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Futterschnitt

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Hofenbitzer: Schnittkonstruktion für die Damenmode


Ich bin immer noch hochmotiviert und würde am liebsten nähennähennähen, aber leiderleiderleider fehlt die Gelegenheit; umso schöner ist es, auf das Wochenende zurück zu blicken. Jedenfalls bin ich sehr motiviert, die karierte Jacke fertig zu machen, auch oder gerade, weil sie mir so, wie sie ist, nicht gefällt. Das Schößchen steht sehr merkwürdig vom Körper ab.

Es gibt drei Gründe dafür bzw. Sachen, die ich verändern könnte:
1. Das Futter zuppelt den Beleg nach oben
2. Die Einlage ist zu steif
3. Das Schößchen ist zu ausladend zugeschnitten.

Ich fange nun erstmal mit dem Futter an und dann sehe ich weiter. Da ich das Futter bisher nur mit großem Stich eingenäht habe, weil ich nicht sicher war, ob es passt, ist es leicht, wieder herauszutrennen und glücklicherweise habe ich noch von dem schönen türkisen Futterstoff.

Obwohl meine Jacke dem "Suit Jacket" aus Gerties Buch ähnelt, habe ich sie selbst konstruiert und nur die Schößchen- und Kragenidee von Gertie übernommen. Dementsprechend habe ich natürlich auch das Futter selbst "konstruiert", d.h. ich habe geschaut, wo Beleglinien sind und es einfach so zugeschnitten, leider ohne vorher das schlaue Schnittkonstruktionsbuch (Hofenbitzer) zu konsultieren. Das Einzige, was ich als Unterschied berücksichtig hatte, war eine Bewegungsfalte im Rücken und die Ärmellänge. Nun ja, wer nicht verlängert, muß sich nicht wundern, wenn es zuppelt.

Was habe ich nun beim Erstellen des neuen Futterschnitts beachtet:

Vorderteil:
1. Im Futter genauso viel Abnäher zu haben, wie im Vorderteil ist unnötige Mehrarbeit. Außerdem nähten sich die Abnäher auch nicht so prickelnd und ich hatte das Gefühl, dass die Perforation durch die Nadel den Stoff auch nicht stabiler macht. Im Buch wird vorschlagen, die Abnäher zu schließen und zur vorderen Mitte zu verlegen. Dort kann dann die Mehrweite eingehalten bzw. in Falten gelegt werden. Zwei der drei Abnäher habe ich also nach vorne verlegt, den dritten lasse ich, ohne ihn zu Nähen, so dass das Vorderteil noch etwas Weite bekommt. Mal schauen, ob das eine kluge Entscheidung ist, ggf. nähe ich den Abnäher doch noch.



2. Auf dem Bild kann man gut erkennen, dass durch die Verlegung der Abnäher, die Unterkante des Vorderteils nicht mehr gleichmäßig ist. Die Angleichung nutze ich gleich, um das Vorderteil zu verlängern: Das Vorderteil-Futter habe ich um 1,5 cm in der Mitte, zur Seitennaht auslaufend, verlängert.

3. Die Schulterpolstererhöhung habe ich wieder herausgenommen, weil das Schulterpolster zwischen Oberstoff und Futter liegen wird.

4. Da das Futterteil nun nicht mehr identisch mit dem Vorderteil ist und deswegen in der Rundung auch nicht der Belegrundung entspricht, habe ich ab der Stelle, ab der ich einhalten muß, ein zusätzliches Passzeichen in Futter und Beleg gemacht.

Rückenteil

1. Die Taillenabnäher habe ich in die hintere Mitte verlegt.

2. Die Bewegungsfalte ist wie vorher ca. 2 cm in jedem Rückenseitenteil.

3. Das Rückenteil habe ich um 2 cm verlängert

4. Auch im Rückenteil habe ich die Schulterpolstererhöhung wieder weggenommen.

Jetzt bin ich gespannt, ob das Futter besser passt oder ob ich es "zu gut gemeint" habe und es nun ganz fürchterlich flattert. Manchmal arbeite ich ja nach dem Prinzip "mehr ist mehr", weil mir "weniger ist mehr" nicht wirklich einleuchtet.

Theoretisch müsste ich auch noch meinen Zweinaht-Futter-Ärmel an der Armkugel vergrößern, aber bei der Anprobe fühlte sich der Ärmel gut an. Wenn er sich gut heraustrennen lässt, dann lasse ich ihn so und mache das erst beim nächsten Jackett.

Beim Lesen der Theorie fand ich es spannend, dass für die industrielle Fertigung Tipps gegeben wurden. Da geht es ja immer darum, Arbeit oder Material zu sparen. Deswegen ist es natürlich auch schlüssig, auf Abnäher zu verzichten, die nicht notwendig sind. Der Futterschnitt soll so einfach und aufwendig wie möglich sein. Darüber hatte ich vorher noch gar nicht nachgedacht.

In Bielefeld zeigte mir Mema, dass sie das Futter auch "in Falten legt, so wie sie kommen". In dem Moment, als sie mir das zeigte, habe ich noch gar nicht darüber nachgedacht, was das für den Futterschnitt bedeutet. Aber jetzt ist es mir klar. Mein Futter war "passend" zugeschnitten", da stellte sich die Frage nur im Bereich der Bewegungsfalte. Ahaaaa!

Hach, alles sehr spannend! Ich bin gar nicht frustriert, dass ich das Futter noch mal machen muß, weil ich das Lernen so spannend finde.

Säumen

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Wie man sieht, sieht man nichts. Nun ja fast. Auf dem - komischen auf dem Kopf stehenden - Foto erkennt ihr beim genaueren Hinschauen, einen Rocksaum, der von innen mit einem Schrägbandstreifen verstürzt ist von links und darüber  darunter, auf dem Rock liegend, einen Ärmel auf rechts. Aber nicht zulange drauf schauen, das gibt sonst Augenkrebs.

Den Schrägbandsaum mag ich bei Winterröcken, denn ich arbeite gerne mit Schrägband, finde es aber nur bei Baumwollröcken schön, wenn es als Saumstreifen außen sichtbar ist. Außerdem ist das ein Designelement, was sich relativ schnell abnutzt, d.h. an dem ich mich schon mal übersehen kann. Wenn das Schrägband aber als dekoratives Element innen ist, ist es ein Hingucker, von dem nur ich weiß und an dem ich mich heimlich freuen kann - gerne auch in verrückter Farbe. Ganz abgesehen davon, ist es eine unheimlich schnelle Methode, um einen weiten Rock ordentlich zu säumen. Auf der Rockseite ist zwar eine Naht sichtbar, diese verläuft aber schön parallel zur Saumkante, weil sie von der Breite des Schrägbands vorgegeben ist.

So mache ich die Säume seit langem. Eine Methode, die meinem Charakter sehr nahe kommt, denn irgendwann ist beim Nähen ein Punkt erreicht, an dem ein Kleidungsstück für meinen Geschmack schnellschnell fertig werden muß.

Doch irgendwie wurmte es mich, wenn ich von handgenähten Säumen las.

Mehr und mehr hatte ich das Gefühl, dass meine Saumschlampenmethode etwas ist, aus dem frau auch rauswachsen kann. Deswegen ließ ich mir letztes Wochenende von Frau machstattkaufen und Frau von Mema zeigen, wie frau einen Handsaum näht. Und da ich mir das als Tätigkeit, die auch noch begeistern soll, von mir recht schwer vorstellen konnte, beschloss ich diese Methode zwar mal auszuprobieren, doch realistisch nur an den Ärmeln.




