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Badenixen Sew Along: Finale der Herzen

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Ich habe wirklich alles gegeben, um rechtzeitig zum Finale der Herzen des Badenixen Sew Alongs fertig zu werden. Und ich bin heute fertig geworden. Ich bin allerdings nur um Erkenntnis, nicht um einen Badeanzug reicher.




Fertig bekommen habe ich "nur" das Probemodell. Trotzdem ist es das teuerste Nähprojekt, was ich bisher gemacht habe. Teurer als der Wintermantel aus gutem Wollstoff.

Der Probe-Bombshell - ein Satz mit X

Zum Beweis, dass ich tapfer bis zum Ende durchgehalten habe, habe ich das Drecksding fotografiert. Was man dank des dankbaren schwarz nur schlecht erkennen kann, ist die liderliche Verarbeitung der oberen Kante und der angenähten Bänder. Am Schluß ahnte ich, nach ein paar Anproben, das Desaster und wollte das Probeding nur noch zusammentackern, um den Beweis zu haben, dass es nicht funktioniert. Hätte es wiedererwartend doch funktioniert, hätte ich vermutlich noch mal getrennt und den Gummi oben, den Saum und die Bindebänder ordentlicher angenäht.



Warum ist es ein Reinfall?

Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Ich sage nur "Neckholder". Neckholder funktioniert nicht bei schweren Brüsten. Ich hoffte allerdings, dass es irgendwie doch funktionieren könnte. Immerhin besitze ich einen Tanknini ähnlichen Schnitts (allerdings mit "konventionellen Trägern"), der einigermaßen sitzt. Bei Bademoden müssen Frauen mit großen Brüsten ohnehin Abstriche machen. Die Wirkung der Schwerkraft kann möglicherweise bei Bademodellen, die nicht genau so wie ein BH genäht sind, einfach nicht aufgehoben werden. Mir war schon klar, dass die Brüste bei dem Badeanzug weiter unten positioniert wären, als im Kleid mit BH darunter, aber dass es so schlimm ist... und dass der Zug auf den Bindebändern um den Hals unerträglich ist und trotzdem nichts bewirkt. Das hätte ich in dieser Extremform nicht gedacht.

Ich nähte deswegen, in quasi weiser Voraussicht, eine Art BH, den ich in zwischen Futter und Oberstoff einnähte. Allerdings habe ich noch nie einen BH genäht. Ich habe mich zwar theoretisch schlau gemacht und außerdem trage ich seit 33 Jahren einen BH, aber trotz der Verwendung von Powernet, einnähbaren Miederstäbchen, Unterbrustgummi und Cups, reichte die Statik nicht aus, um quasi halterlos zu funktionieren. "Halterlos" deswegen, weil für das Gewicht, dass getragen werden muß, die Bändern um den Hals einfach nen Witz sind. Einen Teil des Gewichtes übernahm zwar der Unterbrustgummi, aber das reichte einfach nicht.


Ein zweiter Grund, wieso der Bombshell nichts für Kaliber wie mich ist, sind die neckischen Falten. Die Raffungen sehen bei Frauen, die ein wenig mehr Kurven erzeugen wollen, als gegebenenfalls vorhanden sind, neckisch aus. Ich schaute nur entsetzt auf meinen Po. Eine voluminöse Geschenkverpackung - es fehlte nur das Hasenschwänzchen oder ne rosa Schleife. Neee, neee, da hatte ich anscheinend auch zu viel vergrößert. Diese aufgeplusterten Falten am Po.... das kannstde niemand zeigen! Hingegen am Bauch hatte ich zu wenig vergrößert. Während sich hinten der Po plustert, als wolle ich gleich ein Ei legen, spannen die Falten doch tatsächlich über dem Bauch. Das sähe nur ok aus, wenn ich in Vorfreude auf ein Baby wäre.

So sehr ich doch dafür bin, echte Bilder von echten Frauen, jeden Alters, jeder Figur etc zu zeigen. Das geht nun wirklich nicht. Das Ding, wird höchstens sturzbetrunken guten Freundinnen gezeigt, falls es nicht vorher in die Mülltonne wandert oder ausgeschlachtet wird.

Die Erkenntnisse

Erkenntnisse habe ich eine Menge gesammelt. Zuallererst fand ich es spannend, mit dem Nähen von Bademode und Unterwäsche eine völlig neue Welt zu betreten. Andere Läden, andere Materialien. Es ist wirklich faszinierend, was da noch geht! Und frau kann da ne Menge Geld lassen.

Ich habe nicht zusammengerechnet, was ich alles ausgegeben habe. Besser ist das. Aber dank Nachbestellungen, weil Material fehlte - das konnte ich vorher noch nicht wissen - dem weiteres Material dazulegen, damit das Porto nicht so ins Gewicht fällt, bin ich vermutlich bei 150 Euro gelandet. Wenn ich bedenke, dass mein Ausgangspunkt ein Geldgeschenk von 100 Euro war, habe ich immer noch eine Menge Lehrgeld bezahlt. Das ärgert mich.

