Zwischen den Jahren liebe ich es, einmal auf das Jahr zurück zu blicken und auch hier, habe ich 2013 und 2012 ein Resumée meines Nähjahres gezogen. Dieser Blick zurück würdigt noch mal, was ich geschaffen habe. Es geht mir weniger um Quantität noch will ich irgendjemand mit dem ganzen Kram brüskieren. Ich schaue nur gerne zurück, bin stolz auf das, was ich gemacht habe und versuche herauszufinden, was das Motto des Jahres war.
Gefühlt habe ich dieses Jahr weniger genäht als die letzten beiden Jahre. Das ist vermutlich auch wahr, denn ich habe mehr gearbeitet und damit natürlich auch weniger Zeit für das Nähen gehabt. Aber noch habe ich nicht nach Fotos gesucht und gezählt. Wer weiß, vielleicht ist es doch nicht so wenig.
Gefühlt habe ich dieses Jahr nur Tellerröcke und Frau-Kirsche-Kleider genäht und getragen und vermutlich stimmt das auch.
2014 ist für mich das Jahr der Schnittkonstruktion und der Experimente. Anfang des Jahres begann ich mit meinem kleinen Privatunterricht und lernte wie man einen Kleidergrundschnitt, einen Jackengrundschnitt und einen Hosengrundschnitt macht. Jetzt habe ich diese drei Grundschnitte und hoffentlich genug Wissen, diese auch auf körperliche Veränderungen anzupassen, die vermutlich nicht ausbleiben werden. Für den Schnittkonstruktionskurs habe ich einige Probemodelle genäht, die aber kurz vor Mülltonne stehen. Also genäht habe ich schon.
Das war wirklich gut investiertes Geld und ich freue mich, dass meine Familie mich unterstützte und mir diesen Wunsch zum großen Teil erfüllte. Ich habe sicherlich nicht alles Gelernte "parat", merke aber, dass ich Bekleidung und Schnitte nun anders angehe und den Schritt zu einem tieferen Verständnis getan habe. Das schöne an dem Privatunterricht ist, dass ich ihn ja jederzeit wieder aufnehmen kann, wenn ich ein neues Bedürfnis, eine neue verrückte Idee bekomme, was ich unbedingt lernen will. Jetzt habe ich aber erst mal das Gefühl, dass es genug ist und ich das Gelernte erstmal anwenden und üben muß.
Das größte Experiment war der Badeanzug. Ohne den Badenixen Sew Along und die Gemeinschaft der Nähnerds, hätte ich vermutlich noch nicht mal die Idee gehabt, mir einen Badeanzug zu nähen. So aber war der Sog groß und da ich zum Geburtstag einen Geldbetrag geschenkt bekam, der nicht zweckgerichtet war, beschloss ich, dass ich mit so einem unverhofften Geldsegen auch mal ein unvernünftiges Projekt wagen darf. Ich versuche nicht allzu böse auf das ungenutzte Material zu sein, denn es sind noch einige Reste übrig. Vermutlich werde ich das irgendwann noch mal rauskramen und mich noch mal an Badeklamotten versuchen. Irgendwie amüsiert es mich auch, wie sehr ich an diesem Experiment gescheitert bin. Es ist gesund, der Näh-Hybris manchmal ein bißchen Einhalt zu gebieten.
Allerdings, das Thema Dessous..... ach, kein Druck. Interesse ist da, aber es muß ja nicht alles gleich sofort!
In diesem Jahr habe ich auch viel darüber nachgedacht, wie sinnvoll eigentlich mein sehr freies, unbedarftes Nähen ist. Ich habe nur wenige Nähkurse gemacht, wenn ich mich recht erinnere, waren das ein paar Einführungen meiner Mutter, als ich Teenager war und zwei oder drei Wochenendkurse, sowie zwei Nähkursabende. Irgendwie habe ich mir das alles selbst beigebracht und habe dabei auch relativ wenig in Bücher geschaut. Das eine oder andere habe ich im Internet aufgeschnappt, aber eigentlich nähe ich immer nur drauf los.