Was soll ich sagen. Es gefällt mir! Es gefällt mir das Ergebnis und es gefällt mir sogar das Handnähen. Wer hätte das gedacht!

Jetzt rede ich mir den Schrägbandsaum schön von wegen "der fällt schöner, wenn er schwerer ist", aber ich glaube, ich bin bezüglich des Handsäumens auf den Geschmack gekommen. Danke!


MMM - der Fluch des "schönsten Kleides"

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Hallo und herzlich willkommen beim Me Made Mittwoch. Heute bin ich mal wieder "drüben" als Gastgeberin, aber der Vollständigkeit halber, gibts diesen Beitrag auch hier.

Der Fluch des schönsten Kleides

Das ist mein "Weihnachtskleid" mit vier Wochen Verspätung. Endlich habe ich es an, obwohl es eigentlich dem "Fluch des schönsten Kleides" erlegen war. Was ist passiert? Vor Weihnachten das übliche: Jahresendzeitstimmung und viel Trubel. Da wollte ich ein Weihnachtskleid nach bewährtem Schnitt nähen. Immerhin hatte ich nach diesem Schnitt im Jahr 2014 (Knip Mode 11/2009) schon vier Kleider genäht, die ich sehr mag. Da dieser Karostoff ein Streichelschätzchen ist, den ich zwei Jahre gelang gehütet habe, war das theoretisch ein guter Plan.

Melleni, von talentfreischön hat daraus vor zwei Jahren ein Kleid genäht und mailte beim Nähen "das wird mein SCHÖNSTES Kleid" - wir waren gespannt. Ich war hellauf begeistert aber sie wurde nicht recht warm mit ihrem Kleid. Ha, dachte ich, das kann mir nicht passieren: bewährter Schnitt, lang geplantes Projekt, das wird MEIN SCHÖNSTES KLEID. Damit es auch wirklich das allerschönste wird, habe ich noch ein klitzekleinesbißchen am Schnitt optimiert herumgebastelt. Tja und was dann passierte, war irgendwie absehbar. Ich gab mir alle Mühe beim Zuschnitt der Karos, ich nähte glückseelig im Wissen, dass dies mein schönstes Kleid werden würde, probierte es an und war geschockt. Die Abnäher im Vorderteil stimmten gar nicht mehr und endeten AUF den Brüsten. Einen ganzen Abend änderte ich, trennte ich, nähte neu. Es gelang mir einfach nicht, dabei war auch mittlerweile schon Silvester vorbei. Ich warf das Kleid in die Ecke und war traurig.

Dank guter Vorsätze gibt es ein Happy End mit uns beiden

Die Energie der guten Vorsätze am Jahresanfang nutzend, widmete ich mich erneut dem schönen Stoff. Letzte Woche raffte ich mich auf, am offenen Herzen zu operieren. Ich trennte das Vorderteil vom Taillenband, zog das Kleid auf links an, steckte und nähte die Abnäher neu. Sie sind immer noch nicht perfekt. Irgendwie habe ich wohl einen Denkfehler im selbstgebastelten und veränderten Schnitt. Doch das Kleid ist gerettet. So, kann ich es anziehen.




Schnitt: Knip Mode 09/2011 - besser bekannt als Frau-Kirsche-Kleid oder Paspelkleid. Ich weiß, das Heft ist vergriffen und es tut mir leid, euch etwas zu zeigen, für das der Schnitt nicht mehr erhältlich ist. Aber es gibt ähnliche Schnitte! Haltet einfach nach Schnitten mit Taillenband Ausschau, denn das zaubern den Effekt.
Änderung: zwei Kellerfalten vorne und hinten statt angekräuseltem Rockteil , Ausschnitt vergrößert. Schnitt auf Grundschnitt angepasst, d.h. um 4 Größen vergrößert und Zwei-Naht-Ärmel nach eigenem Schnitt. 
Stoff: Viskose-Woll-Plastikmischung vom Maybach Ufer alles im schrägen Fadenlauf zugeschnitten

Ordentlich Säumen bisher versäumt

Weil es nun absolut nicht mein schönstes Kleid geworden ist, unsere Liebe wurde schließlich auf eine harte Probe gestellt, habe ich entgegen meines Vorsatzes, einen Handsaum zu üben, das Kleid am Rocksaum doch mit Schrägband verstürzt. Die Liebe reichte nicht für meterweise Handnähen. Diese "unsichtbare Schrägbandsaummethode" mag ich ganz gerne, weil der Saum etwas schwerer wird und das Kleid dadurch schön fällt. Normalerweise nehme ich dann gerne auch noch eine verrückte Farbe, um einen kleinen Hingucker zu haben, von dem nur ich weiß, aber bei abgekühlter Liebe gab es nur noch schwarz. An den Ärmeln habe ich mich im Handsäumen geübt und finde das Ergebnis ganz entzückend.



Nähen und Bloggen gehören einfach zusammen. Kaum hatte ich das mit dem Handsäumen gebloggt, wurde ich dezent darauf hingewiesen ermuntert, doch alles richtig zu säumen und das tat ich dann auch an zwei Abenden und nähte brav das Schrägband fast unsichtbar mit der Hand fest. Und ich muss sagen, die intensive Beschäftigung mit Saum und Kleid hat unser Zusammengehörigkeitsgefühl doch bestärkt.

Auch wenn das Kleid nun nicht mein allerschönstes Kleid geworden ist, bin ich froh, dass ich es fertig gemacht habe und auch stolz darauf, mich im Handsäumen versucht zu haben. Wenn ich es mir so anschaue, dann ist es ein sehr schönes Alltags-Winter-Kleid geworden und so etwas kann ich eigentlich viel besser gebrauchen, als ein Allerschönstes-Festtagskleid. Wie man sieht, funktioniert es auch ohne Petticoat aber mit warmer Kauf-Strickjacke. Auch wenn die Jackenlänge nicht optimal ist, so trage ich es heute, weil die Jacke so schön warm ist.

Apropos Strickjacke: habt ihr gesehen, dass es dieses Jahr wieder einen Frühlingsjäckchen Knit Along auf dem Me Made Mitwoch Blog gibt? #FJKA2015




Mehr wunderbare selbstgemachte Outfits an echten Menschen findet ihr wie immer Mittwochs auf dem Me Made Mittwoch Blog.

Wochenrückblick

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Diese Woche kam ich kaum zum Bloggen und Nähen, denn ich habe unter anderem mal wieder den Versuch unternommen, einen Vortragsvorschlag bei der re:publica einzureichen. Wäre ja schön, wenn es dieses Mal klappen würde. Vor zwei Jahren sollte es ja leider nicht sein. Ich habe ein Thema gewählt, das mit uns nähnerds zu tun hat, mehr wird zur gegeben Zeit verraten.

Nachdem ich Mittwoch-Abend die Zusammenfassung der zweiten Staffel der British Sewing Bee sah (das geht über das ipad ganz einfach mit der App "filmon". Tipp via Frau Füsschenbreit. Danke!), war ich sehr motiviert, noch ein Stündchen zu nähen, bevor es ins Bett geht. Ich schnappte mir also eine der vor Wochen zugeschnittenen Unterhosen und mußte beim Nähen und späterem Anprobieren sehr lachen. Noch fehlen die Gummis, ich bin schon sehr gespannt.


Aber nicht nur ich findet es ein bißchen merkwürdig, selbstgemachte Schlübber zu tragen.

Glücklicherweise mit Happy End.



