zu zeichnen;  erstmal grundlegend an einer Standardkleidergröße Schritt für Schritt zu üben. Da mußte ich dann doch aufpassen, dass mir das Gesicht nicht entgleist. Mit einer Größe 38 zu üben! Ich! Mmmmmh. Aber ich wollte mich ja auf sie einlassen, also nickte ich brav.

Im Nachhinein leuchtet mir die Vorgehensweise ein. Wir Hobbyschneiderinnen machen den ganzen Aufriss hauptsächlich, um für uns tolle Klamotten zu bekommen. Aber so lernen die Profis nicht. Sie arbeiten für andere! Da ist es natürlich sinnvoll, erstmal die weichgespülten Durchschnittfiguren zu nehmen, um die Grundlagen zu lernen, bevor es an Buckel, Bäuche und und Brüste geht.

Auch über das 1:4 Zeichnen war ich verwundert. Wie, wir malen keinen Grundschnitt auf Packpapier? Im Nachhinein finde ich das auch ganz wunderbar, denn so passt ein Schnitt auf DIN A 4 und ich kann meine Erkenntnisse ordentlich abheften. Obwohl ich mich im Unterricht sehr bemühte, ordentliche rechte Winkel etc. zu zeichnen, wurde es doch ein wenig krumm und schief. Ich muß also noch ein bißchen üben, denn beim "richtigen Schnitt" in normaler Größe wird sich "ein bißchen schief" sicher verheerend auswirken.

Was habe ich heute gelernt? Ich habe Schritt für Schritt, immer wieder alles von Anfang gezeichnet. Das Bild oben ist Nummer 4. Ich habe in vier Schritten gelernt und mußte für den nächsten Schritt immer alles aus dem vorherigen noch mal abzeichnen, um ein bißchen Routine zu bekommen. Aus dem Kopf kann ich das sicherlich noch nich, aber das macht nichts, ich werde das als Hausaufgabe mindestens noch einmal machen. Es sind viele Details, das meiste ist logisch und eigentlich ist es nicht schwer - so lange wir noch nicht am echten Menschen üben.

Ein Aha-Erlebnis hatte ich vor allen Dingen bezüglich der hinteren Abnäher. Diese hatte ich bisher nie systematisch gemacht. Meist habe ich sie einfach weggelassen, wenn sie im Schnitt vorgesehen waren und habe sie dann am Körper abgesteckt. Jetzt habe ich verstanden, warum sie wo und wie zu sitzen haben. Der "Abnäher", dieses "Kneifding" am hinteren Armausschnitt ist mir noch etwas suspekt. Das war das einzige Mal, dass ich dachte "neee, also zuuuu perfektionistisch müssen wir jetzt ja auch nicht sein". Es war auch schon spät, die zwei Stunden waren schon gut vorbei und mir knurrte der Magen. Also habe ich ihn brav in der Hoffnung gemalt, dass sich mir die Notwendigkeit erschließen wird, wenn wir beim Stoff-Grundschnitt sind.

Ganz toll fand ich meinen anschließenden Besuch im Schreibwarengeschäft. Ich liebe es, mir neue Schreibwaren zu kaufen, wenn ich ein neues Projekt beginne und schwelge in den Materialien. Ich war ganz vernünftig und kaufte nur drei farbige Filzstifte, einen ordentlichen Bleistift und einen ganz normalen DIN A 4 Block - und fand das trotzdem ganz wunderbar!

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