Welche DIY-Blogger aus Berlin kennt ihr? #followerpower— makerist (@makerist) 18. Mai 2015
Dieser Tweet brachte mich gerade zum Nachdenken. Natürlich kenne ich Selbermacherinnen aus Berlin, aber ich fragte mich sofort, ob diese gemeint sein könnten. Verstehen wir #Nähnerds uns als DIY-lerInnen?
Spontan dachte ich "Nein, weil ich ein bestimmtes Bild habe, wenn von DIY die Rede ist". Ich dachte, DIY, das ist mir mittlerweile zu mainstreamig, das Wort wird bestimmt bereits in Fernsehzeitschriften verwendet und ist sicherlich auch nach Osterholz-Scharmbek vorgedrungen, da habe ich nichts mit zu tun. Doch schnell dachte ich "sei mal nicht so arrogant", was spricht eigentlich dagegen, DIY als Oberbegriff für das Selbermachen zu verwenden. Das Nähen gehört doch ganz sicherlich dazu.
Auf twitter gab es zu diesem Tweet Assozisationen von Cupcakes bis Handwerken und ich finde, das trifft die Bandbreite ganz gut. Bei manchen Recherchen lande ich auf Handwerksseiten im Internet, bei denen ich mich überhaupt nicht angesprochen fühle oder auf Bastelseiten, die mich nicht ansprechen. Es scheint also sehr unterschiedliche Menschen zu geben, die etwas selber machen und sehr unterschiedliche Dinge, die selbstgemacht werden können.
In den Anfängen meines Nähbloggens, habe ich auch hin und wieder den Begriff DIY verwendet und auch mein Blogname crafteln referenziert ironisch darauf. "Das Glück, Dinge selbst zu machen", erkläre ich crafteln und schränke es eigentlich nicht ein. Ich versuchte mich mal mit anderen Themen, zum Beispiel mit meiner Erzählung, wie ich Seitan selbst machte. Aber es fühlte sich für mich nicht so richtig an, einen Blog über dies und das zu machen. Mich auf "textile Techniken" zu beschränken, fand ich klarer und übersichtlicher. Wenn ich das so schreibe, dann frage ich mich, ob ich crafteln abseits textilere Techniken damit nicht abwerte. Ich koche und backe sehr viel, ich pflanze sogar manchmal Sachen an, um sie zu essen. Ich reparier manchmal Dinge, ich bastele mit dem Kind und wahrscheinlich gibt es noch eine Menge mehr, was ich selbst mache, was mir aber nicht wichtig genug erscheint, um es zu verbloggen. Interessanterweise stört es mich auf vielen Blogs, die ich lese nicht, wenn es so ein Gemischtwarenladen ist - im Gegenteil, meist probiere ich die Rezepte sogar aus, nach dem Motto "die Frau ist mir sympathisch, das schmeckt bestimmt gut", obwohl das eine mit dem anderen vermutlich wenig zu tun hat.
Würden mehr Menschen meinen Blog finden, wenn ich es DIY nennen (taggen) würde, was ich mache? Würden sich mehr Menschen für meinen Blog interessieren, wenn ich über unterschiedlichere Themen bloggen würde? Will ich das überhaupt?
Treibt mich vielleicht die Sorge, ein Mutti-Image zu bekommen, wenn ich alles verbloggen würde, was ich selbst mache? (Ganz abgesehen davon, dass ich selbst Mutter bin und es eigentlich abturnend finde, wenn Frauen sich gegenseitig abwerten) Was stört mich an dem Image? Welches Image will ich eigentlich haben?
Ich mag es, dass mein Blog nur einen Teilbereich meines Lebens spiegelt. Und ich mag es sehr, andere #Nähnerds zu treffen und sich dem Sog hinzugeben, vollkommen nerdisch nur über das Eine zu reden. Manchmal bleibt es dabei und wir bleiben beim Thema, manchmal nicht und wir geben einander mehr von uns und unserem Leben preis. Aber das muß nicht sein. Genauso wenig, wie es sinnvoll ist, die Freundinnen aus anderen Zusammenhängen mit Nähkram vollzuquatschen, genauso wenig muß es sein, mit Nähfreundinnen mehr zu bereden, als sich ausführlich über Dampfstationen und Paspelknopflöcher auszutauschen. Ich mag das Aufteilen meines Lebens in Teilbereiche, insbesondere im Internet, wo Hinz und Kunz lesen kann, was ich schreibe. Wen ich dann zu meinem Geburtstag einlade, damit sie andere Menschen aus anderen Teilbereichen kennenlernen kann, darf ich ja glücklicherweise selbst entscheiden.
Also, was ist das jetzt mit mir und dem DIY?
Ich weiß es nicht. Eine Zeit lang, hatte ich die Sehnsucht, einen deutschen Begriff zu finden, der mehr sexy ist, als Handarbeiten, vielleicht, weil ich merkte dass Crafting und DIY auch nicht so recht zu mir passten. Daraus entstand als Witz "crafteln" - bayrisch ausgeprochen von einer Bayerin - und in Ermangelung einer besseren Idee, wurde es zum Blognamen. Und da ich weder Lust habe, mich um Blogdesign noch um einen neuen Namen zu kümmern, blieb es bisher einfach dabei.
Ich glaube, ich habe es mir in unserer kuscheligen kleinen Ecke des Internets einfach gemütlich gemacht. Zur Zeit reicht es mir, mich mit #Nähnerds auszutauschen. Die Welt ist komplex, dieses gemütlich machen dient der reduktion von Komplexität und so lange es mich zufrieden macht! Ich bin ja begeistert, was sich alles in unserer Nische tut, da fühlt es sich gar nicht notwendig an, mich mit Hobbyhandwerkerinen und Cupcakebäckerinnen auszutauschen. Aber wenn ich es doch schätze, bei anderen Nähnerds über den Tellerrand zu blicken, vielleicht sollte ich mir doch auch hin und wieder überlegen, ob ich mich nicht zu sehr selbst beschränke - und schlimmer noch - das, was ich tue und damit mich selbst abwerte, wenn ich manches Selbermachen lieber verschweige.