Aber wovon ich euch eigentlich erzählen wollte: Habt ihr schon den ganz und gar großartigen Beitrag von Frau bestrickendumgarntüber das Menschenbild in Nähzeitschriften gelesen? In ihrem Beitrag "White Style" beschreibt sie sehr genau und treffend, wie furchtbar es ist, wenn in einer deutschen Nähzeitschrift, ausschließlich weiße Frauen abgebildet sind und Frauen anderer Hautfarben nur als Bildaccessoires benutzt werden. Ihr ahnt es schon: sie vergleicht Burda mit Ottobre.


Ich muß gestehen, dass mir das noch gar nicht aufgefallen war, da ich bei allem, was nach Ethnostyle riecht, sofort weiter blättere. Was mir aber schon lange aufgefallen ist, sind die Modelle in der Ottobre. Ganz normal wird dort eine Vielfalt an Frauenkörpern abgebildet. Modells in der Ottobre dürfen nicht nur älter werden sondern auch dick sein. Dabei müssen die dicken Frauen nicht sexy gestylt oder als Businessfrau oder stets beliebter Hochzeitsgast verkleidet sein, wie in der Burda. Es dürfen einfach ganz normale Frauen wie du und ich sein. Das fand ich schon immer sehr angenehm anzuschauen.

Aber jetzt, wo Frau bestrickendumgarnt so deutlich darauf hinweist, bekomme ich tatsächlich Schluckauf. Ich finde die Bildsprache der Burda wirklich schlimm - ja, es ist rassistisch! Und ich bin Frau bestrickendumgart unendlich dankbar dafür, dass sie uns darauf hinweist.

Was wäre die DIY-Blogszene ohne solche Artikel? Ich bin froh, dass es euch kritische Nähnerds gibt! Danke!

Um den kleinen Rückblick auf die Näh-Woche noch vollständig zu machen, will ich euch zwei weitere gute Nachrichten nicht vorenthalten:

1. Es gibt sie endlich, die deutsche Ausgabe der Knip (wenn auch mit einem Monat Verspätung). Sie heißt "Fashion Style" und bis auf die Werbung, hat sie anscheinend die gleichen Inhalte, wie Frau dreikah genaustens untersuchte.

2. Und dann gibt es noch eine neue Ausgabe der "Maison Victor", die ich mir unbedingt ansehen will, denn die erste deutsche Ausgabe hatte mir ja gut gefallen.


Aber ich werde mir diese Magazine niemals wieder mit den gleichen Augen anschauen, wie vor dem Beitrag von Frau bestrickendumgarnt!

Unglücklich in fremden Gefilden

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Aus Jackettfertigstellungsvermeidungsgründen und Wintermantelfertigstellungsvermeidungsgründen nähe ich bisweilen dies und das. Zum Beispiel lies ich mich von der neuen ModeAvantgarde anstecken, Schlübber zu nähen. Und ich muß sagen, das ist gar nix für mich. Ab gesehen davon, dass meine Schlübber extrem unschön genäht sind - ich verweise auf den welligen Gummiabschluß - und das die Wahl des Materials des bunten Schlübbers, Viscosejersey, äußert ungeeignet war und ganz abgesehen davon, dass der Schlübberschnitt Marylin womöglich nur in Größe 36 witzig aussieht.



Ich fand das gar nicht so leicht, die Materialien auszuwählen und die Anleitung zu verstehen. Was mit Paspel gemeint ist, weiß ich immer noch nicht genau. Ich habe bei dem bunt-braunen Schlüpper so Gummiband mit Borte dran genommen. Den geblümt-gepunkten Schlübber habe ich mit Falzgummi eingefasst. Finde ich jetzt beides nicht so doll.

Neeee, neee, das ist nix für mich. Einen anderen Schlübber-Schnitt und ein paar Jerseyreste habe ich noch und überhaupt ist es ja wahrscheinlich aus Gründen sinnvoll, mal neue Materialien und Herausforderungen auszuprobieren, aber ob es bei mir und der Wäsche Liebe wird, wage ich doch sehr zu bezweifeln.




Weil ich ab zu auch mal ein netter Mensch bin, habe ich für ein neues Baby nicht nur eine Giraffe gehäkelt, sondern auch noch eine Strampelhose mit Füßen. So eine Hose hatte mein Kind damals auch und ich fand das sehr praktisch, weil die Söckchen ja nie am Kind bleiben wollten. Das Nähen dieser Fußteile fand ich allerdings eine Frechheit. So winzig! Die Overlockmaschine hat ja ein ziemliches Tempo drauf und dann um diese winzigen Kurven rum? Neeeeneee, das ist auch nix für mich!

Was bleibt? Ich fürchte, ich muß mal wieder ein paar Tellerröcke, Tiramisus und Ajaccios nähen.

Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern

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Die Idee, Schlübber zu nähen, lässt mich nicht los. Auch wenn ich gestern noch posaunte "neee, das ist nix für mich". Da bin ich Zwilling genug, um zu sagen "ach, was kümmert mich mein Geschwätz von gestern".

Ab gesehen davon, dass ich das Ergebnis nicht so hübsch fand, war ich in den letzten Tagen vor allen Dingen davon entsetzt, wie lange ich für die beiden Schlübber brauchte. Das lag beim ersten Ding daran, dass ich mit der normalen Nähmaschine arbeitete und erst bei Nr. 2 und beim nächsten Arbeitsschritt die Overlock auspackte. Natürlich musste ich beim ersten auch noch die Anleitung bemühen, die ich eher verwirrend fand. Es wäre wesentlich schneller gegangen, hätte ich "holländisch" genäht, einfach so, wie ich es mir erkläre. Außer dieser Pi mal Daumen-Formel mit den Gummis hätte ich nichts anders gemacht.

Jetzt sitze ich also heute zum ersten Mal mit einem geblümten Popo und finde das Tragegefühl eigentlich ganz nett. Ich habe schon Ideen, wie ich den Schnitt für mich optimieren könnte (hinten ein wenig verlängern, die Beinausschnitte einen Tick größer) aber vom Tragegefühl ist das Riesending sehr angenehm.

Aber was ich noch viel heißer finde ist der geblümte Popo. Ich stand sehr gerührt vor dem Spiegel, als ich den Schlübber anzog und erinnerte mich daran, wie ich mit 14 Jahren neidisch auf die Mädchen schaute, die BeeDees-Unterwäsche trugen. Ich hatte damals eine Busenexplosion und brauchte von heute auf morgen BHs, die Halt gaben. Dazu trug ich dann, von meiner Mutter ausgewählte Schlübber aus der Fünferpackung. Später, als ich mir meine eigene Wäsche kaufte, gab es dann für mein Kaliber in schön nur noch so Sexyspitzenzeugs. Aber nicht jeder Tag ist ein Sexyspitzentag und auch in mir drin schlummert noch das junge Mädchen, das gerne verspielte, sportliche Unterwäsche tragen will. Ohne ins Detail gehen zu wollen, ich habe noch den einen oder anderen vom Kind bereits ausgemusterten Jersey, der hier rumliegt und das Stoffgewissen plagt. Muss ja keiner sehen, obendrüber kann ich ja durchaus altersgemäß angezogen sein.

Jetzt verstehe ich auch, was ich demnächst weiter probieren werde. Ich werde weiter auf der Suche nach einem schönen Schnitt für Schlübber aus Baumwolljerseys sein. Nach Spitzengedöns steht mir nicht der Sinn. Mir geht es darum, meine heimlichen Gelüste zu befriedigen und noch wichtiger: ich möchte eine gute Möglichkeit haben, Reste zu verwerten. Und dann, wenn ich dann einen netten Schnitt habe, dann schneide ich immer dann, wenn ein Rest entsteht, gleich einen Schlübber zu und wenn ich einmal Zeit habe, dann nähe ich sie Akkord, um den Zeitaufwand in Grenzen zu halten.