Da ich in meiner Kleidernähkarriere früh mit den Knip Mode Schnitten begonnen habe, habe ich gefühlt auch nur sehr selten nach Anleitungen genäht. Ich erinnere mich an ein Burda Kleid und einen Mantel aus der Ottobre. Danach kamen die niederländischen Anleitungen, die ich nicht verstand und die mich für das Lesen von Anleitungen verdorben haben.
Naja, ich nähte nicht nur Tellerröcke und Frau-Kirsche-Kleider , zwei Unterröcke hatte ich ja, inspiriert durch den Untendrunter-Sew-Along auch noch genäht....
Rückblickend wurde mir klar, dass das Interesse für Schnittkonstruktion wirklich zwangsläufig war, denn ich habe sowieso nie wirklich nach Schnitten genäht. Kein Wunder, denn die, die mir gefielen gab es sowieso meist nicht in meiner Größe. Ich muß also vor dem Beginn eines Nähprojektes einiges an Zeit in Schnittanpassung stecken, um dann irgendwann ein Ergebnis zu bekommen, muß das Nähen dann schnell gehen.
Jetzt bin ich ja eher so der schnell-schnell-nicht-so-ordentlich-und-wenig-perfekt-Typ und sehr ergebnisorientiert, deswegen sind vielleicht manche Dinge von mir vermutlich unkonventionell genäht. Theoretisch habe ich Lust, mich 2015 ein wenig mehr dem "guten Nähen" zuzuwenden. Mal schauen, ob ich das auch praktisch machen werde. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich diesen Vorsatz schon in den letzten Jahren hatte...
Im Laufe des Jahres hatte ich mir mal Gedanken darüber gemacht, ob ich das "Serien-Nähen" gut oder schlecht finde und bin immer noch der Meinung, dass das gut ist. Wenn ich einen Schnitt mag und mehrmals nähe, dann bin ich nicht mehr ganz so gierig und kann mich auch mehr auf das Nähen konzentrieren. Außerdem schaffe ich mir damit Freiraum, auch verrückte Projekte anzugehen, weil ich für diese nicht so einen Erfolgsdruck habe.
Mal schauen, wohin die Nähnerd-Reise nächstes Jahr hingeht. Ein Ziel habe ich nicht. Das Schöne an unserer Comunity ist ja, dass sich neue Ziele immer wie von selbst ergeben, weil wir in Kontakt sind. Das finde ich prima, denn das bringt mich dazu, auch Dinge zu probieren, die ich erstmal als zu groß empfinde oder als nicht-zu-meinem-Leben passend. Es macht mich froh, dass ich twitter für mich entdeckte und sich die Nähnerds mittlerweile dort ganz selbstverständlich dort "bewegen". Ich kann mir die Vielzahl an Aktionen, die uns durchs Jahr begleiten, nur so erklären, dass neue Ideen schnell dort von Mehreren angedacht und damit auch schnell realisiert werden. Es ist doch so viel einfacher, mit einer Idee für eine gemeinsame Aktion zu starten, wenn frau schon mal weiß, dass es Interessierte gibt, die die Idee klasse finden und mitmachen wollen. Ich bin sicher, es wird uns noch das eine oder andere einfallen.
Mittlerweile stricke und häkele ich auch wieder ziemlich viel. Ich kann einfach nicht abends vor dem Fernseher sitzen und nichts tun. Ich mag Strickstücke, die dünn und filigran sind, weil ich ne heiße Braut bin, allerdings habe ich in den letzten Monaten das Vergnügen zu schätzen gelernt, mit dickeren Nadeln schnell Erfolgserlebnisse zu haben. Der spontane Sinnesfrid Knit Along war klasse und ich habe diesen Herbst gleich noch zwei nichtverbloggte Sinnesfrids gestrickt.
In den letzten Wochen war ich froh, dass mir der Arm nicht mehr so wehtat, wie noch beim Frühlingsjäckchen. Das war auch ein neues Erlebnis für mich: einen richtigen Knit-Along anzuführen, obwohl ich auch beim Stricken das Gefühl habe, eigentlich alles sehr selbstausgedacht zu machen. Ganz abgesehen von der Vorbildfunktion und dem damit verbundenen Zeitdruck. Das war keine leichte Aufgabe, aber eine gute Erfahrung.
