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Aus dem Nähkästchen geplaudert: "Geschickt eingefädelt" - Alles überden "Partyknopf"

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Foto: Andrea Friese/Vox

Gestern lief die erste Folge der neuen Näh-Wettbewerbs-Show zur Primetime auf VOX. Mir hat es gefallen - euch auch? Auf twitter jedenfalls, war der Hashtag #geschickteingefädelt den Abend über unter den ersten Fünf. Na, das ist doch was! Um Euch das Warten auf die nächste Folge zu verkürzen, schreibe ich heute etwas über die Refashion-Aufgabe und was ich mir dazu gedacht habe.

Vor den Kreativaufgabe hatte ich im Vorfeld der Sendung am meisten Respekt. Was würde ich tun, wenn ich vor lauter Kameras und Aufregung keine, wirklich gar keine Idee hätte?  Ich habe einfach wenig Erfahrung mit Refashion und Upcyling - genieße ich es doch viel mehr, nach schönen Stoffen  auf Schatzsuche zu gehen. Dabei ist Resfashion toll: es ist gut für die Umwelt und unglaublich kreativ!

Jeden Morgen ein Gruppenfoto


Zur Vorbereitung auf die Sendung habe ich mir viele Refashion-Beispiele angeschaut und gestaunt, was alles möglich sein kann. Außerdem hatte ich mir Schnittmuster in Größenverhältnissen und Form von Kinderkleidung eingeprägt. Meine Hypothese war, dass es leichter sein würde, aus einem relativ großem Kleidungsstück für Erwachsene ein niedliches Kinderkleidungsstück zu fertigen. Da wir für die Kreativaufgabe keine Schnittmuster hatten, war mein Plan diese dann während der Aufgabe zu erstellen.

Als wir die erste Kreativaufgabe "näht ein Party-Oberteil aus eine oder zwei alten Herrenhemden" präsentiert bekamen, hörte ich Herrenhemd und hatte sofort ein Bild im Kopf: Wäre es vielleicht möglich, aus den Kragen solche hübschen Ärmelaufschläge zu nähen, wie bei meinem Castingkleid?




Im Nachhinein muss ich sagen "leider, hatte ich sofort eine Idee im Kopf, denn das Schlimme an schnellen Ideen, in die frau verliebt ist ist: sie blockieren. Weder hatte ich den geistigen Freiraum, eine Alternative auszudenken, noch hatte ich die Aufgabenstellung komplett gespeichert. Das Wort "Party" war mir durchgerutscht, ich hatte nur "Oberteil aus Herrenhemd" im Kopf. Außerdem hatte ich Refashion für mich so interpretiert, dass ich davon ausging, das Maximum an Wiederverwertung erreichen zu wollen. Ich wollte nutzen, was es an den Hemden zu nutzen gab und zog es gar nicht gedanklich in Betracht, auch andere Stoffe zu nutzen. Kurzwaren ja, aber Stoffe? Dafür hatten wir doch die Hemden!

Zuerst probierte ich, ob sich die Kragen als Oberarmmanschette nutzen liessen. Glück gehabt, der Kragenumfang entsprach an einer Stelle genau der Oberarmweite. Ohne ein Bild des fertigen Oberteils im Kopf zu haben, schnitt ich die Kragen ab. Als nächstes überlegte ich, wie ich die Weite des Oberhemdes in den Griff bekommen könnte, um ein vorteilhaftes Damenoberteil in kleiner Größe zu erreichen. Taillierung musste her - Wickeln und rückwärtige Taillenabnäher könnte eine Lösung sein. Dann probierte ich einfach mal aus, was passieren würde, wenn ich der Puppe das Hemd falsch rum anziehen würde. Die Puppe hatte nicht viel Brust, das Hemd war viel zu weit und auch die Schulterbreite war viel zu groß. Wenn ich nicht die vordere Mitte mit einer Naht stören wollte, musste ich die Breite anders eliminieren.



Dann sah ich den Aufhänger, den Herrenhemden an der Rückenpasse oft haben (von dem ich gar nicht weiß, warum der dort ist) und probierte aus, was passiert, wenn ich den überflüssigen Stoff von unten durch ziehe. Strike! Das war klassische Abnäherverlegung! Jeder Abnäher, der die Weite des Kleidungsstücks reduziert und Platz für den Busen schafft, kann einmal um den Brustpunkt rotiert und dorthin wo es das Design erfordert gelegt werden. Ein Brustabnäher muss nicht neben der Brust sitzen. Der Abnäher kann auch in den Ausschnitt verlegt werden und statt abgenäht, kann der Stoff auch gekräuselt werden. Genau diesen Effekt erreicht ich, mit dem Durchziehen durch den Aufhänger. Ich fand die Idee genial, hatte aber spontan noch keine Idee, wie ich das befestigen könnte.



Die Knopf-und Knopflochleisten schnitt ich ab und nähte sie als Bindebänder in die Seitennaht, um im Rücken zu taillieren. Immer noch zu blusig, also nähte ich noch Taillenabnäher. Dann schnitt ich die Ärmel auf halbe Länge ab und nähte die Kragen als Ärmelmanschetten an. Ich fand meine Bluse super und hatte als letzte Aufgabe nur noch das Problem, eine Ausschnittlösung zu finden. Doch mittlerweile wurde nicht nur die Zeit knapp, sondern  neben mir hörte ich, wie die Jurorinnen Inge und Anke mit Katja sprachen. Irgendwie fanden die Damen der Jury Katjas Oberteil zu brav und schlugen ihr vor, wenigstens freche Partyknöpfe oder irgendetwas anderes Aufregendes zum Aufpeppen des Oberteils anzunähen. Partyknopf!

Plötzlich wurde mir klar, dass ich den Aspekt "Party" völlig außer acht gelassen hatte, bei dem Versuch, eine schöne Bluse zu nähen. Auweia, was könnte das für eine Party sein, auf der meine Bluse den Wow-Effekt hätte? Na klar, eine "hanseatische Büroparty"! Ich stellte mir eine kühle, blonde Schönheit im dunklengrauen Hosenanzug vor. Tagsüber trägt sie einen Blazer über der Bluse und abends legt sie ihn ab, um auf der Büroparty mit ihrem Auftauen alle zu überraschen, wenn sie sich zur Dancing Queen verwandelt. War das Party genug? Der Partyknopf ging mir nicht aus dem Kopf und etwas Glitzer geht immer. Außerdem hatte ich noch keine Lösung für die Befestigung der Raffung gefunden. Ich spurtete also los, um mich in den Kurzwaren umzuschauen und den ultimativen Partyknopf zu finden. Da! Glitzerkram gab es, ich schnappte mir drei Partyknöpfe und nähte einen vorne auf die Bluse und jeweils einen an die Manschetten.




Und dann hieß es "nur noch drei Minuten" und ich hatte noch keine Ausschnittsslösung! Großer Rückenausschnitt war klar, um von der strengen Hanseatin zur Discqueen zu werden, braucht es einen atemberaubenden Rückenausschnitt. Idealerweise hätte ich Belege genäht, aber in drei Minuten? Also, einmal umschlagen, bügeln, einschneiden und festnähen. Mehr war nicht drin. War ja klar, dass Inge das nicht gefallen würde. Aber mir gefällt die Idee, der hanseatischen Partybluse immer noch.


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