Jetzt brauche ich nur noch eure Hilfe:

Welche Gummis, elastische Spitzen etc. könnt ihr für die Ränder empfehlen? Falls ihr Materialquellenangaben macht, würde es mich freuen und wenn sogar Stoff und Stil als Quelle dabei wäre, besonders, denn da komme ich ja unkompliziert ran.

Und noch etwas. Wenn so ein Schlübber ein geteiltes Vorderteil hat, wie Marylin, und wenn ich da in die Naht eine Zierkante einfassen will, was nehme ich da? Kann ich das auch mit der Overlock vernähen?

MMM schon etwas frühlingshaft

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Endlich ist mein Blümchen-Shirt vom Nähkränzchen Anfang des Jahres fertig. Ich Intelligenzbestie hatte den Halsausschnitt, den ich beim Ringelshirt größer schnitt, nicht am Schnittmuster geändert und dementsprechend mußte ich auch beim Blümchenshirt den Halsausschnitt noch mal machen. So gefällt er mir jetzt aber. Ich bin wirklich erstaunt, was ein etwas fraulicherer, größerer Ausschnitt mit einem Shirt aus "Kindermuster" macht.



Ob das Shirt und ich Freundinnen werden hängt maßgeblich davon ab, ob mir einfällt, was ich dazu anziehen könnte. Ich stelle fest: wenn ich mich für gemusterte Oberteile interessiere, dann sollte ich vielleicht ein paar einfarbige Röcke dazu nähen. Aber der Rote geht ja immer.

Das Experiment "Baumwolljersey" finde ich immer noch immens spannend. Dieser Jersey fühlt sich sehr schön an, ich bin allerdings immer wieder in Versuchung zu sagen, dass ich ihn "zu kindlich" finde. Letztlich denke ich aber, dass es von Kombination mit anderen Kleidungsstücken und Styling abhängt, ob so ein Muster geht - oder von der Stimmung. Ich bin gespannt, wie sich mein Experiment weiter entwickelt.



Da es noch etwas kühl ist, trage ich eigentlich die meiste Zeit darüber die rote Kauf-Strickjacke. Aber so fällt das Kennenlernen von mir und dem Shirt leichter.

Schnitt: Stoff und Stil
Änderungen: Ausschnitt vergrößert und mit Jerseystreifen genäht.
Stoff: Baumwolljersey von Stoff und Stil

Das pikante am Outfit: selbstgemacht ist nicht nur das neue Shirt, der rote Rock, sowie der Unterrock, sondern auch noch ein zum Shirt passender Schlübber.



Das Schöne: Da ich letztens auf den Geschmack zum Handnähen gekommen bin, habe ich die Ärmel und den Saum mit der Overlock gesäumt und den Säume per Handnaht befestigt und finde das wunderbar!

Mehr selbstgemachte Outfits an echten Menschen, findet ihr wie immer Mittwochs auf dem Me Made Mittwoch Blog, heute mit der wunderbar winterlichen Wiebke als Gastgeberin, mit einem seitennahtmusterperfekten Reisekleid, dass mich vom Schnitt her sehr an mein Anlasskleid erinnert, dass ich unbedingt auch mal wieder anziehen sollte.


Der HosenHerbst

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Etwas verschämt komme ich jetzt zu einem Thema, auf das ihr bestimmt schon länger wartet. Der HosenHerbst. Was ist eigentlich mit dem noch ausstehenden HosenHerbst-Finale?

Wir ihr euch denken könnt, ist meine Leidenschaft und Neugierde zum Thema Hosen abgekühlt, nur so erklärt sich, warum mir das Thema in den letzten Woche durchrutschte. Die Hose, die ich nähte, mag ich nicht tragen und die Jeans, von der ich träumte, mag ich nicht nähen. Dies ist ein privater Blog, insofern erlaube ich mir das Bloggen nach dem Lustprinzip. Aber doof ist es trotzdem!

Ich entschuldige mich dafür, dass ich euch hängen gelassen habe! Es tut mir leid. Das war doof von mir.

Aber erstens gehört sich das nicht, was anzufangen - und dann auch noch mit Leuten zusammen - und es nicht ordentlich zu Ende zu bringen, zweitens haben mir für das Finale noch zwei Leute einen Gefallen getan und es wäre schäbig, das nicht zu veröffentlichen und drittens wird es bestimmt irgendwann Frühling und die Übergangszeiten sind bekanntlich Hosenzeiten, wenn wir alle irgendwann partout keine Lust mehr auf Strumpfhosen haben.

Was tun? 

Höflich und logisch wäre es, wenn ich das Thema schon anspreche, möglichst schnell einen Finaltermin anzuberaumen, damit alle stolzen Hosennäherinnen ENDLICH ihre Ergebnisse zeigen können.

Doch ich werde es anders machen. Ich bin ja immer sehr an Trageerfahrungen interessiert. Neue Sachen zu zeigen ist ne schöne Sache, aber rückblickend zu sagen "ja, das Ding mochte ich weil..." oder "öhhmmm, irgendwie habe ich das Ding nie angezogen, vermutlich weil...." ist eigentlich viel spannender. In diesem Sinne und in Hinblick auf die Übergangsjahreszeit, ernenne ich nun heute ganz offiziell den

                               21. März zum "HosenFinale"

Der Frühlingsanfang soll unser Finaltag sein - mit oder ohne Strümpfe! Von der Übergangsjahreszeit in die Übergangsjahreszeit!

Alle, die Lust haben, noch in den nächsten Wochen eine Hose zu nähen sind herzlich eingeladen diese zu zeigen und alle anderen, die im Laufe des Hosenherbstes mitgenäht und mitgebloggt haben, sind herzlich eingeladen, nicht nur ihre Werke zu zeigen, sondern auch von den Tragerfahrungen zu berichten und ein (vorläufiges) Resumee zum Hosenähen zu ziehen. Die Linkliste vom 1. Dezember werde ich am 1. März noch mal reaktivieren, so dass eure Beiträge dort weiterhin enthalten sind. Solltet ihr Neues ergänzen wollen, verlinkt euch gerne noch einmal. Die Linkliste wird dann vom 1. bis 5. März geöffnet sein.

Und ich gelobe hoch und heilig, die Jeans, die ich erträumte, wenigstens versuchen zu nähen, auch wenn ich von deren Erfolg (im Sinne von steht mir, mag ich tragen und kann mich noch gut genug an den Traum erinnern) nach bisherigen Erkenntnissen nicht überzeugt bin.

Ich hoffe, ihr seid gnädig mit mir, verzeiht mir und seid zum Frühlingsanfang mit Hosenstories dabei. Ich freu mich drauf!

Sewing Bee auf BBCtwo - 3. Staffel, erste Folge ACHTUNG SPOILER

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ACHTUNG SPOILER

Wer die erste Folge der dritten Staffel der Sewing Bee noch schauen will und nichts vorher wissen will, darf diesen Text jetzt noch nicht lesen!


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Meine Güte, war das aufregend! Ich war voller Vorfreude, die 3. Staffel Sewing Bee dieses mal schon live sehen zu können. Dank Frau Füßchenbreit kannte ich die App "filmon" und dank appletv überträgt das ipad sogar auf den großen Fernseher. Und da Donnerstags etwas auf anderem Programm läuft, was der Gatte im Gegensatz zu mir liebt, haben wir sowieso getrennte Räume. Die Chancen standen also gut.