Die Strickpause über den Sommer hat wohl gut getan, jetzt geht mir Stricken wieder leicht von der Hand. Wenn der Weihnachtskram weg ist, werde ich dann wohl auch endlich mal die Häkeldecke fertig machen, die allerdings schon Monate lang unfertig in Benutzung war. Das Deckenhäkeln hat mir Spaß gemacht. Ich muß mal überlegen, was ich kleinteiliges Häkeln könnte, denn das mag ich so gerne mitnehmen, um zum Beispiel beim Fußballtraining die Zeit sinnvoll zu nutzen.
Wenn ich durch mein Blog blättere, dann finde ich gleich zu Jahresanfang den Wintermantel, der zu meiner Schande immer noch nicht fertig ist. Erst dachte ich, dass ich den himbeerroten Wintermantel so extrem über hätte, aber irgendwie finde ich ihn immer noch ganz gut, obwohl ich ihn schon den dritten Winter trage. Mich stört auch nicht, dass man ihm an manchen Stellen die mangelnde Näherfahrung ansieht. Vielleicht hält mich von der Fertigstellung des dunkelblauen Mantels ab, dass ich (glücklicherweise) gar nicht so viele Anlässe für einen "guten" Mantel habe. Aber ich sollte mich dem Ding wirklich mal wieder annehmen und ihn fertig machen.
Besonders toll war natürlich der die Stoffwechsel-Aktion. Da würde ich gerne beim nächsten Mal wieder mit machen. Es war eine sehr lehrreiche Erfahrung für mich, mich da durchzubeißen. Bei der Wiederholung im Herbst war ich nicht dabei und das war gut so. Ich hätte mich nicht darauf einlassen können, weil ich mit zu vielen anderen Dingen beschäftigt war. 2015 sieht auch ganz danach aus, als würde ich in naher Zukunft noch mehr arbeiten, das ist schön, aber auch nicht gut, um bei so interessanten Sew Alongs mitzumachen. Ich versuche einen Weg für mich zu finden, mich von dem damit verbundenen Zeitdruck unabhängig zu machen und trotzdem Teil der Comunity zu bleiben und zu geben, statt nur passiv zu konsumieren.
Und wenn ich schon bei Aktionen bin: der Nähnerd-Podcast von Muriel hat mich sehr berührt. Auch wenn diese Erkenntnis so sehr 2004 ist, hat es mich erst jetzt, 2014 so berührt, Stimmen zu hören. Das sind ja auch ganz besondere Stimmen, denn es sind Stimmen von Menschen, die ich schon lange lese und schätze. Ich fand es klasse, auch Teil der Aktion sein zu dürfen. Nicht zuletzt hat der Podcast mich zu dem Hörspiel für die MMM-Spendenaktion inspiriert.
Ganz erstaunlich war dann in der Mitte des Jahres mein Bedürfnis Hosen nähen oder zu tragen zu wollen. Damit bin ich noch nicht durch und bin gespannt, wie sich das Thema Hosen 2015 weiterentwickelt. Es war ein wenig schäbig, den HosenHerbst im Dezember nicht mit einem würdigen Finale zu beenden, aber ich hatte einfach keine Kraft. Das hole ich dann im Januar nach, denn ich habe schon das Gefühl, das Thema auch vorläufig beenden zu wollen, um wieder frei von einer Hosenverpflichtung zu sein.
Zwei neue Nähthemen hatte ich noch dieses Jahr: Strickjacken und T-Shirts nähen. Die Idee, Strickjacken zu nähen hatte ich schon länger, fand aber bisher weder überzeugenden Schnitt und noch weniger überzeugende Strickstoffe. Nachdem ich den Jenna Cardi genäht habe, bin ich aber am überlegen, ob es nicht auch um die Ecke gedacht geht. Wieso muß es eigentlich Strick sein, ich könnte doch auch mal den Rib Jersey oder Nicky probieren. Das ist etwas, was auf meiner To do Liste steht.
