Fotos erfordern ein bisschen Mut. Wer wie ich noch die analoge Fotografie erlebt hatte und bei jedem Bild "schau anständig, es sind nur noch 3 Bilder auf dem Film" im Kopf hat, tut sich wahrscheinlich schwerer mit Fotos von sich selbst, als die "Generation Selfie". Da aber Fotos zum Bloggen dazu gehören, zur Beurteilung der Passform von Kleidungsstücken so wichtig sind und ich mir in den letzten Monaten so viele Gedanken über mein Selbstbild und das "was will ich von mir zeigen" machte, möchte ich heute mal wieder etwas zum Thema Fotos schreiben.
Alle Bilder aus diesem Beitrag hat Monika Lauber von mir gemacht. Nicht wundern, der Hintergrund ist absichtlich so langweilig, damit die Fotos ausgeschnitten werden können. Für diese Beitrag habe ich kein Geld bekommen, das Shooting wurde bezahlt. Ich kann euch Monika nur wärmstens empfehlen, wenn ihr in Hamburg oder Umgebung eine Fotografin sucht. Warum, schreibe ich unten. Jetzt geht es erst mal weiter mit dem Thema Fotos.
Den meisten Menschen fällt es schwer, sich auf Fotos abgebildet zu sehen. Das liegt daran, dass wir ein ganz anderes Bild von uns haben, bei Fotos oder Aufnahmen irritiert und überrascht sind und dann befürchten, dass uns alle Menschen ganz fürchterlich finden müssen, wenn sie so etwas sehen oder hören. Die gute Nachricht ist: tun sie nicht! Der Unterschied zwischen Fotos und dem Spiegelbild ist, dass bei einem Foto Sekundenbruchteile erfasst werden, die wir beim Blick in den Spiegel schnell wieder korrigieren. Wir sind fortlaufend in Bewegung und unseren Gegenüber fallen diese Grimassen, die wir auf einem Foto ziehen gar nicht auf, weil sie eben nur für eine ganz kurze Zeit da sind und sich dann wieder in der Bewegung auflösen. Das heißt, die Grimassenbilder können wir löschen - die sind nicht typisch für uns, sondern einfach nur unvorteilhaft.
Bei Fotoshootings werden deswegen so viele Bilder gemacht, weil eben nur ein Bruchteil davon schön wird. Auch Models blinzeln und machen merkwürdige Gesichter! Wie gut, dass wir mittlerweile digital fotografieren! Mir half es unheimlich für den Me Made Mittwoch regelmäßig von mir hunderte von Bildern zu machen, um mich an meinen Anblick zu gewöhnen, zu akzeptieren, das immer nur ein Bruchteil meinen strengen Maßstäben genügt und um herauszufinden, was ich wirklich an mir mag und was nicht.
Mir gelingen schöne Bilder am besten dann, wenn ich mich selbst fotografiere und möglichst entspannt bin. Zwischen Tür und Angel wird das meistens nichts, ich brauche ein Zeitfenster von einer halben Stunde, selbst wenn ich dieses nicht immer ausnutze. Ich mache Musik an, singe laut dazu, tanze und rede wirres Zeug vor mich, wenn ich mich fotografiere. Ich versuche mich zu entspannen und ganz unverkrampft zu sein. Das gelingt mir in vertrauter Umgebung besser, als vor schönem Hintergrund und alleine besser, als mit einem Fotografen. Als mein Mann noch Fotos von meinen Me Made Mittwoch Outfits und mir machte, hatte er immer nur kurz Zeit und einen künstlerischen Anspruch an die Bilder, die sich nicht mit meiner Eitelkeit und meinem Wünschen der Dokumentation bestimmter Details verbanden. Außerdem sah er nie, wenn der Rock verrutscht war oder ein BH-Träger rausblitzte. Unsere Shootings stressten mich immer sehr und als ich entdeckte, wie leicht es mir fällt, Fotos mit Stativ und Fernauslöser zu machen, war ich sehr erleichtert! Meine MMM-Bilder mache ich, für meinen Blog, zur Dokumentation und um sie euch zu zeigen, aber ich mache sie auch zur Passformkontrolle. Ich beurteile, wie ich von hinten aussehe, ob der Saum stimmt und was das Kleidungsstück mitmacht und was nicht. Oft fotografiere ich mich auch im Sitzen oder beim Bücken, aber das sind Fotos, die ich dann doch lieber nicht im Blog zeige. Sie helfen mir, etwas über Kleidung und Verbesserungsmöglichkeiten zu lernen, aber in einem Blogbeitrag, den viele Menschen anklicken, möchte ich mich doch lieber von meiner Schokoladenseite zeigen.
Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, Fotos zu machen und Fotos von mir zu sehen. Das ist toll! Ich glaube ganz fest daran, dass das bei anderen auch möglich ist und ein wichtiger Schritt in die Richtung, sich selbst toll zu finden! Trotzdem war ich ganz aufgeregt, als vor einiger Zeit ein Fotoshooting für das Buch anstand. Erstaunlicherweise hatte ich, trotz Tausenden von Fotos, die ich für meinen Blog gemacht hatte, ordentlich Manschetten davor.
Als ich diesen Film sah, wusste ich warum. Ein Fotoshooting muß in begrenzter Zeit tolle Bilder bringen, insbesondere dann, wenn das Shooting für einen bestimmten Anlass ist. Fotografiert werden, hat ganz viel mit Vertrauen zu tun, denn ich liefere mich aus und lasse den Menschen hinter der Linse mal machen. Was sieht sie oder er in mir? Wird er das von mir einfangen, was ich zeigen will?
In anderen Blogs bewundere ich oft hinreißende Fotos in toller Kulisse und frage mich, ob ich nicht auch mal von meinen "vor der Klotür-Fotografieren" weg sollte. Aber so einfach ist das nicht. Ganz abgesehen davon, dass es Zeit braucht, um zu der tollen Kulisse zu fahren und gleichzeitig schönes Wetter, braucht es ja auch den liebevollen Menschen hinter der Kamera, der die Bilder dann so macht, dass wir uns darauf wieder erkennen. Ich finde es für meinen Blog, der sowieso eher textlastig ist, völlig ausreichend, Klotür-Fotos zu machen und nehme mir eher vor, mal mehr Fotos von Details zu veröffentlichen, aber für manche Situationen, für besondere Fotos, empfinde ich es als großes Luxus, mich von einer tollen Fotografin fotografieren zu lassen, die zu mir passt, weil ich mich bei ihr fallen lassen kann und sie das in mir sieht, was ich zeigen möchte. Ich glaube, da gehört eine Menge Talent dazu.
Aber wie findet man so jemand? Keine Ahnung. Vermutlich nur durch Ausprobieren und Empfehlungen. Deswegen möchte ich euch von dem Fotoshooting mit der großartigen Monika Lauber erzählen, die die Fotos für das Buchcover machte. Alle Fotos in diesem Blogpost sind von diesem Shooting. Monika und ich kennen uns, weil unsere Kinder befreundet sind. Das sie tolle Fotos macht, wusste ich schon, denn einmal im Jahr besuchte sie den Kindergarten meines Kindes und erfreut die Eltern mit tollen Fotos, die sich wunderbar als Weihnachtsgeschenke für die Großeltern machen. Als ich auf der Suche nach einer Fotografin war, erinnerte mich mein Kind an Monika "Mama, du kennst doch eine Fotografin, die schöne Fotos macht". Stimmt! Schlaues Kind.