Ich nähte ein wenig an Schlübber3 herum, ließ im Hintergrund die Antiquitätensendung auf BBC2 laufen, die vor der Sewing Bee kommt und erfreute mich am British English. Dann ging es los. Da die #nähnerds dabei live twitterten, fand ich es nicht ganz so erholsam, aber dafür unterhaltsam. Mein Stream hing auch ein paar Sekunden hinterher, aber das fand ich nicht so schlimm. Leider konnte ich die zweite Aufgabe nicht sehen. Exakt nach 30 Minuten live fernsehen, konnten wir Nähnerds in Deutschland auf einmal BBC2 nicht mehr empfangen und erst 10 Minuten vor Schluß ging es wieder.

Die erste Aufgabe war eine einfache Hose aus Baumwolle mit nahtverdecktem Seitenreißverschluß und einem mit Schrägband verstürztem Bund. Drei Stunden Zeit fand ich jetzt als Einstieg auch ok, aber wahrscheinlich unterschätzt man als Zuschauerin auch den empfunden Zeitdruck während so einer Prüfungssituation. Ich fand es spannend, was die Jury bewertete und stellte fest, dass auch andere den Reißverschluß nicht immer 100% oben an den Bund bekommen. Oben der Bund sollte nicht leiern - wie bekommt man das hin? Ordentlich zuschneiden? Oder nachträglich anpassen an der Puppe? Ich glaube, der hätte bei mir auch ein bißchen geleiert. Was genau bezüglich des Bügelns kritisiert wurde, habe ich nicht verstanden, aber anscheinend ist es wichtig :-) Das ist ja auch eher etwas, was ich gerne mal vernachlässige oder schludrig erledige. Aber wenn ich jetzt schon handsaumaffin bin, könnte ich ja auch mal ordentlicher bügeln üben....

Wie gesagt, die zweite Aufgabe habe ich nicht sehen können. Da ging es um die Veränderung eines Jeanshemdes. Am Schluß sah ich, dass da irgendjemand nen Tüllrock drangenäht hat. Naja, kann man machen. Aber diese "kreativen" Aufgaben finde ich ohnehin nur mäßig spannend.

Die dritte Aufgabe hätte ich gerne genauer gesehen. Wenn ich es richtig verstanden habe, haben die KandidatInnen einen eigenen Kleiderschnitt mitgebracht und ihn dann auf das Modell angepasst. Das finde ich ja am spannendsten. Ich glaube, wir können alle einigermaßen auf unseren Körper anpassen, aber es ist ja total aufregend, so eine Anpassung auch mal für jemand anderen zu machen. Für eine andere Frau habe ich noch nie ein Kleid genäht (warum auch?!), aber so zum Lernen stelle ich mir das schon spannend vor, den anderen Körper genau zu studieren und zu überlegen, was da gemacht werden muß. Ich hätte vermutlich nur nicht die Motivation, dies dann auch zu nähen. Sowas fände ich für ein Nähkränzchen mal spannend im Sinne von "ich schneide dir ein Kleid zu und mache dir die Änderungen, aber du nähst es" und dann gegenseitig. Da kann frau bestimmt ne Menge lernen.

Die Jurykommentare fand ich ok. Erstaunlich fand ich, dass fast alle Kleideroberteile am hinteren Rücken zu lang waren!

Erstaunlicherweise gab es 4 Männer. Wo haben die die nur aufgetrieben? Die KandidatInnen sind eine bunte Mischung, das ist schön. Ich finde es nur ein bißchen aufdringlich, dass die eine so als extrem ehrgeizig dargestellt wird. Ist das gescriptet? Vermutlich.

Ach, es wäre zu schön, wenn es die dritte Staffel wieder auf Youtube gäbe, um sie in Ruhe anzusehen. Das live Schauen und dabei twittern hat zwar auch was (wenn es denn geht), aber ich würde die Sendung gerne mehr genießen und mehr nebenher lernen. Da es auf englisch ist, muß ich schon genau hinhören, um möglichst viel zu verstehen.

Aber grundsätzlich "tolltolltoll" ich finde es unheimlich super, dass es eine Nähsendung im Fernsehen gibt und das in der dritten Staffel. Großartig! Und nach dem Casting-Aufruf im Sommer, haben wir ja berechtige Hoffnungen, dass es das vielleicht auch irgendwann in Deutschland geben wird. Hach! <3

Was ist euch aufgefallen? Wie hat euch der Beginn der dritten Staffel gefallen? Hättet ihr auch Lust, mal bei sowas mit zu machen? Und die allerwichtigste Frage: wie findet ihr den Schnorres von Patrick Grant?

SPOILER Great British Sewing Bee - Staffel 3 Folge 2

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VORSICHT wer nichts über die 2. Folge der 3. Staffel der Sewing Bee noch schauen will, ohne vorher etwas darüber zu wissen, darf diesen Text jetzt noch nicht lesen.
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Die Tatsache, dass es die erste Folge der 3. Staffel Sewing Bee in den letzten Tagen unproblematisch, z.B. auf Youtube, ansehbar war, hält mich nicht davon ab, doch schnell ein erstes Resümee der Live-Sendung, die eben zu Ende ging, zu ziehen. Ritual ist Ritual - auch unter erschwerten Bedingungen. und auch, wenn es erst einmal dran war. Live sehen war heute zumindest technisch kein Problem, die App filmon funktionierte störungsfrei, allerdings mein erkältungsvernebelter Kopf machte einige Probleme: verstopfte Ohren, Kopfschmerzen und ständiges Husten und Niesen trübten schon den Seh- und Hörgenuß. Aber was ein echter Nähnerd ist, lässt sich von keiner Schwierigkeit stoppen.

"Schwierigkeit" ist eigentlich auch das Stichwort, was ich als Überschrift hätte wählen können. Ich fand das alles ganz schön schwer! Ist das nicht ein bisschen zu schwer, solche Sachen in so kurzer Zeit und vor allen Dingen unter Zeitdruck zu nähen? Geht das überhaupt? Geht das überhaupt mit rechten Dingen zu? Wenn ich an das gemeinsame Nähen in Bielefeld nähe, staunte ich schon, was ich, in konzentrierter Arbeitssituation in kurzer Zeit erreichen konnte, aber nur um noch mal ein Gefühl dafür zu geben: dort habe ich in 20 Stunden es nicht geschafft, einen Blazer, den ich vorher schon einmal genäht habe, fertig zu nähen. 20 Stunden! In den Challenges der Sewing Bee geht es um 3 oder 5 Stunden!

Das erste Kleidungsstück war eine Weste. Ok, ohne Arme und kleine Schnitteile, weil eben für ein Kind. Die Taschen waren die Herausforderung, aber ich nehme an, das war in der Anleitung ausführlich beschrieben. Die größte Schwierigkeit bei solchen Taschen ist immer der Angstfaktor, in das fertige Stück zu schneiden. Da aber die Seitenteile getrennt vom Rest vorbereitet wurden, hätte im Zweifelsfall - den Zeitdruck außer acht lassend - das Teil auch noch mal begonnen werden. So eine Aufgabe hätte mir durchaus gefallen. Wenn ich an die Shorts für meinen Mann denke, fand ich ja auch in diesem Fall die kurzen Beine nett und unkompliziert. Da ich ja fast nur egoistisch für mich nähe und dann auch noch mit Vorliebe weite Kleider, habe ich es ja dauernd mit sehr großen Schnittteilen zu tun, ich weiß schon, dass es viel übersichtlicher ist, an kleinen Teilen zu nähen, insofern wäre die Kinderweste nach meinem Geschmack. Paspelknopflöcher, Paspeltaschen oder so nen Schnickschnack finde ich ja extrem toll, weil sie so viel hermachen und es sich einfach verdammt gut anfühlt, über den eigenen Schatten gesprungen zu sein und dieses aufwendige Accessoire zu machen.