Nachdem ich seit längerer Zeit mein erstes Shirt nähte, bin ich auch wieder auf das Thema Shirt-Nähen gestoßen und hatte den Aha-Effekt, dass meine früheren Shirts deswegen so doof wurden, weil ich Viscosejersey nutze, der natürlich jedes Röllchen zeigt. Die Shirts, die ich gerne trage, sind aus Baumwolljersey, warum bin ich da nur nicht früher darauf gekommen? Ein neuer Baumwolljersey dreht gerade jetzt in der Waschmaschine und wird vermutlich mein erstes Nähprojekt für 2015 werden.
Für andere habe ich auch genäht. Ein paar Shirts, Mützen und ein Faschingskostüm für das Kind. Sicherlich ein paar kleine Geschenke, aber so etwas vergesse ich immer wieder schnell wieder. Und dieses Jahr hat auch zum ersten Mal mein Mann etwas bekommen: zwei Bermuda-Shorts.
Achja, ein paar Beutel habe ich noch genäht und eine Clutch
Ach, wenn ich so schaue, dann habe ich doch viel genäht bzw. viel Zeit in mein Hobby investiert. Das ist doch prima. Es wirklich eine erstaunliche Enwicklung, die ich da gemacht habe. Ich bin sehr glücklich, dass ich nun einen schön ausgestatteten Kleiderschrank habe und mich wohl in meinen Klamotten fühle. Es fühlt sich wirklich klasse an, dass ich theoretisch fast alles realisieren könnte, wenn ich das nur wollte. Ich merke, wie die Gier abgenommen hat und das ist gut so. Das macht auch Platz für berufliches Streben! Das ist jetzt 2015 dran und fühlt sich auch gut an.
Mir gefällt es, dass ich eine Menge an Hintergrundwissen dieses Jahr gelernt habe. Auch wenn ich den Schnittkonstruktionskurs und die damit verbundenen Hausaufgaben sehr sehr anstrengend fand, macht es mich so glücklich, dass ich diesen Traum realisieren konnte. Ich sehe das als eine offene Baustelle: das war bisher nur ein Anfang, noch nicht mal ein Fundament, aber das, was ich machte, passt zu mir. Ich habe Grundlagen gelernt und habe jetzt erstmal Grundschnitte, mit denen ich etwas anfangen kann, um der Lust auf Neues Rechnung zu tragen. Was ich jetzt daraus mache, wird sich zeigen.
Es war ein gutes Jahr. Es war sehr anstrengend und oft fühlte ich mich gehetzt, aber das scheint mir normal als arbeitende Mutter mit eigenen Interessen, das ist bei allen Freundinnen nicht anders.
Und weil ich so neugierig bin, muß ich dann doch noch mal zählen:
Genäht
8 Kleider
4 Röcke
2 Unterröcke (und einer für die Tonne)
3 Hosen
1 Shirt
1 Strickjacke genäht
4 Kissenbezüge
2 Sattelbezüge
2 Lunchbags
2 Beuteltaschen
1 Clutch
2 Herrenbermudas
1 Kinder-Kostüm
Gestrickt und gehäkelt
1 Strickjacke fertig gestrickt
3 Sinnesfrid Leibchen
2 Mützen
1 Schal
1 Giraffe
Unvollendete
1 Wintermantel
1 Jeansblazer
1 zugeschnittenes Weihnachtskleid
1 Frau-Kirsche-Kleid
1 Häkeldecke
1 Badeanzug
1 Häkeltuch
1 weiße Strickjacke (WM-Jäckchen)
1 blauer Pullover (Erbe aus 2012)
Hui, entweder ist ein Jahr lang oder ich habe doch viel genäht. Das Unvollendete liegt ein bisschen auf dem Gewissen, da sollte ich in Kürze noch mal ran. Aber auf den Rest erlaube ich mir stolz zu sein.
Mir hat der Jahresrückblick Spaß gemacht, vielleicht fandet ihr es auch interessant. Wer bis hierher gekommen ist, der hat noch etwas Konfetti und Glitzer sowie die besten Wünsche für 2015 verdient! Guten Rutsch - wir lesen uns im neuen Jahr!