Seit dem die Freibadsaison eröffnet ist, gehe ich regelmäßig schwimmen.
Die Erinnerung an einen Kopfsprung zaubert mir das ganze Jahr ein Lächeln auf die Lippen
Ich schwimme gerne und ich mache gerne Kopfsprünge. Doch viel zu selten traue ich mich, mit einem Köpper ins Wasser zu springen. Wenn das Schwimmbad voll ist, traue ich mich nicht. Wenn es sehr kalt ist, dann kann ich mich weder vor noch nach dem Schwimmen dazu überwinden. Aber im Sommerurlaub, wenn ich in einem See zu einer Plattform schwimme, wenn ich irgendwo bin, wo mich niemand kennt, dann liebe ich es, einen Kopfsprung zu machen und freue mich dann den Rest des Jahres an der Erinnerung, wie mein Körper durch das Wasser gleitet. Meine Lieblingstiere sind Pinguine. Sie watscheln an Land, aber kaum verlassen sie den festen Boden, schießen sie blitzschnell und elegant durchs Wasser. Außerdem organisieren die Pinguinmännchen einen Kindergarten, aber das ist ein anderes Thema.
Da ich nicht besonders ordentlich bin, musste ich die letzten Wochen im Badeanzug schwimmen. Meine Bikinihose war komplett unauffindbar. Doch plötzlich war sie wieder da und heute trug ich zum ersten Mal dieses Jahr zum Schwimmen meinen geliebten Bikini. Es war nicht leer im Schwimmbad, heute ist ein sonniger Tag wie schon lange nicht mehr in Hamburg, aber es waren noch keine Schulkinder da. Das Bad gehörte mir und den Rentnern.
Die Mutprobe
Nach 17 Bahnen entschied ich, dass heute ein Tag für einen Kopfsprung ist. Ich stellte mich an den Beckenrand, sprang hinein und freute mich daran, wie ich durchs Wasser schoß. Mein Kind ist zur Zeit im Schwimmkurs und lernt auch gerade den Kopfsprung. Am Montag machte es zum ersten Mal einen Köpper vom 1m-Brett. Das hatte ich noch nie getan.
Ich versuchte es erst mit dem Startblock. Auch das hatte ich noch nie getan. Da stand ich nun also, die dicke Frau im Bikini auf dem Startblock und dachte "oh weia, das Wasser ist ganz schön weit von meinem Kopf entfernt". So stand ich eine Weile auf dem Präsentierteller. Ich stand dort so lange, bis garantiert alle Rentner und alle Bademeister es kaum noch erwarten konnten, bis ich endlich sprang. Also tat ich es. Mit Schwimmbrille war es suboptimal. Die Schwimmbrille hing nach dem Sprung nicht mehr dort, wo sie sein sollte und die Nase tat weh, aber der Bikini saß bombenfest an seinem Platz. Ich rückte die Brille zurecht, schwamm meine 20 Bahnen zuende und überlegte derweil, ob ich mich traue, vom 1er zu springen.
In Bahn 19 dachte ich, das das doch irgendwie machbar sein müsste, wenn es auch das Kind schafft, also kletterte ich wieder raus, legte die Schwimmbrille an den Beckenrand und stieg mutig auf das Sprungbrett. Arrgs, noch höher. Und wackelig. Auch dort stand ich eine Weile. Dann dachte ich an Synchronschwimmerinnen, die ich mindestens genauso sehr mag wie Pinguine, hob die Arme, wippte ein wenig, ging leicht in die Knie, sprang und landete mit den Oberschenkeln platschend auf dem Wasser. Das tat weh, aber cool war es trotzdem. Ich war stolz auf mich. So würdevoll wie möglich schwamm ich zur Treppe, kletterte wieder raus und machte noch einen etwas eleganteren Kopfsprung vom Beckenrand, bevor ich die letzte Bahn schwomm. Vom Beckenrand, das ist meine Liga - frau muß es ja auch nicht übertreiben.
Gut passende Kleidung lässt uns Abenteuer erleben
Und warum schreibe ich das hier? Weil die Geschichte etwas mit dem gut sitzenden Bikini zu tun hat. Diesen habe ich zwar nicht selbst genäht - wer länger hier liest, kann sich sicher noch an den mißlungenen selbstgenähten Badeanzug erinnern - aber er passt. Der Bikini passt gut, weil ich zuvor ein "Bra-Fitting" machen ließ, bei dem ich nicht nur englische Dessous- und Bademodenmarken kennenlernte, sondern auch meine richtige BH-Größe herausfand. In dieser Größe bestellte ich mir einen Bikini aus England und zwei dazu passenden Hosen, von denen ich mir das Ungetüm auswählte. Und in diesem gut passenden Bikini finde ich mich einfach umwerfend und stark. Er ist so viel besser, als diese ganzen schrecklichen Badeanzüge in großen Größen, die ich besitze, die die Brüste platt drücken und bei denen die Träger immer rutschen - dabei ist es nicht leicht, einen einigermaßen hübschen Badeanzug in großer Größe zu kaufen, denn die Muster in diesen Größen sind wirklich Augenkrebs. Aber jetzt habe ich meinen gut passenden dunkelblauen Bikini!
Das alles hat sehr wohl etwas mit diesem Blog zu tun. Ich bin einfach der festen Überzeugung, dass "gut passend" stark und schön macht - egal bei welcher Figur. Wenn wir schon nähen, dann braucht es nur ein paar Skills, etwas Mut und etwas Aufraffen, ein Schnittmuster anzupassen um es zu einem Maßschnittmuster zu machen. Selbst wenn unser Ergebnis nicht perfekt ist, dann ist es auf jeden Fall schon viel besser, als wenn wir gar nichts geändert hätten oder Kaufsachen tragen würden. Immer, wenn wir etwas tragen, das nicht zuppelt, das nicht rutscht, das stützt und formt, dann können wir einfach das machen, worauf wir Lust haben. Und wenn es ein Kopfsprung ist!