Die zweite Aufgabe, wie immer Re-Fashion-Kreativgedöns ist ja theoretisch nicht so meins, aber vielleicht muß man da einfach cooler ran gehen und von den Ursprungs-Kleidungsstücken absehen und es als Material, als Stoff sehen. In dieser Hinsicht fand ich die Kombination aus elastischem Shirt und Kleid aus Webware irgendwie nett. Also da muss doch was gehen, in dem frau auf die Vorteile beider Materialien abzielt und diese nutzt. Ob ich allerdings binnen 90 Minuten eine gute Idee hätte und diese auch umsetzen könnte? Im Gegensatz zu der Jeanshemdengeschichte aus Folge 1 waren die Ergebnisse unterschiedlicher, das fand ich interessant. Ich frage mich allerdings, wie man auf die Idee kommt, Jersey in ungefähr 10 Bahnen zu smoken und dann unter Zeitdruck auch noch schafft, dass das gut aussieht. Krass!

Als dritte Aufgabe mussten die KandidatInnen ein dreidimensionales Faschingskostüm nähen. Helau! Das muss man aber auch mögen! Ich finde ja solchen Ehrgeizigenmuttiaufwand etwas überzogen und habe dank dieser Einstellung wenig Übung mit so etwas. Für einmal Tragen so ein Bohai! Nun ja, in der Sendung geht es ja nicht ums Tragen sondern ums Nähen und die damit verbundenen Herausforderungen. Interessant an der Aufgabe finde ich die Wahl der Materialien und die dreidimensionale Konstruktion. Letzteres finde ich extrem schwierig, aber ich nehme an, dass die KandidatInnen das im Vorfeld schon mal geübt haben.

Schwierig, schwierig, also ich weiß nicht, wie die das hinbekommen. Wenn ich die Jurykommentare (durch die Ohrenschmerzen) korrekt mitbekommen habe, wurde schon sehr genau auf Details geachtet. Was sollen die Kandidatinnen dann machen, um nicht rauszufliegen? Auf Nummer sicher gehen, den einfachen Weg mit Material und Modell wählen oder Beeindruckendes leisten?

In der zweiten Folge blieb mir auch etwas mehr Zeit, mich mehr in die KandidatInnen zu verlieben, Lieblinge zu wählen. Habt ihr schon Lieblinge? Mein Eindruck ist, dass Neil schon ein ziemlicher Favorit der Jury ist, aber mein Liebling ist er nicht. Ich kann einfach das hässliche Kleid mit den Fenstern am Bauch aus der ersten Folge, das auch noch "Garment of the week" wurde, nicht verzeihen. Ich mag Lorna, sie hat einfach viel Näherfahrung. Ich glaube, sie kann sich sehr gut einschätzen, was sie wie schnell kann und das macht sie ruhig und ihre Arbeit qualitativ hochwertig. Ob sie allerdings überraschen kann? Am sympathischsten finde ich die junge Näherin mit dem roten Bob, deren Namen ich gerade nicht erinnere. Aber vielleicht mag ich auch einfach ihre Klamotten und ihren Geschmack. Habt ihr auch das Gefühl, dass die Männer ein bisschen zu sehr gefeiert werden? Es gibt auch noch viele Kandidatinnen, die ein bißchen farblos rüber kommen, über die es schwierig ist, etwas zu sagen. Amanda zum Beispiel oder Neela. Und Paul kann ich überhaupt nicht einschätzen. Wieder ein "Garment of the week", dass ich im Gegensatz zur Jury furchtbar fand, ein Mädchen-Elefant mit Tütü. Nun ja, das Herzchen im Rüssel war nett, aber sonst?! Ich kann überhaupt nicht einschätzen, ob Paul wirklich gut nähen kann - aber kann ich das überhaupt bei den anderen? Wir bekommen immer nur so kurze Sequenzen zu sehen...

Trotzdem ich bin amüsiert! Ich bin erfreut! Ich finde es einfach großartig, dass es eine Nähsendung im Fernsehen gibt. Es wäre einfach wunderbar, wenn noch mehr Menschen sich inspiriert fühlen und ermutigt werden, es auch mal mit diesem so bereicherndem Hobby zu versuchen!


SPOILER: Great British Sewing Bee: Staffel 3 Folge 3

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############ACHTUNG SPOILER############

Wer die 3. Folge der 3. Staffel der GBSB noch sehen möchte und nichts darüber wissen möchte, darf diesen Post noch nicht lesen!

############ACHTUNG SPOILER############


Ich bin sehr müde, ich habe ein anstrengende Woche noch nicht hinter mir, aber Tradition ist Tradition. Hier ist sie wieder, der schnellste deutsche Rückblick auf die aktuelle Folge der Great British Sewing Bee.

Na, wie hat euch die heutige Folge gefallen? Ich fand sie TOLL! Das einzige, was ich zu bemeckern habe ist das kleine, fragende Achselzucken, was ich bekomme, wenn ich an die ollen Nähmaschinen denke. Musste das sein? Klar, sieht authentisch 50er aus und ist ja noch ne Herausforderung. Aber ist das nicht ne Nummer zu hart? Wir alle können uns doch denken, dass es an Stress für die KandidatInnen bei so einem Format nicht mangelt - muss es da noch mal die Umgewöhnung an eine andere Maschine sein? Nun gut, ist halt Fernsehen, macht schöne Bilder.

Aber zurück zum Anfang. Natürlich bekommt man mich mit einem Walk-Away-Dress. Ich bin zwar keine passionierte Retronäherin und nichts liegt mir ferner, als irgendein Authentizitätsanspruch, aber ich liebe mittlerweile diese Kleider. Ich liebe Hemdblusenkleider, ich liebe weite Röcke und I am desperately fallen in love mit diesem Schnittmuster. Dabei kenne ich es schon. Wer von euch hatte es schon mal genäht? Ich habe das Ding schon mal gesehen, aber ich komme gerade nicht darauf, welche meiner Lieblingsnähnerds es war. Wer auch immer du bist, Nähfreundin, ich würde mich sehr über ein Foto der Schnitteile der Oberteile freuen und schamlos selbst konstruieren. Falls ich jemals wieder Zeit habe, aber das ist ein anderes Thema.

Aber zurück zur Sendung. Die Aufgabe war NETT. Ja, ich fand sie wirklich nett. Ein übersichtliches Kleidprojekt - ich sage nur Bias-Band. Versäumen mit Schrägband ist die einzige Möglichkeit, so ein Ding unter Zeitdruck fertig zu bekommen und hier war es ausdrücklich erwünscht. Bingo! Finde ich gut! Die Kleider waren hübsch anzusehen, da blieb der Jury gar nichts anderes übrig als sich über zu große Knöpfe und unfertige Knopfschlaufen zu mokieren. Ich hatte nix zu meckern an der Aufgabe und finde es absolut gut, dass es auch lösbare Aufgaben gibt. Mir hat wahnsinnig gut gefallen, dass die Schnitteile so unkonventionell sind und damit kleine Verwirrungen auslösten, was wohin gehört. Das war reizend und schließlich haben es doch alle hinbekommen. Also 10 von 10 Punkte von mir für diese Aufgabe.

