Zur Zeit kommen so viele neue Leute hier auf dem Blog vorbei, dass ich das Gefühl habe, ich müsste mich der Höflichkeit halber vorstellen. Das ist vielleicht für diejenigen, die hier schon länger lesen, kalter Kaffee, aber ich mach es trotzdem. Vorsicht, der Text wird lang und ist ohne Bilder. Aber vielleicht macht er euch trotzdem Freude. Das hoffe ich doch!
Also, ich heiße Meike, bin 47 Jahre alt, arbeite in Teilzeit als Coach und Autorin, blogge seit 2003 und schreibe seit fast sechs Jahren diesen Nähblog. 20 Stunden im Monat arbeite ich auch noch in einem Stoffladen und empfinde das als tollen Ausgleich zu meinem Job, der sich zum großen Teil am Schreibtisch abspielt. Ich bin verheiratet, habe ein frisch eingeschultes Kind und lebe mit meiner Familie in Hamburg. Seit dem Frühjahr 2010 hat mich das Nähfieber gepackt und seit dem ist Nähen ein wichtiger Teil meines Lebens geworden.
Als Teenager habe ich schon mal genäht. Damals habe ich auch viel gestrickt, ein bisschen gehäkelt, ein bisschen Makramee (Kind der 70er...) und natürlich gebastelt. Stricken war mir von allen Handarbeiten aber das Liebste. Als Schülerin und in den Anfangsjahren meines Studiums jobbte ich in einer Stoffabteilung eines Kaufhauses, das machte Lust auf nähen. Ich hatte gerne mit Stoffen zu tun und war hin und wieder beim Arbeiten so fasziniert von einem Material, dass ich es mit nachhause nahm und am gleichen Nachmittag noch ein Outfit für eine Verabredung am Abend nähte. Ihr könnt euch vorstellen, dass das alles andere als sorgfältig genäht, aber dafür sehr kreativ war. Jedenfalls habe ich damals niemals nach Schnittmustern genäht.
Zwischen Anfang 20 und 40 habe ich wenig gehandarbeitet. Eigentlich machte ich nur etwas selbst, wenn ich etwas ganz Spezielles brauchte: eine Mütze, einen Schal oder eine Häkelgardine als Geschenk für den restaurierten Küchenschrank einer Freundin. So, wie ich auch tapezieren und kochen kann, gehörte das Handarbeiten zum Leben dazu, ohne, dass ich es irgendwie ernst nahm oder gar als Hobby bezeichnete.
Als mein Kind ungefähr 1,5 Jahr alt war, hatte ich Lust, ein Wochenende raus zu kommen und mit Erwachsenen irgendetwas zu machen, das meine eingerosteten Gehirnwindungen wiederbelebt. Es war wirklich Zufall, dass ich einen Nähkurs machte - das war eben der Kurs, der mir in der Elternschule quasi vor die Füße fiel und der am wenigsten aufwendig zu organisieren war. Mein Leben wäre ganz anders verlaufen, wenn ich zufällig beim Yoga oder Angelschnitzen gelandet wäre.
Ich war erstaunt, wie viel Spaß es mir machte, im Nähkurs eine Latzhose für das Kind zu nähen, obwohl die Lehrerin streng war und mich aufforderte ordentlicher zu arbeiten, als es meine Art war. Der Wochenendkurs reichte nicht, um die Hose fertig zu bekommen, als ich sie zuhause an meiner geerbten Discountermaschine weiter nähte, wurden mir zwei Dinge klar: nähen macht Spass und wenn ich das weitermachen will, dann brauche ich eine neue, gescheite Nähmaschine.
In den folgenden Monaten nähte ich mit den Frauen des Nähkurses und meiner neuen Nähmaschine jeden Freitag. Schnell wurde mir klar, dass ich eigentlich viel mehr Lust habe, etwas für mich zum Anziehen zu nähen, als Kinderklamotten. Kindersachen gibt es auf dem Flohmarkt und in den Läden in großen Mengen, aber für meine Figur etwas Schönes zum Anziehen zu finden, ist wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen. Also begann ich, Kleidung für mich zu nähen.
Als erstes entdeckte ich Farbenmix. Ich war begeistert. Die genähten Beispiele sahen so anders aus, als das, was ich bisher in den Großen-Größen-Läden gekauft hatte. Mehr aber noch, als die Farbenfreude, begeisterte mich das Motto von Farbenmix. Ich habe es nicht mehr wörtlich im Kopf, aber es war sowas wie "du musst nicht perfekt nähen, im Zweifelsfall ist es Design". Dieser Spruch gab mir die Freiheit und den Mut mich auszuprobieren und einfach loszulegen.
