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Aus dem Nähkästchen geplaudert: "Geschickt eingefädelt" - Vorbereitungen und Homestory

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Foto: Vox/Andrea Friese

Noch genau eine Woche, dann geht es endlich los, mit der ersten Nähsendung im deutschen Fernsehen "Geschickt eingefädelt" - ab dem 3.11. immer Dienstags um 20.15 Uhr auf VOX. Die Spannung steigt merklich. Um die Vorfreude zu steigern, plaudere ich ein bisschen aus dem Nähkästchen und erzähle euch heute von der Homestory und meinen Vorbereitungen.

Monatelang wurde gecastet - na klar, die Fernsehleute wollten die Besten. Ich konnte natürlich nicht einschätzen, ob ich dazu gehören würde. Doch irgendwann war klar: ich bin dabei. Ich werde tatsächlich im Fernsehen nähen und habe dort die Chance, „die Menschheit“ vom Nähen zu begeistern. Wie aufregend! Wie soll frau sich auf so etwas vorbereiten?

Am Schwierigsten war die Organisation. Ist es überhaupt möglich, für ein paar Wochen aus dem Leben auszusteigen? Was passiert, wenn ich mich einfach so aus meinem Alltag abmelde? Wer übernimmt meine Aufgaben? Was würden KundInnen und mein Teilzeitarbeitgeber sagen, wenn ich nicht arbeite? Wer kümmert sich um mein Kind? Ich fragte mich, wer noch an der Sendung teilnehmen würde. Wem wäre es möglich, sich ein paar Wochen aus dem Beruf zu verabschieden oder die Kinder wegzuorganisieren? Ich hatte großes Glück, das ich freiberuflich arbeite, einen Mann, ein Kind und die dazugehörigen Großeltern habe, die es mir ermöglichten, wochenlang aus dem Alltag auszusteigen, KundInnen, für die ich vor- und nacharbeiten konnte und einen Teilzeitarbeitgeber, der meine Nähleidenschaft auch noch gut findet. Ohne die großartige Unterstützung meines Umfeldes, wäre es nicht möglich gewesen, mich dafür zu entscheiden, zur Abwechslung mal etwas ganz Verrücktes zu tun.

Nähen üben!

Als das geklärt war, war ich aber noch lange nicht vorbereitet. Es gab ja noch viel mehr zu tun. Unzählige Menschen bereiteten das große Projekt vor und alle Rädchen mussten irgendwie zusammen passen. So viel musste vorbereitet werden! Und nebenher musste ich auch noch Nähen üben, um vor der Kamera die Aufgaben quasi aus dem Effeff erledigen konnte. Aber wann? Im Prinzip konnte alles dran kommen, was in einem Lehrbuch zum Bekleidungsnähen erklärt wird. Solche Sachen hatte ich zwar fast alle irgendwann schon einmal genäht, das meiste davon aber nur ein oder zweimal. So ist das als Hobbyschneiderin: jedes Projekt ist eine neue Herausforderung; Routine gibt es eigentlich nicht.

Glücklicherweise gab es die AnNÄHherung, das Nähwochenende in Bielefeld, wo die geballte Nähkompetenz sich versammelte und mir ein Trainingslager bot, ohne davon zu wissen. Mit der Liste im Kopf schaute ich, dass ich lernen konnte, was  möglich war. Wie cool ist es, etwas gezeigt zu bekommen, fast 40 Lehrmeisterinnen zu haben, etwas beim „über die Schulter sehen“ zu verstehen und es gleich auszuprobieren. Und natürich ist es großartig, einmal zwei Tage am Stück sich dem Lieblingshobby konzentriert hinzugeben!

"Trainingslager" auf der AnNÄHerung in Bielefeld 2015

Plötzlich hatte ich noch ein Problem: Ich hatte gar nichts anzuziehen! Genauer gesagt: nicht genug. Schließlich musste ich für den Fall der Fälle gerüstet sein, ganz bis zum Ende der Sendung dabei zu sein! Kameratauglich Outfits sollten es sein, also zum Beispiel nichts Kleingemustertes. Das sagten die Fernsehleute - ich hatte noch ganz andere Ansprüche: luftig und bequem sollten sie sein, meine Outfits, damit ich im Scheinwerferlicht nicht mehr als nötig ins Schwitzen kommen würde. Ganz zu schweigen davon, dass ich natürlich sensationell aussehen wollte!

Draußen war es noch kalt und ich trug Wintermantel, als ich über die Outfits nachdachte, doch mir war klar, dass ich das Rampenlicht nur in Sommerkleidchen überstehen würde. Aber hatte ich überhaupt so viele Kleider? Waren die nicht alle kleingemustert? Röcke, waren die Lösung, einen Rock kann ich mit mehreren Oberteilen kombinieren, zumindest dann, wenn der Kleiderschrank nicht gerade eine schlimme "Oberteilschwäche" aufweist. Also begann ich kurz bevor es losging, noch T-Shirts zu nähen, statt Kragen zu üben. Viel mehr würde man von mir hinter der Nähmaschine ohnehin nicht sehen, dachte ich. Shirts nähen hatte natürlich wenig mit der Liste zu tun, die mir ans Herz gelegt wurde, aber manchmal  muss frau eben Prioritäten setzen.