Die Kreativaufgabe mit dem Vorhang fand ich auch gar nicht so schlecht. Ich mag es ja, wenn genügend Material zur Verfügung steht und eigentlich ist es doch auch gar nicht so schwer, etwas 50ermäßiges aus nem Vorhang zu machen. Aber mir wäre nur der Tellerrock eingefallen, DENN: anscheinend nähen die diese Challenge stets ohne Schnittmuster. Ganz ehrlich Nähnerds, könnt ihr dann so freihändig zuschneiden und irgendetwas zaubern? Ich glaube, ich könnte das nicht oder zumindest hätte ich vermutlich unter Zeitdruck nen Blackout für kompliziertere Dinge. Da ist so nen Teller noch ne einfache Lösung. Ich hätte bei der Aufgabe dann nur die Sorge, dass alle nen Teller nähen. Haben sie aber nicht, denn wer einmal auf Neckholder setzt, tut das auch ein zweites Mal. Mir hat der Siegerrock auch am besten gefallen. Schlicht und gut gemacht. Well done!

Die dritte Aufgabe war natürlich ätzend. Endlich bin ich auch mal einer Meinung mit Neil, die Nähkampfmaschine, den ich ja eigentlich gar nicht mag. Chiffon! Keine 10 Pferde haben mich bisher dazu gebracht, mit diesem Teufelszeug zu arbeiten. Trotzdem fand ich die Ergebnisse nicht übel und fand es vor allen Dingen interessant, welche Schnitte die Kandidatinnen ausgesucht hatten. Das war interessant anzusehen und ich hatte schwer Mitleid. Chiffon! Bäh!

Jetzt habe ich auch endlich Lieblinge. Deborah und wie heißt noch mal der Jungsche, der die erste Challenge gewonnen hat. Ihr wisst schon, der mit den roten nervösen Bäckchen. Der kann was und irgendwie mag ich ihn. Warum ich Deborah mag, weiß ich eigentlich gar nicht so genau, ich glaube, ich finde sie einfach so nett normal von nebenan. Ich glaube, ich würde nen Kaffee mit ihr trinken gehen. Außerdem finde ich es wahnsinnig sympathisch, dass sie so mittelmäßig näht. Amanda wird mir auch von Folge zu Folge sympathischer. Die ist ja nen bisschen schräg und schrullig, das mag. Naja, und Lorna ist einfach cool.

Aber am ALLERALLERSCHÖNSTEN waren die reizenden alten nähnerdischen Ladys. Das war doch wunderbar. Davon könnte ich noch viel viel mehr sehen. Der Einspieler zum New Look war auch schön, wenn auch nichts neues. Aber schön anzusehen.

Also Daumen hoch von mir für diese Folge. Es ist wirklich nett anzusehen, auch wenn mir die Moderatorin und die Musik manchmal den Puls in die Höhe treiben, aber das ist ja auch gewollt. Dass alles nur so thematisch angerissen wird, stört mich nach wie vor. Ich würde gerne mehr sehen, mehr wissen, dabei sein, mit allen ein Schwätzchen halten, aber das ist nun mal Fernsehen und kein nettes Nähnerdland im Internet.

Also freuen wir uns, dass dem Mainstream mal gezeigt wird, wie schön Nähen ist und halten unser Schwätzchen hier bei mir aufm Sofa. Internet ist interaktiv, echt Fernsehen, das geht! You're welcome. Ich bin gespannt, wie euch die Folge gefallen hat und was euch noch so aufgefallen ist.

Funkstille?

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Liebe LeserInnen, ich habe in den letzten Wochen einige nette Mails nicht beantwortet. Das tut mir leid und ich finde sie in dem Wust von Mails und Spam nicht wieder. Bei mir ist in den letzten Wochen dank viel Arbeit und dauerndem Kampf aller Familienmitglieder gegen Viren und Bakterien landunter.

Stoffmesse - Nähnerds sind vermutlich nicht die Zielgruppe

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Die Plakate für die Stoffmesse hatte ich gesehen, aber angesprochen fühlte ich mich nicht wirklich. Eine Stoffmesse, die stelle ich mir eigentlich als richtige Messe für EinkäuferInnen vor: großer Standort, der neuste heiße Scheiß, Trends vom übernächsten Jahr. Aber so eine Endverbraucherinnenmesse? Vielleicht bin ich da etwas großstadtverwöhnt, vielleicht fahre ich einfach zu oft nach Berlin zum Maybachufer (niemals!) und zugegebenermaßen sind die Lager voll. Hätte Christine von stoffe.de mir nicht eine Einladung geschickt und hätte ich heute nicht das Gefühl gehabt, ich habe mir schon ewig nichts mehr gegönnt, wäre ich bestimmt nicht auf der Stoffmesse gewesen.

Und? Hat es sich gelohnt? Also meine zwei Streichelstöffchen haben mein Herz sehr erobert, insofern hat es sich gelohnt und unter Oberteilschwäche leide ich bekanntlich ja auch. Doch das beste ist, dass meine drängende Frage damit beantwortet ist: ich weiß jetzt, wo es schöne Erwachsenenjerseys gibt - bei der Glücksmarie! Das hätte ich mir eigentlich auch denken können, aber obwohl ich die reizende Nina alias Frau Glücksmarie sehr mag, ist der Weg doch recht weit von mir nach Winterhude und ich mache mich viel zu selten zu ihr auf. Wahrscheinlich, weil ich nur zu gut weiß, was für schöne Stoffe sie hat!

Doch trotz meiner Begeisterung für die allerliebsten Jerseys, aus denen ich mir hübsche Oberteile und Schlübber nähen werde, Stoffmesse ist nix für Nähnerds. Katarina schrieb ja bereits letztes Jahr darüber, dass sie mit leeren Händen nach Hause fuhr.  Aber sie war auch heute noch mal da - die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt - und sie habe ich leider nicht getroffen. In Wirklichkeit ist es nämlich eine Patchworkmesse. Ich hätte nie gedacht, dass der Markt für Patchworkstoffe und -Materialien so groß ist. Da waren echt viele AnbieterInnen da. Patchwork, wohin frau schaute. Und Kinderstoffe gab es natürlich auch reichlich. 

Ist es nicht seltsam? Auf der Stoffmesse kommt es einer fast so vor, als wäre Nähen oder Selbermachen nur etwas für die Mütter kleiner Kinder oder Frauen, weit hinter den Wechseljahren mit Vorliebe für wallende Kleider aus Naturmaterialien und Patchwork. Die Nähnerds, die ich kenne, wurden auf dieser Messe eigentlich kaum angesprochen. Stoffe für erwachsene, ganz normale schöne Alltagskleidung sind anscheinend ein wenig interessanterer Markt, als Material für farbenfrohe Kinderkleidung und kunstvolles Patchwork.  

Nähnerds, es gibt noch viel zu tun! 

Ich freue mich, dass wir immer zahlreicher werden und mit unserer selbstgemachten Garderobe uns und die Welt verschönern, aber ich fürchte, wir sind immer noch sehr Wenige! Wir suchen verzweifelt nach schlichten Rockstoffen, nach erwachsenen Baumwolljerseys, nach interessanten Mustern, nach erwachsenen Stoffen, nicht nur für die Anlässe als Hochzeitsgast. Wir wollen doch eigentlich nur ganz normale Sachen für den ganz normalen Alltag, erwachsener Frauen. Eine Stoffmesse mit solchen ganz normalen Stoffen - das wäre was! 


