wieso machen versandhändler eigentlich immer son theater wg versandgebühren? stationäre händler jammern mir doch auch nix vor über die miete— katia (@knetagabo) 18. Januar 2017
Seit ein paar Tagen denke ich über dieses Statement nach, das ich auch auf twitter geteilt habe. Es ist so viel wahres daran und trotzdem kann ich nicht einfach einen Haken darunter machen.
Als ich darüber nachdachte, Schnittmuster auf den Markt zu bringen, habe ich lange abgewogen, ob ich diese als digitales Produkt oder in Papierform anbieten möchte. Letztlich habe ich mich aus vielerlei Gründen für die digitale Form entschieden. Ab gesehen davon, dass ich es praktisch finde, nur das materiell zu lagen, was ich wirklich brauche (Stichwort: kleine Wohnung) und die Ordnung und Wiederauffindbarkeit von digitalen Produkten einfacher finde, es gerne mag, Schnittmuster zum Stoffkauf immer dabei zu haben, sah ich mich einfach nicht als kleines Versandunternehmen, das jeden Tag mit Päckchen zur Post geht. Mir kräuseln sich die Zehennägel, wenn ich nur daran denke, wie es wäre, ein ganzes Warenlager vorzufinanzieren und irgendwo verstauen zu müssen. In der Stadt ist jeder Quadratmeter teuer und ich wüsste auch nicht, wer mich im Urlaubs- oder Krankheitsfall vertreten würde.
Trotzdem würde ich schon gerne das eine oder andere kleine Produkt im Schnittmusterkiosk mit aufnehmen. Zum Beispiele wären Druckknöpfe für den Stadtmantel prima, denn dieser braucht 7 Knöpfe, während die handelsübliche Verpackungsform oft 3 Stück oder 10 Stück ist. Da wäre es doch ein netter Service, Päckchen mit 7 Knöpfen anzubieten. Gut fände ich es auch, die Bücher von Suschna oder Nahtzugabe anzubieten, weil ich es toll finde, dass Frauen aus der Nähblogcomunity etwas geschaffen haben und weil die Bücher einfach toll sind. Die Produktideen, die ich habe, sind klein, also leicht zu lagern und zu versenden. Ich liebäugele schon sehr mit der Idee, weiß aber immer noch nicht, was ich im Krankheits- oder Urlaubsfall mache.
Aber was ist mit den Versandkosten? Heutzutage sind Menschen gewohnt, Bücher über Nacht versandkostenfrei zugeschickt zu bekommen. Darf ich da überhaupt Versandkosten berechnen? Würde überhaupt jemand bei mir bestellen? Rentiert sich die Marge zwischen Einkaufspreis und Verkaufspreis, wenn ich bedenke, dass ich dafür vorfinanzieren, lagern, verpacken und bei jedem Schietwetter und engem Zeitplan auch noch zur Post muss? Wenn ich mein eigenes Buch im Schnittmusterkiosk einstelle, dann ist der Mehrwert der KäuferInnen, dass sie sich wünschen könne, dass ich ihnen was Nettes ins Buch reinschreibe. Aber warum sollten sie Bücher bei mir kaufen, wenn sie sie ohne Versandkosten woanders bestellen können?
Ich halte "jammern" für falsch. Insofern unterstütze ich das Zitat von oben. Versandkosten müssen eben mit einkalkuliert werden. Im Gegensatz zur Miete haben sie ja auch noch den Vorteil, dass sie nur bei tatsächlichen Käufen anfallen. EinzelhändlerInnen können vermutlich ein Lied davon singen, wie mies es sich anfühlt, in verkaufsschwachen Zeiten im teuren Laden zu sitzen und auf KundInnen zu hoffen. In die Kalkulation muss meines Erachtens neben der rein finanziellen Kostenrechnung der Aspekt mit rein, ob es für die KundInnen einen Mehrwert bietet, wenn das Angebot da ist. Und deswegen meine Frage an euch:
Würde es euch gefallen, wenn es im Schnittmusterkiosk ergänzend zu den Schnittmustern und Workshops auch noch ausgewählte Nähbücher oder nützlicher Schnickeldi zum Umsetzen der Schnittmuster oder für Schnittmusteranpassungen gäbe? Was würdet ihr euch wünschen?