Aber was sollte ich untenrum tragen? Ich kenne mich doch: früher oder später hätte ich garantiert das Bedürfnis, die Strumpfhose auszuziehen. Es würde mir beim Nähen warm werden, da war ich mir sicher. Aber morgens und Abends wäre es selbst mir heißer Braut mit nackten Beinen zu kühl. Irgendwann hatte ich den rettenden Einfall: Kniestrümpfe und Pediküre! Das war genau richtig, schließlich ist es keine gute Idee, vor laufender Kamera eine Strumpfhose ausziehen. Zuhause nähe ich auch am liebsten barfuß. Also legte ich einen Pediküretermin kurz vor die Abreise und überlegte, welche Nagelackfarbe mir Glück bringen würde.




Am meisten stand mir die Homestory bevor. Auf die Dreharbeiten und das Nähen zusammen mit den anderen KandidatInnen in einem schönen Studio freute ich mich, aber ein Kamerateam in das eigene Zuhause zu lassen, fühlte sich sehr merkwürdig an. Die Vorgespräche zur Homestory waren nett, aber ich fand, dass es schon ein Unterschied ist, mich und mein Hobby vor der Kamera zu zeigen oder dazu noch mein ganzes Leben! Es braucht schon einiges an Mut, zu bloggen und Fotos von sich ins Netz zu stellen -  das funktioniert für mich nur, wenn ich vieles andere eben privat lasse und nicht darüber schreibe.

Liebesbeweis: Mein Mann hat mir den Saum vor laufender Kamera abgerundet

Meine Wohnung zu zeigen, fand ich sehr intim, nicht umsonst fotografiere ich meine Fotos für den Me Made Mittwoch an der neutralsten Stelle unserer Wohnung, auch wenn die Klotür im Hintergrund kein wirklich attraktives Motiv ist. Und überhaupt, würde mein Mann da mitspielen? Ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, dass er das gut finden würde. Doch auch er überwand seine Bedenken, nahm sich einen Tag frei und unterstützte mich mit vollen Kräften. Das ist Liebe! Und das, obwohl ich in den Tagen zuvor fürchterlich aufgeregt und vermutlich unausstehlich war! Als wir den Homestory-Tag hinter uns hatten, fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Doch eine wunderbare Erinnerung bleibt: Vor laufender Kamera sagte mein Mann ganz reizende Dinge über mich und selbst, wenn nicht alles davon gesendet wird - ich vergesse das bestimmt nicht! <3


Das ist mein Nähzimmer - leider nicht immer einsatzbereit

Kaum hatten wir die Homestory hinter uns gebracht, hatten die Fernsehleute eine neue Idee: wir sollten hübschen Dekokram mitbringen, um unseren Näh-Arbeitsplatz persönlich einzurichten und liebevoll zu gestalten. Wer mich kennt, weiß von meiner Schnickeldi-Allergie: es liegt mir einfach nicht, Homeaccessoires  auszusuchen, im Raum zu arrangieren oder zum Beispiel Geschenke hübsch zu verpacken. Manchmal frage ich mich, wie ich es überhaupt schaffe, schöne Kleidung zu nähen. Wahrscheinlich wird mein kompletter Schönheitssinn vom Thema Bekleidung aufgesogen und für Deko bleibt einfach nichts übrig.


Die genähten Glücksbringer sind von Monika http://wollixundstoffix.blogspot.de


Wie gut, dass ich Freundinnen habe! Ich rief "Hilfe" in die Runde und meine Freundinnen bastelten mir Glücksbringer. So viel tolle Unterstützung von Freundinnen und Familie, ich Glückskind! Ich fühlte mich wie eine Rennfahrerin, die ohne ihr Team in der Boxengasse nicht zum Sieg fahren kann und war einfach nur dankbar. 1000 Dank an alle, die mich unterstützten!

Aber meinen Tacker und meinen Locher, den ich immer zum Stoffbeschweren beim Zuschnitt nutze, packte ich natürlich auch mit ein.




Die Wochen zur Vorbereitung vergingen wie im Flug. Plötzlich war der Termin da und es ging ans Packen und Verabschieden. Die Nervosität und Aufregung war mittlerweile auf dem Höhepunkt. Aber ich hatte zugesagt, jetzt musste ich da durch! Eigentlich hatte ich im Vorfeld so viel vorbereitet und vorgearbeitet, dass ich erst einmal eine Woche Urlaub gebrauchen konnte, doch die war nicht drin. Am Schluss ging alles ganz schnell, ich packte meine Sachen zusammen, stieg in den Zug und war gespannt auf die Abenteuer, die da kommen würden.

Falls ihr die erste Folge meiner kleinen Serie zu "Geschickt eingefädelt verpasst habt - hier könnt ihr meinen Beitrag über das Casting nachlesen. 



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