Auf der anderen Seite habe ich das geschenkte Geld in dieses Projekt investiert, weil es mir mit den Worten geschenkt wurde "kauf dir was, was du dir sonst nicht gönnen würdest". Tja, das habe ich. Ich hätte sonst vernünftig dreimal nachgedacht und mich gegen den Bombshell und den Sew Along entschieden. Das Geld ist ja nicht weg. Ich habe noch eine große Tüte an Material übrig. Da kann ich noch die eine oder andere Bikini-Hose mit nähen, selbst wenn sie bis unter die Achseln geht. Und das will ich auch. Diesen Sommer vermutlich nicht mehr, aber perspektivisch will ich an dem Projekt schon weitermachen. Auf jeden Fall die eine oder andere Hose und am liebsten noch dazu ein Bikini-Oberteil, das wir ein BH gearbeitet ist. Aber das muß jetzt nicht sofort sein. Das Kind soll nun im Herbst endlich schwimmen lernen. Es wird also auch dann noch Gelegenheiten geben, bei denen ich was zum Anziehen brauche.

Scheitern?

Bin ich nun gescheitert? Also ich habe definitiv etwas genäht, was ich nicht tragen werde. Ich habe viel Zeit und Geld in ein Projekt gesteckt, das kein verwertbares Ergebnis hat. Trotzdem würde ich es nicht als Scheitern bezeichnen. Viel mehr noch, als bei anderen Kleidungsstücken, wurde ich mit der Realität meines Körpers konfrontiert. Um es plakativ zu sagen: sind Kleider eigentlich nur Zierde, ging es beim Bombshell tatsäschlich um Statik. Das ist mir zwar nicht gelungen, aber ich habe herausgefunden, dass Statik interssant ist und einen kleinen Einblick gewonnen, was dafür nötig sein könnte. Ob ich nun einen Faible für Statik entwickeln werde, oder beim Kleidernähen bleibe, weiß ich noch nicht. Ich finde aber diesen Aspekt trotzdem unheimlich spannend.





Frau Nahtzugabe hat natürlich recht. Die tweets habe ich favorisiert und fühlte mich eher getröstet als angegriffen!

Gescheitert bin ich dahingehend, dass ich für die Badeverabredungen in den nächsten Wochen, keinen Wow-Badeanzug habe. Das wäre ja auch zu schön gewesen. Letztlich spielte da mein Kopfkleiderschrank mir etwas vor, das zugegebener Maßen unrealistisch war. Ich bin eben anders. Beim Kleidernähen sehe ich das ja als meine persönliche Herausforderung, durch das selber Nähen alles möglich zu machen. Ich sprenge die Vorgaben bezüglich Augengewöhnung und zur Verfügung stehender Schnitte und mache einfach mein Ding. Selbst wenn andere dann nicht "Wow" juchzen, freue ich mich, wenn ich ein Teil meines Kopfkleiderschrankes verwirklicht habe. Möglicherweise hat der Kopfkleiderschrank aber berechtigte Grenzen und nicht alles geht. Ich bin traurig, dass ich mich nicht mit den anderen Bombshell-Nähnerds zum Synchronschwimmen verabreden kann. Das wäre wirklich ein entzückendes Bild gewesen - im Traum sind wir schon oft gemeinsam zur Musik geschwommen. Trauer und Enttäuschung ist eindeutig dabei, die lässt sich auch nicht wegrationalisieren!

Trotzdem ganz herzlichen Dank an Frau Fadenverloren für die bezaubernde Organisation des Badenixen Sew Alongs. Ich finde es toll, dass du dich hast überreden lassen und damit anderen Mut gemacht hast, es einfach mal zu versuchen. Danke!

edit: 
Den Post habe ich, frustriert, gestern abend nach Fertigtstellung geschrieben, aber noch nicht online gestellt, weil ich keine Fotos machen konnte. Heute gab ich dem Ding noch mal eine Chance. Der Fairniss halber, probierte ich auch meinen Schwimm-Badeanzug und meinen Plansch-Tankini an zum Vergleich, denn ich wollte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

Was soll ich sagen: durch Zufall fand ich eine Möglichkeit, wie ich den Bombshell tragen könnte. Den Vorschlag der twitter Nähnerds aufnehmend, kreuzte ich die Bänder über den Rücken und weil ich nicht wusste, wohin damit, knotete ich sie vorne unter der Brust. Oh! Wenn ich den Bombshell bis fast unter die Achseln ziehe (so dass die Brust seitlich gestützt wird, da habe ich ja Miederstäbchen eingenäht) und dann die Bänder hinten kreuze und durch das Verknoten ein zusätzliches Unterbrustband schaffe, dann kann ich die Schwerkraft ein wenig austricksen. Es geht und es ist auch nicht so unbequem. Die Rückansicht bleibt allerdings und das Ding bleibt trotzdem zum nächsten Badeausflug zuhause.

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