Meine ersten Sachen, die ich für mich nähte, waren farbenfroh. Ich hatte dieses ewige Schwarz so satt. Viele Leute glauben ja, dass schwarz "schlank macht". Aber seien wir doch mal ehrlich. Es ist doch egal, ob ich schwarz oder grün trage - dass ich dick bin, sieht man ohnehin. Ich war bezaubert von modernden Stoffläden, die so spannende Muster, so farbenfrohe Stoffe und so interessante Designs boten. Alles das wollte ich haben und fand es auch prima, so bunte Klamotten zu nähen. Ich fand es super, wenn man meiner Kleidung schon von weitem ansah, dass sie selbstgenäht war, denn ich war ausgehungert nach Anerkennung und Lob. Das Leben als Mutter eines kleines Kindes, kann sehr arm an Anerkennung sein; der Job ist weit weg, das Gehirn ist wenig mehr gefordert, als ständig nur "nein dies", "nein jenes" zu sagen und auf dem Spielplatz zu sitzen und mit den Müttern die ewig gleichen Gespräche zu führen wird irgendwann auch langweilig. Und am Schlimmsten: wenn etwas süß/toll/großartig gefunden wird, dann das Kind. Als ich begann, meine Kleidung selbst zu nähen, bekam ich Respekt und Anerkennung und das tat verdammt gut!
Sehr schnell entdeckte ich Nähblogs und surfte vom einen zum anderen. Je mehr Nähblogs ich entdeckte, um so mehr merkte ich, wohin sich mein Geschmack entwickelte. Das, was ich zu sehen bekam, wurde vielfältiger. Ich entdeckte, dass es mehr zu nähen gab, als Farbenmix und ungefähr zu diesem Zeitpunkt, entwickelte sich der Me Made Mittwoch. Bam! Das war nen Ding. Plötzlich sah ich Woche für Woche, was Frauen alles großartiges für sich selbst nähen können! Ich war wirklich geflasht. Vieles, was ich sah, konnte ich erst einmal nicht auf mich übertragen. Es fiel mir schwer, mir vorzustellen, dass bestimmte Kleidungsstücke auch an meiner Figur gut aussehen könnten und viele Nähwerke waren auch jenseits davon, mit meinen noch unentwickelten Nähfähigkeiten umgesetzt werden zu können.
Aber das, was ich beim Me Made Mittwoch sah, liess mich nicht los. Immer stärker wurde dieses Bedürfnis, meinen Stil zu verändern und andere Kleidung zu nähen. Ich sah Frauen, die Röcke und Kleider trugen - viel mehr Frauen in Röcken und Kleidern als die Frauen in meinem echten Leben um mich herum. Auch wenn ich mir diese Kleider zunächst nicht an mir vorstellen konnte, ich fand sie einfach nur schön. Und dann sah ich mich eines Tages in der Fensterscheibe eines Busses gespiegelt: Ich trug Jeans und ein weißes T-Shirt und ich fand mich furchtbar. So viele Jahre hatte ich Jeans und Shirt getragen und dies niemals in Frage gestellt - warum auch, die meisten Menschen laufen schließlich so herum! Aber an diesem Tag wurde mir der Unterschied zwischen den Frauen in den Nähblogs und mir in Jeans und Shirt klar. Die Jeans mit ihrem engen Bund und das Shirt, die taten einfach nichts für mich. Es gab keinen Grund, bei diesem Kleidungsstil zu verharren, aber es gab jede Menge Gründe, mich in das Abenteuer zu wagen, ganz andere Kleidung für mich zu nähen.
Mein Problem war, dass es die Schnitte, die ich für mich nähen wollte, nicht in meiner Größe gab. Es bliebt mir gar nichts anderes übrig, als zunächst etwas über Schnittanpassungen, Schnitte vergrößern und bald auch etwas über Schnittkonstruktion zu lernen. Ich hatte mir bestimmte Kleidungsstücke in den Kopf gesetzt, die ich unbedingt an meinem Körper sehen wollte, also musste ich mir den Schnitt selbst machen, wenn es ihn schon nicht fertig gibt.
