![]() |
Foto: Vox/Andrea Friese |
Noch genau vierzehn Tage, dann geht es endlich los, mit der ersten Nähsendung im deutschen Fernsehen "Geschickt eingefädelt" - ab dem 3.11. immer Dienstags um 20.15 Uhr auf VOX. Die Spannung steigt merklich. Um die Vorfreude zu steigern, dachte ich, ich plaudere mal ein bisschen aus dem Nähkästchen und erzähle euch vom Casting.
Vor dem Casting stand die Bewerbung. Ich hatte es in Nähbloggerinnenkreisen zwitschern gehört, dass eine Nähsendung geplant sei. Meine spontane Reaktion war: toll, dass die Sewing Bee nach Deutschland kommt, aber neee, für mich ist das nix. Dazu nähe ich nicht gut genug, um mich bei so einem Wettbewerb behaupten zu können. Aber dann habe ich mich doch beworben, weil ich einfach neugierig war. Ich wollte einen Blick hinter die Kulissen werfen, wie so eine Sendung gemacht wird und da das erste Casting in Berlin stattfinden sollte und Berlin für mich immer eine Reise wert ist, beschloss ich es einfach zu wagen und eine Bewerbung zu schicken.
Als ich meine Bewerbung schrieb wurde mir schnell klar, dass diese Sendung im Grunde doch genau das Richtige für mich sein könnte. Immerhin hatte ich eine Mission vor Augen: ich hatte für mich erfahren, wie bereichernd es ist, meine Kleidung selbst zu nähen und das wollte ich gerne anderen zeigen. Wo könnte ich diese frohe Botschaft besser, teilen, als im Fernsehen?! Je mehr ich darüber nachdachte, wusste ich: ich will das machen! Ich möchte gerne bei der ersten Nähsendung im deutschen Fernsehen dabei sein und ich werde versuchen die Menschen für das Nähen zu begeistern!
Jeder Anlass braucht ein neues Kleid, alte Nähnerd-Regel. Was sollte ich nur zum Casting anziehen? Vielleicht wäre das "Stoffwechselkleid" das Richtige? Beim Nähen hatte ich plötzlich Guido Maria Kretschmer Stimme im Kopf, wie er mich und mein Kleid mit schief gelegtem Köpfchen anschaut und "Süß!" sagt. Perfekt! Ob das kleine Muster wirklich kamerageeignet wäre, daran hatte ich meine Zweifel, aber der rote Kragen würde Eindruck hinterlassen. Als es fertig war, nickte ich mir im Spiegel zu, raunte mir grinsend "süß" zu und beschloss, das "Stoffwechselkleid" in "Castingkleid" umzubenennen. Der Stoff war von einer Nähfreundin liebevoll für mich ausgesucht, das würde mir bestimmt Glück bringen. Ich hatte das Gefühl, dass die Nähfreundinnengemeinschaft im Kleid mit eingewebt wäre, als würdet ich nicht alleine zum Casting gehen. So sollte es sein!
Jeder Anlass braucht ein neues Kleid, alte Nähnerd-Regel. Was sollte ich nur zum Casting anziehen? Vielleicht wäre das "Stoffwechselkleid" das Richtige? Beim Nähen hatte ich plötzlich Guido Maria Kretschmer Stimme im Kopf, wie er mich und mein Kleid mit schief gelegtem Köpfchen anschaut und "Süß!" sagt. Perfekt! Ob das kleine Muster wirklich kamerageeignet wäre, daran hatte ich meine Zweifel, aber der rote Kragen würde Eindruck hinterlassen. Als es fertig war, nickte ich mir im Spiegel zu, raunte mir grinsend "süß" zu und beschloss, das "Stoffwechselkleid" in "Castingkleid" umzubenennen. Der Stoff war von einer Nähfreundin liebevoll für mich ausgesucht, das würde mir bestimmt Glück bringen. Ich hatte das Gefühl, dass die Nähfreundinnengemeinschaft im Kleid mit eingewebt wäre, als würdet ich nicht alleine zum Casting gehen. So sollte es sein!
Auf das Casting war ich gespannt wie Bolle. Wen würde ich da treffen? Würde ich andere Näherinnen erkennen? Und wie wäre es, plötzlich in dieser Konkurrenzsituation zu sein? Ich dachte mir, dass es im Casting eher darum gehen würde, Standardnähfähigkeiten in einer Stresssituation unter Beweis zu stellen. Und so war es dann auch. Wir nähten einen Rock, der innerhalb der Zeitvorgabe zu bewältigen war. Im Zug nach Berlin hatte ich noch die Anleitung aus Frau Nahtzugabes Buch auswendig gelernt, wie frau einen normalen Reissverschluss einnäht, denn das hatte ich vorher noch nie gemacht. Wofür hat Gott schließlich die nahtverdeckten Reissverschlüsse erfunden? Das war eine gute Idee, denn genau so einen Reissverschluss, mussten wir nähen.
