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Auf Nummer sicher

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Letzte Woche beichte ich bereits, dass mein "WM-Jäckchen" eine fantasielose Kopie der Jacke einer Teilnehmerin des Frühlingsjäckchen Knit Alongs ist. Wie schön, dass ich Absolution bekommen habe, aber eigentlich wollte ich noch über etwas ganz anderes schreiben.

In den letzten Monaten hatte ich mehr und mehr das Gefühl, dass ich - negativ betrachtet - nur noch "auf Nummer sicher nähe". Ich nähe bevorzugt in Reihen:


  • 3 halbe Tellerröcke
  • 3 Frau Kirsche Kleider
  • 8 Ajaccio-Kleider seit April 2013
  • 2012 3 x Kleid Texel




Und nun das Jäckchen-Plagiat. Mir fällt das immer auf, wenn ich kurz davor bin, Gastgeberin beim Me Made Mittwoch zu sein (nächste Woche bin ich wieder dran) und das Gefühl habe, dort etwas unheimlich spektakuläres zeigen zu müssen. Das stimmt natürlich nicht, beim MMM ist alles erlaubt - auch das Zeigen der 100. Version des selbstgenähte Lieblingsrockes oder genähte Kleidungsstücke, die wiederholt gezeigt werden, weil sie einfach gerne angezogen werden. Theoretisch stimmt das zwar, aber als Gastgeberin fühle ich schon mehr Druck, wenn ich auf der großen Bühnen stehe.

Manchmal muß ich aber auf mich selbst aufpassen, dass ich mich mit Selbstkritik nicht runterziehe. Dann fasse ich mir an die eigene Nase, statt, wie gewohnt bei anderen klugzuscheißen, und ermahne mich, das Positive zu sehen, statt nur an mir herumzumäkeln.




Wenn ich also mein Nähwerk der letzten Monate anschaue, dann lässt sich doch, positiv gesehen, ganz eindeutig etwas sagen: ich habe ein paar Schnitte gefunden, die funktionieren. Ich habe endlich Schnitte gefunden, die einfach zu nähen sind, von denen ich weiß, dass sie mir stehen und Kleidungsstücke produzieren, die ich gerne trage. So gesehen ist das doch ein riesiges Erfolgserlebenis und kein Grund rumzumäkeln. Mag sein, dass die Ergebnisse unspektakulär für sensationsheischende ZuschauerInnen sind und vielleicht ein bißchen zu langweilig, um sie zu verbloggen, aber letztlich ist das doch genau das, was ich wollte! Eigentlich ist das doch der Traum jeder Konsumentin und jedes Konsumenten, ein geliebtes Kleidungsstück in jeder gewünschten Farbe/Muster/Material einfach haben zu können. Das ist doch perfekt!

Mit den Strickjäckchen ist es letztlich genauso. Ich habe meine Wollstärke gefunden, mein Material und im Groben eine Anleitung, die ich verstehe, die funktioniert und die Jäckchen produziert, die mir passen. Ich weiß, was für ein Jäckchen ich von der Form mir vorstelle, schaue in den Kleiderschrank, um festzustellen, welche Farbe fehlt und suche mir aus der Vielfalt der Muster, die ich in Musterbüchern oder bei Aktionen wie dem Frühlingsjäckchen Knit Along finde einfach ein Muster aus, das mir gefällt und mich beim Stricken unterhält. Das ist doch perfekt! Das ist die Autarkie, die Unabhängigkeit vom begrenzten Sortiment an Kaufklamotten, die wir uns wünschen.




In diesem Sinne werde ich wahrscheinlich in den nächsten Monaten noch diverse Strickjäckchen stricken, Sinnesfrid-Strickwesten, Tellerröcke und Frau Kirschekleider nähen - immer mit einem triumphierenden Lächeln auf dem Gesicht, weil ich einfach weiß, dass es gut wird. Und hinter den Kulissen bastele ich weiter an selbstgemachten Schnitten herum, ans Probemodellen, an Petticoats und Unterkleidern und an Badeanzügen. Und wenn mir danach ist, werde ich von Erfolgen und Misserfolgen berichten.

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