Die zahlreichen Sew Alongs in der Nähbloggerinnenwelt halfen mir dabei, mich an schwierige Projekte zu trauen und beim gemeinsamen Tun, in Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen des Sew Alongs, das Nötige zu lernen. Ich merkte gar nicht, wie viel ich Monat für Monat lernte und dass ich immer mehr tragbare Kleidungsstücke produzierte. Was für einen Output ich trotz knapper Zeit und ohne Nähzimmer hatte, merkte ich immer erst erstaunt beim obligatorischen Jahresrückblick. Und wenn ich so auf mein Werk schaute, wurde mir klar, dass ich nicht nur tolle Werke genäht hatte, sondern, dass auch mit mir etwas passiert war. In dem ich mehr und mehr das Nähte, was mir wirklich gefiel, wurde ich auch mehr und mehr zu der Frau aus meinen Träumen. Das passierte nicht über Nacht. Ich veränderte mich, im Laufe meiner Nähkarriere, genauso, wie sich der Inhalt meines Kleiderschrankes veränderte. Alles das, ist hier im Blog nachzulesen, der schon immer längere Texte hatte und weit mehr war, als eine reine Werkschau.
Ich stricke, häkele, koche, backe und bastele immer noch. Ich nähe auch immer wieder für mein Kind und meinen Mann und ich nähe tatsächlich auch hin und wieder Krimskrams. Aber alles das, was ich so nebenher handarbeite, ist in den letzten Jahren irgendwie nicht wichtig genug für meinen Blog gewesen. Die Suche nach Anerkennung war nicht mehr mein treibendes Motiv. Viel mehr wurde das gemeinsame Lernen mit anderen Nähbloggerinnen für mich wichtig und die Dokumentation meines eigenen Lernprozesses und meine persönliche Entwicklung. Das fand ich spannend und darüber hatte ich Lust zu bloggen und so wurde crafteln, ganz anders, als zunächst geplant, ein fast reiner Nähblog.
Da ich auch beruflich schreibe, war mir sehr schnell klar, dass ich das, was ich erlebte und fühlte, was selbstgenähte Kleidung mit mir macht, nicht nur im Blog aufschreiben will, sondern noch mal geordneter und aufbereitet in einem Buch. Es war nicht leicht, für dieses Buch einen Verlag zu finden, ist es doch kein typisches Handarbeitsbuch, obwohl es vom Handarbeiten handelt. Im Laufe diesen Jahres, habe ich dann gefühlt mehr über das Nähen geschrieben, als tatsächlich genäht. Aber die wichtigste Erkenntnis ist und bleibt: Nähen macht Spass. Kleidung nähen macht glücklich!
Also, ich heiße Meike, bin 47 Jahre alt, arbeite in Teilzeit als Coach und Autorin, blogge seit 2003 und schreibe seit fast sechs Jahren diesen Nähblog. 20 Stunden im Monat arbeite ich auch noch in einem Stoffladen und empfinde das als tollen Ausgleich zu meinem Job, der sich zum großen Teil am Schreibtisch abspielt. Ich bin verheiratet, habe ein frisch eingeschultes Kind und lebe mit meiner Familie in Hamburg. Seit dem Frühjahr 2010 hat mich das Nähfieber gepackt und seit dem ist Nähen ein wichtiger Teil meines Lebens geworden.
Als Teenager habe ich schon mal genäht. Damals habe ich auch viel gestrickt, ein bisschen gehäkelt, ein bisschen Makramee (Kind der 70er...) und natürlich gebastelt. Stricken war mir von allen Handarbeiten aber das Liebste. Als Schülerin und in den Anfangsjahren meines Studiums jobbte ich in einer Stoffabteilung eines Kaufhauses, das machte Lust auf nähen. Ich hatte gerne mit Stoffen zu tun und war hin und wieder beim Arbeiten so fasziniert von einem Material, dass ich es mit nachhause nahm und am gleichen Nachmittag noch ein Outfit für eine Verabredung am Abend nähte. Ihr könnt euch vorstellen, dass das alles andere als sorgfältig genäht, aber dafür sehr kreativ war. Jedenfalls habe ich damals niemals nach Schnittmustern genäht.
Zwischen Anfang 20 und 40 habe ich wenig gehandarbeitet. Eigentlich machte ich nur etwas selbst, wenn ich etwas ganz Spezielles brauchte: eine Mütze, einen Schal oder eine Häkelgardine als Geschenk für den restaurierten Küchenschrank einer Freundin. So, wie ich auch tapezieren und kochen kann, gehörte das Handarbeiten zum Leben dazu, ohne, dass ich es irgendwie ernst nahm oder gar als Hobby bezeichnete.
