Zur Entstehung des grünen McCalls Probekleides hatte ich gestern schon etwas geschrieben. Seit vier Tagen trage ich es (mit einer kurzen Wasch-und-Bügel-Unterbrechung) quasi ununterbrochen. Wer hätte das gedacht, als ich beim Nähen so fluchte. Und woran liegt's? Am Petticoat!
Meinen Geburtstag konnte ich dieses Jahr gar nicht erwarten. Das ist mir schon lange nicht passiert! Ich hatte nämlich einen ganz verrückten Wunsch: einen Petticoat. Schon länger hatte ich Petticoats bei Cat, bei Wiebke oder Frau Kirsche bewundert. Ich hatte die Vermutung, die vage Hoffnung, dass ein Petticoat eigentlich genau das ist, wonach ich mich sehne. Der Petticoat als Wunderdings, als Zaubermittel für die ersehnte Sand-Uhr- Silhouette meines Mary-Poppins-Looks, meines Kopfkleiderschrankes. Theoretisch, dachte ich, theoretisch müsste das doch funktionieren, dass ich in der Mitte schmaler aussehe, wenn es unten weiter wird. Und theoretisch dachte ich eine ganze Weile zweifelnd darüber nach.
Dann hatte ich nur schnöde Wünsche wie z.B. ein ordentliches Fahrradschloß, für meinen Geburtstag. Es fehlte noch ein besonderer Wunsch. Etwas, dass Vorfreude macht und kribbelt. Etwas, was ich mir vielleicht selbst nicht gönnen würde, weil es zu teuer, zu speziell oder auch zu verrückt wäre. Na klar, ein Petticoat! Ich kam mir ein bißchen albern dabei vor, mir einen Petticoat zu wünschen. Zum 45.! Und ich war so aufgeregt, dass ich es allen Freundinnen wochenlang erzählte und der Gatte war so toll, dass er ihn mir tatsächlich schenkte, auch wenn er sicherlich mit den Augen rollte.
Wochenlang war ich freudig erregt, aber auch skeptisch. Wie wird das Ding wohl an mir aussehen? Ist es nicht furchtbar albern, wenn eine dicke Frau wie ich sich so nen Mädchending wünscht? Darf ich das in meinem Alter? Ich schob die skeptischen Gedanken immer wieder zu Seite und betete mir vor, dass es manche Dinge gibt, die ich einfach nur besitzen will, um sie hin und wieder zu streicheln. Schließlich habe ich auch unzählige paar Schuhe im Schrank stehen, die weder an meine Füße, noch zu meinem Leben passen.
Was soll ich euch sagen: er ist wunderbar. Es ist wunderbar! Das Leben ist wunderbar mit einem Petticoat! Gut, in Hamburg haben wir gerade das Glück, das perfekte Wetter für Kleid, Strickjäckchen und Petticoat zu haben: Sonnenschein, ein laues Lüftchen und nicht zu warm. Es ist perfekt, wie der Petticoat zart um die Beine raschelt, es fühlt sich wunderbar an, bei jedem Schritt ein wenig zu schwingen.
Zurück zum Selbstgenähtem: das McCalls-Hemdblusenkleid mit dem weiten Rock (ein halber Teller?) ist perfekt für den Petticoat. Auch wenn es obenrum alles andere als perfekt sitz, so trage ich es doch sehr sehr gerne, um meinen Petticoat auszuführen und freue mich schon, zwei weitere Kleider nach diesem - dann hoffentlich für mich noch besser angepasstem - Schnitt zu nähen.
Schnitt: McCalls 4769
Stoff: grüne Baumwolle mit weißen Punkten von Mahler Stoffe/Hamburg
Knöpfe: weiße Kugelknöpfe aus Plastik (original alt?!) vom Nähkontor in Berlin
Passform: kann noch optimiert werden, weil ich das Oberteil zu sehr vergrößert hatte. Aber die Arme gehen so weit hoch, dass ich bequem lenken kann.
Schnittänderungen: ich habe den Schnitt, trotz größter Größe sehr vergrößern müssen. Siehe Bericht von gestern.
werde ich noch mal machen: zwei weitere sind schon geplant und werden vielleicht noch heute begonnen.
Petticoat: "Soft Lace" von petticoats.de
Und damit ihr den Unterschied seht: hier noch mal das Kleid (genauso ungebügelt wie vorher aber) OHNE Petticoat. Traurig, oder?
An der "Gürtel-Legasthenie" (danke Frau Nahtzugabe für das schöne Wort) arbeite ich noch. Am liebsten trage ich das Kleid derzeit ohne Gürtel aber mit Petticoat. Beim nächsten Kleid hoffe ich auf genügend Stoffreste für einen passenden Stoffgürtel.
Mehr selbstgemachte Outfits an echten Menschen seht ihr wie immer auf dem Me Made Mittwoch Blog, heute mit Frau ebenJulia als Gastgeberin, die auch ohne Petticoat bezaubernd aussieht und glücklicherweise im Hochwasser nicht untergegangen ist.