Ich fand es wunderbar, dass das Casting im Nähkontor stattfand. Nicht nur, dass Nina, die ich schon vom Me Made Mittwoch kannte, und die den Laden mit einer Partnerin betreibt, anwesend war. Das war schön, ein vertrautes Gesicht zu sehen und sie trug ein Kleid, dass ich sehr anschmachtete und ganz deutlich zeigte, wie wundervoll es ist, sich Kleidung auf den Leib zu schneidern. Aber nicht nur das! Wer den einmaligen Laden schon einmal betreten hat weiß, dass das dort der Nähnerd-Himmel ist: ein Knopfparadies, ein Laden, in dem kein Kurzwarenwunsch offen bleibt, einfach schön eingerichtet und eine wunderbare Atmosphäre, die für dass Nähen nur Glück bringen kann!
Beim Nähen versuchte ich mich nicht davon beeindrucken zu lassen, dass es nur ein Bügelbrett gab und es möglicherweise eine Rangelei um Dasselbige geben könnte. Wer wie ich die großartige Hilfsbereitschaft in der Nähcomunity kennt, kann einfach nicht Nähen und Schubsen in Einklang bringen. Ich wäre niemals diejenige geworden, die ich jetzt bin, ohne das Feedback meiner Blogleserinnen und die Hilfestellung, die wir einander geben! Ich fand es auch nicht frustrierend, dass Elisabeth von elisadesign, die neben mir saß einfach um Klassen souveräner, ordentlicher und schneller nähte als ich. Wir kannten uns von einem Bloggerinnentreffen und während wir auf das Nähen warteten, hatten wir Gelegenheit, uns darüber zu unterhalten, was uns bewogen hatte, am Casting teilzunehmen. Mir war klar, dass wir unterschiedlich wie Tag und Nacht sind und dass es einfach unsinnig wäre, mich mit ihr zu vergleichen - außerdem mag ich sie. Da erschien es mir doch viel sinnvoller, mit ihr im Team den Tag zu durchstehen, statt die Ellenbogen auszufahren.
Während wir nähten, wurden wir immer wieder interviewt. Als ich den Reissverschluss zum dritten Mal heraustrennte und wusste, dass ich nur noch 7 Minuten Zeit hatte, um ihn final einzunähen. Da war ich natürlich wenig begeistert, als die Kamera quasi zwischen Nähmaschine und meiner Nase klebte und ich gefragt wurde, wie ich mich jetzt fühle. Was ich sagte, weiß ich nicht mehr, aber begeistert klang es sicherlich nicht. Aber so ist das Leben, egal ob auf Sendung oder vor der eigenen Nähmaschine: Nicht immer klappt alles auf Anhieb, also kann auch nicht nur gelächelt und gestrahlt werden, da darf eine auch mal verzweifelt sein. Mir war klar, dass ich Schwierigkeiten haben würde, mich so verzweifelt auf der Leinwand zu sehen, aber besser, echte Verzweiflung als Heititei, da bin ich lieber authentisch.
Vor dem Nähen, hatten wir die Gelegenheit uns und ein besonders gelungenes Nähwerk vor der Kamera zu präsentieren. Als ich die Puppe in Größe 38 sah, war mir klar, dass mein Kostüm in großer Größe, auf das ich so stolz bin, an der dünnen Puppe formlos und hoffnungslos unattraktiv herumschloddern würde. Ich brauchte also einen Plan B, um die Chance zu bekommen, die Menschheit vom Bekleidungsnähen zu begeistern. Jetzt musste ich in die Vollen gehen, die komplette Charmoffensive starten und schöne Bilder liefern. Wie gut, dass ich seit Jahren, Fotos für den Me Made Mittwoch mache! Immer dann, wenn ich mich und meine Kleidung fotografieren will, mache ich zuhause Musik an, tanze und mache mich vor der Kamera zum Affen und genau das tat ich - unter Hinzunahme einer Prise Gehirnschmalz, um nicht völligen Blödsinn zu erzählen - vor der Castingkamera auch. Glücklicherweise hatte ich einen guten Draht zu der Frau, die mich interviewte, ich beantwortete ihre Fragen gerne. Ich wäre vielleicht nicht so unverkrampft gewesen, hätte ich die Person auf der anderen Seite unsympathisch gefunden. Irgendwann sagte mir meine innere Stimme "stell dich vor das schlapp auf der Puppe hängende Kostüm und drehe eine Pirouette, lass den Petticoat fliegen und strahle - es geht um dich und deine Mission und nicht um die Abnäher!". Ich drehte mich und wusste "das wollen sie sehen, das passt" und irrte nicht, denn Monate später stand ich tatsächlich vor der Kamera als Kandidatin bei "Geschickt eingefädelt" und ab dem 3. November werden wir sehen, ob ich es schaffe, die halbe Welt für das Nähen zu begeistern.