Als mein Kind ungefähr 1,5 Jahr alt war, hatte ich Lust, ein Wochenende raus zu kommen und mit Erwachsenen irgendetwas zu machen, das meine eingerosteten Gehirnwindungen wiederbelebt. Es war wirklich Zufall, dass ich einen Nähkurs machte - das war eben der Kurs, der mir in der Elternschule quasi vor die Füße fiel und der am wenigsten aufwendig zu organisieren war. Mein Leben wäre ganz anders verlaufen, wenn ich zufällig beim Yoga oder Angelschnitzen gelandet wäre.
Ich war erstaunt, wie viel Spaß es mir machte, im Nähkurs eine Latzhose für das Kind zu nähen, obwohl die Lehrerin streng war und mich aufforderte ordentlicher zu arbeiten, als es meine Art war. Der Wochenendkurs reichte nicht, um die Hose fertig zu bekommen, als ich sie zuhause an meiner geerbten Discountermaschine weiter nähte, wurden mir zwei Dinge klar: nähen macht Spass und wenn ich das weitermachen will, dann brauche ich eine neue, gescheite Nähmaschine.
In den folgenden Monaten nähte ich mit den Frauen des Nähkurses und meiner neuen Nähmaschine jeden Freitag. Schnell wurde mir klar, dass ich eigentlich viel mehr Lust habe, etwas für mich zum Anziehen zu nähen, als Kinderklamotten. Kindersachen gibt es auf dem Flohmarkt und in den Läden in großen Mengen, aber für meine Figur etwas Schönes zum Anziehen zu finden, ist wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen. Also begann ich, Kleidung für mich zu nähen.
Als erstes entdeckte ich Farbenmix. Ich war begeistert. Die genähten Beispiele sahen so anders aus, als das, was ich bisher in den Großen-Größen-Läden gekauft hatte. Mehr aber noch, als die Farbenfreude, begeisterte mich das Motto von Farbenmix. Ich habe es nicht mehr wörtlich im Kopf, aber es war sowas wie "du musst nicht perfekt nähen, im Zweifelsfall ist es Design". Dieser Spruch gab mir die Freiheit und den Mut mich auszuprobieren und einfach loszulegen.
Meine ersten Sachen, die ich für mich nähte, waren farbenfroh. Ich hatte dieses ewige Schwarz so satt. Viele Leute glauben ja, dass schwarz "schlank macht". Aber seien wir doch mal ehrlich. Es ist doch egal, ob ich schwarz oder grün trage - dass ich dick bin, sieht man ohnehin. Ich war bezaubert von modernden Stoffläden, die so spannende Muster, so farbenfrohe Stoffe und so interessante Designs boten. Alles das wollte ich haben und fand es auch prima, so bunte Klamotten zu nähen. Ich fand es super, wenn man meiner Kleidung schon von weitem ansah, dass sie selbstgenäht war, denn ich war ausgehungert nach Anerkennung und Lob. Das Leben als Mutter eines kleines Kindes, kann sehr arm an Anerkennung sein; der Job ist weit weg, das Gehirn ist wenig mehr gefordert, als ständig nur "nein dies", "nein jenes" zu sagen und auf dem Spielplatz zu sitzen und mit den Müttern die ewig gleichen Gespräche zu führen wird irgendwann auch langweilig. Und am Schlimmsten: wenn etwas süß/toll/großartig gefunden wird, dann das Kind. Als ich begann, meine Kleidung selbst zu nähen, bekam ich Respekt und Anerkennung und das tat verdammt gut!
Sehr schnell entdeckte ich Nähblogs und surfte vom einen zum anderen. Je mehr Nähblogs ich entdeckte, um so mehr merkte ich, wohin sich mein Geschmack entwickelte. Das, was ich zu sehen bekam, wurde vielfältiger. Ich entdeckte, dass es mehr zu nähen gab, als Farbenmix und ungefähr zu diesem Zeitpunkt, entwickelte sich der Me Made Mittwoch. Bam! Das war nen Ding. Plötzlich sah ich Woche für Woche, was Frauen alles großartiges für sich selbst nähen können! Ich war wirklich geflasht. Vieles, was ich sah, konnte ich erst einmal nicht auf mich übertragen. Es fiel mir schwer, mir vorzustellen, dass bestimmte Kleidungsstücke auch an meiner Figur gut aussehen könnten und viele Nähwerke waren auch jenseits davon, mit meinen noch unentwickelten Nähfähigkeiten umgesetzt werden zu können.
