Wenn ich nicht unfähig gewesen wäre die Spiegelreflexkamera meines Manne von Sendung-mit-der-Maus-Fotokunst auf Normalbetrieb umzuschalten, könnte frau und man einen Tellerrock ("halber Teller") aus dem neumodischen Material Neopren sehen und ein selbstgenähtes Shirt aus Baumwolljersey mit Blümchen, das ihr schon von meiner letzten MMM-Teilnahme kennt. Die Silhouette, der Stil, das Rockschnittmuster - kennt ihr alles, ich laufe ja auch kaum in was anderem herum. Aber der Rock ist trotzdem interessant, deswegen zoomen wir jetzt noch mal näher dran.
Vielleicht waren einige schon erstaunt, als sie Neopren lasen. Hä, ist das nicht das Material für Taucheranzüge? Ja, das ist es, aber es ist auch so nen modernes Zeugs, was nun für Kleidung benutzt wird. Ich finde es ist ein faszinierendes Material: es ist leicht zu verarbeiten, franst nicht, fällt wie ein vornehmer Stoff und ist dehnbar wie Jersey. Ich glaube, es gäbe 1000 Verwendungsmöglichkeiten dafür. Ich habe damit zum Beispiel schon meine Clutch gefüttert und eine Batmanmütze genäht. Dafür war es perfekt. Da es Neopren oder Scuba, wie es neudeutsch heißt nun auch in aufregenderen Versionen als dunkeblau oder schwarz gibt, wollte ich gerne mal einen Rock daraus probieren und dieses Rosen geprägte Material fand ich besonders faszinierend. Wenn ihr genau hinseht, erkennt ihr zwar nicht, dass die Farbe marine ist, aber ich denke ihr seht, dass das Muster tatsächlich geprägt ist. Spannend, oder?
Rockschnitt: halber Teller, selbst gemacht
Material: Scuba von Stoff und Stil
Shirt-Schnitt: Stoff und Stil
Material Shirt: Baumwolljersey von Stoff und Stil
Nähen lässt es sich, wie gesagt, pipieinfach. Einziges Problem: es ist relativ dick und es lässt sich nicht bügeln. Es ist also günstig auf alle figelinschen Dinge, die ein Schnittmuster enthalten könnte, zu verzichten. Den nahtverdecken Reißverschluß einzunähen war nicht ganz einfach, weil das Neopren schon ziemlich elastisch ist und ich vergaß, ein Nahtband aufzubügeln, was aber nicht dramatisch ist, denn es hätte ohnehin nicht geklebt. Auch mit dem Bund hatte ich meine Probleme. Einlage aufbügeln hält nicht, deswegen habe ich den Bund, trotz eleganter Nahtschattennahtverarbeitung dann doch noch mal an der Oberkante abgesteppt, damit die Einlage nicht rutscht. Beim Bundannähen merkte ich auch bereits, dass sich die Oberkante des Rockes gedehnt hatte, also nähte ich den Kopf etwas mehr an die Seite, als zunächst geplant, was eine doofe Falte über dem Reißverschluß macht. Ich bin auch nicht sicher, ob sich der Bund trotz Einlage beim Tragen noch aushängen wird. Jedenfalls habe ich den Rock mit Wäscheklammern eine Woche aushängen lassen, bevor ich den Saum nähte, weil ich nicht sicher war, ob sich das Material verändern würde oder nicht. Den Saum umnähte ich mit schmalem Satinschrägband, weil Umschlagen einen dicken Wulst ergeben hätte.
Ich bin froh, einen dunkelblauen neuen Rock zu haben (der auch ohne den warmen Petticoat darunter schön fällt), weil ich glaube, dass er gut zu meinem Leben und meinen Bedürfnisse passt und er meinem geliebten roten Rock vielleicht mal etwas Pause verschafft, bin aber gespannt, wie er sich längerfristig tragen wird. So ganz traue ich dem Material noch nicht - wir werden sehen. Meine Hoffnung ist aber, dass er ein unkomplizierter, schicker Rock wird und irgendwas sagt mir, dass das auch der Fall sein wird, denn im Gegensatz zu manch anderem fertig genähtem Stück, mag ich ihn schon jetzt!
Mehr selbstgemachte Sachen an echten Menschen findet ihr wie immer Mittwochs auf dem Me Made Mittwoch Blog, heute mit Frau Rogenrüth als Gastgeberin OHNE Strümpfe. Ach, da freu ich mich auch schon wieder drauf!