Ich rief Monika an und wir vereinbarten einen Termin. Aber schwups hatte ich das nächste Problem: Es ist gar nicht so leicht, die perfekten Outfits für ein Buchcover zu finden. Es soll ja toll aussehen und sich gut anfühlen. Das ist schon was anderes, als so ein Selfmade-Shooting für den Me Made Mittwoch, bei dem das Kleidungsstück im Vordergrund steht! Tagelang überlegte ich, welche Klamotten ich einpacke und was wohl gut auf einem Foto aussehen würde. Welches Kleidungsstück repräsentiert mich am meisten? Gibt es überhaupt das eine?
Unser Shooting war vom ersten Moment an lustig. Besonders gut gefiel mir, dass wir vor jedem Outfit Musik zum Shooting auswählten. Kaum war die Musik an und das Licht optimiert fing ich an zu tanzen und vor der Kamera rumzualbern. Ich fühlte mich irgendwie wie zuhause. Zackzackzack und wir hatten eine Serie im Kasten. Am Rechner haben wir sofort die Bilder angeschaut und die Serie ausgewertet. Das war super, denn so wussten wir beim nächsten Outfit gleich, was wir besser machen könnten. Dementsprechend waren die Bilder, trotz dreimaligem Umziehen, schnell im Kasten.
Playlist zum Shooting:
Aretha Franklin - "Respekt" - für den schwarzgeblümten Rock
Spice Girls- "Wanna be" - für das Kostüm
Wheather Girls - "It´s raining men" - für den schwarzgeblümten Rock
Destinys Child - "Survivor" - für das Provence-Kleid
Kylie Minogue - "Can't get enoug" - für das Portrait
Interessant fand ich, dass ich die Outfitfotos sehr locker fand und dann beim Portrait, am Schluß, angespannt wurde. Monika erklärte mir, dass das normal wäre. Immerhin kam sie beim Portraitfotografieren gefühlt näher an mich ran. Jetzt ging es nicht mehr nur um lustige Posen, sondern um ein anständiges Gesicht. Ich neige ja dazu, beim Lachen die Augen zuzukneifen - aber wie geht noch mal freundlich schauen?
Und weil es viel zu schade ist, die Bilder, bei denen wir vor dem Bildschirm kicherten zu löschen, dürft ihr auch diese mal sehen. Solche Bilder machen ein Shooting erst cool! Auch wenn sie natürlich nicht aufs Buch durften.
Mein Fazit:
Fotos sind eine Frage der Gewöhnung. Es braucht einige Zeit, bis wir lernen, uns sehen zu können. Das klingt merkwürdig, aber es beschreibt am genausten, was ich damit meine. Wer sich seit Jahrzehnten auf Fotos furchtbar fand, braucht sehr viele Fotos um die Schönheit in sich zu entdecken. Sich fallen lassen hilft und manchmal braucht es eine gute Fotografin oder aber die Ruhe, ganz alleine zu experimentieren. Und es braucht die Gelassenheit bei 80 Prozent der Bilder ganz schnell "zack und weg" zu sagen und sich nicht länger damit zu beschäftigen. Je mehr Bilder Eine macht, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, das das eine Tolle dabei ist. Und wenn nicht, dann noch mal ein anderes Lied, ein anderes Kleid und 100 neue Bilder!
Ich bin immer noch aufgeregt, wenn ich Fotos mache. Jedes Mal! Aber es wird jedes Mal ein kleines bisschen leichter. Und wenn ich bei meinen MMM-Shootings durch Zufall ein tolles Foto gemacht habe oder wenn bei einem wichtigen Shooting, wie dem für das Buch, Bilder herauskommen, die einfach ich sind, dann macht mich das sehr glücklich.
Für das eigene Selbstvertrauen hilft es, mal Bilder bei einem Profi machen zu lassen. Klar, ist frau dann aufgeregt und nervös und natürlich kann es auch daneben gehen, wenn die Chemie zwischen Fotografin und Modell nicht stimmt, aber wenn es denn stimmt und Bilder herauskommen, bei denen sich einfach alles richtig anfühlt, ist das ein irrer Stups fürs Selbstbewußtsein!