Aber das, was ich beim Me Made Mittwoch sah, liess mich nicht los. Immer stärker wurde dieses Bedürfnis, meinen Stil zu verändern und andere Kleidung zu nähen. Ich sah Frauen, die Röcke und Kleider trugen - viel mehr Frauen in Röcken und Kleidern als die Frauen in meinem echten Leben um mich herum. Auch wenn ich mir diese Kleider zunächst nicht an mir vorstellen konnte, ich fand sie einfach nur schön. Und dann sah ich mich eines Tages in der Fensterscheibe eines Busses gespiegelt: Ich trug Jeans und ein weißes T-Shirt und ich fand mich furchtbar. So viele Jahre hatte ich Jeans und Shirt getragen und dies niemals in Frage gestellt - warum auch, die meisten Menschen laufen schließlich so herum! Aber an diesem Tag wurde mir der Unterschied zwischen den Frauen in den Nähblogs und mir in Jeans und Shirt klar. Die Jeans mit ihrem engen Bund und das Shirt, die taten einfach nichts für mich. Es gab keinen Grund, bei diesem Kleidungsstil zu verharren, aber es gab jede Menge Gründe, mich in das Abenteuer zu wagen, ganz andere Kleidung für mich zu nähen.
Mein Problem war, dass es die Schnitte, die ich für mich nähen wollte, nicht in meiner Größe gab. Es bliebt mir gar nichts anderes übrig, als zunächst etwas über Schnittanpassungen, Schnitte vergrößern und bald auch etwas über Schnittkonstruktion zu lernen. Ich hatte mir bestimmte Kleidungsstücke in den Kopf gesetzt, die ich unbedingt an meinem Körper sehen wollte, also musste ich mir den Schnitt selbst machen, wenn es ihn schon nicht fertig gibt.
Die zahlreichen Sew Alongs in der Nähbloggerinnenwelt halfen mir dabei, mich an schwierige Projekte zu trauen und beim gemeinsamen Tun, in Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen des Sew Alongs, das Nötige zu lernen. Ich merkte gar nicht, wie viel ich Monat für Monat lernte und dass ich immer mehr tragbare Kleidungsstücke produzierte. Was für einen Output ich trotz knapper Zeit und ohne Nähzimmer hatte, merkte ich immer erst erstaunt beim obligatorischen Jahresrückblick. Und wenn ich so auf mein Werk schaute, wurde mir klar, dass ich nicht nur tolle Werke genäht hatte, sondern, dass auch mit mir etwas passiert war. In dem ich mehr und mehr das Nähte, was mir wirklich gefiel, wurde ich auch mehr und mehr zu der Frau aus meinen Träumen. Das passierte nicht über Nacht. Ich veränderte mich, im Laufe meiner Nähkarriere, genauso, wie sich der Inhalt meines Kleiderschrankes veränderte. Alles das, ist hier im Blog nachzulesen, der schon immer längere Texte hatte und weit mehr war, als eine reine Werkschau.
Ich stricke, häkele, koche, backe und bastele immer noch. Ich nähe auch immer wieder für mein Kind und meinen Mann und ich nähe tatsächlich auch hin und wieder Krimskrams. Aber alles das, was ich so nebenher handarbeite, ist in den letzten Jahren irgendwie nicht wichtig genug für meinen Blog gewesen. Die Suche nach Anerkennung war nicht mehr mein treibendes Motiv. Viel mehr wurde das gemeinsame Lernen mit anderen Nähbloggerinnen für mich wichtig und die Dokumentation meines eigenen Lernprozesses und meine persönliche Entwicklung. Das fand ich spannend und darüber hatte ich Lust zu bloggen und so wurde crafteln, ganz anders, als zunächst geplant, ein fast reiner Nähblog.
Da ich auch beruflich schreibe, war mir sehr schnell klar, dass ich das, was ich erlebte und fühlte, was selbstgenähte Kleidung mit mir macht, nicht nur im Blog aufschreiben will, sondern noch mal geordneter und aufbereitet in einem Buch. Es war nicht leicht, für dieses Buch einen Verlag zu finden, ist es doch kein typisches Handarbeitsbuch, obwohl es vom Handarbeiten handelt. Im Laufe diesen Jahres, habe ich dann gefühlt mehr über das Nähen geschrieben, als tatsächlich genäht. Aber die wichtigste Erkenntnis ist und bleibt: Nähen macht Spass. Kleidung nähen macht glücklich!