Es fliesst wieder

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Es ist so banal: Krisen begegnet frau am Besten damit, einfach mal einen ersten Schritt zu tun. Aber in der Krise darauf zu kommen, ist so verdammt schwer. Irgendwie hatte ich eine Nähkrise in den letzten Wochen. Nach Bielefeld war ich so frustriert, was den zuppelnden Blazer betraf. Ich hatte 2014 so viel Energie in das Lernen von Schnittkonstruktion gesteckt und jetzt habe ich schon den zweiten halb fertigen Blazer im Schrank hängen, der nicht so aussieht, nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe. Das ist echt ätzend!

Zwischendurch habe ich trotz Nähkrise zwar genäht, aber das war nicht dasselbe. Ein Faschingskostüm für das Kind zu nähen, ist eben Muddiverpflichtung und die Schlübber waren irgendwie einfach Ausdruck meiner Verzweiflung. Immer wieder musste ich daran denken, wie schwierig das Nähjahr 2014 gewesen war: die Blazer, der verdammte Badeanzug und dann noch die Frustration rund um das Thema Hosen. Ich weiß nicht so recht, wo es mit mir und dem Thema Nähen hingehen soll. Der Schrank ist ja relativ voll, die nächste Qualitätsstufe zu erreichen (Stichwort: Blazer mit guter Passform) ist einfach so verdammt schwierig.

Erstaunlicherweise fand ich ja durchaus Freude daran, meine Nähfertigkeiten auf ein anderes Niveau zu heben. Während ich eigentlich ja eher zur Nähschlamperei neige, hatte ich auf einmal eine Befriedigung beim Nähen mit der Hand und dem wunderbaren Saum, der dabei entstand. Das hätte ich tatsächlich niemals vermutet, dass mir Schnell-schnell-Mädchen so etwas gefällt. Ich bin verwundert.
Gestern, auf der Rückfahrt von der Stoffmesse beschloss ich, wieder ins Nähen zurück zu finden, in dem ich mein Erfolgsprojekt des Jahres 2014, der rote Rock, versuche zu duplizieren. Ich beschloss, einen grünen und einen dunkelblauen halben Tellerrock zu nähen. Einfache Projekte, ohne Herausforderung, mit relativ hoher Erfolgsgarantie und schnellem Ergebnis. Aber als ich so nähte, merkte ich, dass ich doch die Herausforderung suchte. Anfang Juni letzen Jahres bekam ich den Original-Reißverschlußfuß für nahtverdeckte Reißverschlüsse für meine Maschine geschenkt und nähte trotzdem alle weiteren Reißverschlüsse mit dem komischen YKK-Plastik-Reißverschlußding, weil ich zu faul war, ohne Anleitung, zu überlegen, wie ich den Spezialfuß nutzen könnte. Gestern überwand ich die Faulheit und es war ganz leicht! Davon motiviert beschloss ich, noch einen weiteren qualitativen Schritt zu tun: im Nahtschatten nähen. Ich hatte davon gehört und erstarrte regelmäßig in Ehrfurcht, nähte meine Rockbünde aber schnellschnell an und drückte sie mit einer sichtbaren Steppnaht in Form. Gestern Abend, beschloß ich es, auch mal anders zu versuchen und dank der hilfreichen Unterstützung auf twitter bekam ich es auch hin.


Ich muß sagen, das macht mich wirklich froh! Ich habe zwar das Blazerproblem noch nicht bezwungen, aber im Tun kam die Freude am Nähen wieder. Es war schön, die Herausforderungen angegangen und stolz auf das Ergebnis zu sein. Nähkrise überwunden, yeah!







Videotipp heute von Frau @Mizoal bekommen. Das probiere ich so auch noch mal aus! Danke!

Es gibt sie gar nicht

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Meine Güte, da habe ich ja mal wieder ein Fass voller Gedanken aufgemacht mit meinem frommen Wunsch, es möge doch eine Messe für Nähnerd-Stoffe geben. Denn das geht gar nicht. Oder zumindest nur schwer.

Als ich heute morgen im Stoffladen arbeitete und die Regale mit Damenstoffe aufräumte, fiel mir wieder auf, wie heterogen dieses Regal einsortiert ist. Es gibt Regale, die sind wesentlich übersichtlicher. Kinderjerseys sind Kinderjerseys, aber bei den Damen gibt es mit Glitzer und ohne, uni und gemustert, große Muster und Kleine, mit Struktur und ganz glatt, verschiedenste Materialien und und und. Und dann gibt es die unterschiedlichsten Frauen, die die unterschiedlichsten Stoffe kaufen.

Wenn ich mir meine kleine Ecke des Internets ansehe, dann gibt es da durchaus Moden. Karostoffe, sind manchmal sehr beliebt und Stoffe mit Schwalben sowieso. Aber sonst? Sonst geht es auch dort bunt durcheinander. Ich kann mich noch gut an den Herbst vor zwei Jahren erinnern, als auf einmal Romanit das heiße Thema war - diesen Winter sprach da eigentlich kaum jemand drüber, aber vernäht wurde er schon hier und da. Es gibt schon ein paar Stoffe, wo die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die Peer Group kreischt, aber es gibt auch ganz viele Stoffe, die der einen gefallen und der anderen nicht so dolle.

Und überhaupt. Frauenstoffe können ja auch wahnsinnig unspektakulär scheinen. Uni Stoffe aus was auch immer können tolle Basisklamotten für den Kleiderschrank erzeugen oder aber interessante Schnitte erst richtig zur Geltung bringen. Auf den ersten Blick sehen sie möglicherweise langweilig aus, aber sie überzeugen durch Materialeigenschaften und Anfass-Gefühl.

Ich kann kaum online kaufen, weil ich vor dem Kauf gerne mit der Hand über die Stoffe streichele. Meine Hand wandert fast schneller, als die Augen und prüft zuerst, ob ein Stoff den Blick wert ist. Und dann wird er ausgiebigst gestreichelt und mit feuchten Händen geknüllt, gezogen, die Hand darunter gehalten, um zu sehen, wie durchsichtig er ist, ein Stück aufgewickelt um zu sehen, wie er fällt, ob er knistert. Das alles hat nur am Rande mit Farbe und Muster zu tun und ich kann nicht sagen, ob ich manchmal schneller mit den Augen oder den Händen erkenne, ob ein Stoff zu mir passt.

Als Nähanfängerin war ich ganz heiß auf laute Stoffe. Ich wollte Sachen nähen, denen der Laie ansieht, dass es selbst gemacht ist, dass es das so nirgendwo zu kaufen gibt - gibt es natürlich doch, bei Dawanda und Konsorten, aber eben nicht auf der Einkaufsmeile. Irgendwann wurde das Selbstgenähte so viel in meinem Kleiderschrank, dass es gar nicht mehr wichtig war, laut zu schreien. Plötzlich trat die Frage in den Vordergrund, was ich eigentlich wirklich mag - und diese Frage ist bei weitem noch nicht beantwortet.

Neue Schnitte, neue Moden bringen neue Ansprüche an Stoffe. Eine Zeit lang mochte ich feste Webware, um mit Schnitten zu experimentieren und genau zu nähen, eine andere Zeit lang, konnten die Jerseys nicht großgemustert genug sein. Ich habe schon gewisse Vorlieben und bilde mir ein, zu wissen, wo FrauCrafteln drauf steht - aber die Hand lege ich dafür nicht ins Feuer.

Und dann dieses Markkäufe, die mich verdorben haben. Stoff kaufen auf dem Maybachufermarkt ist natürlich ein großes Vergnügen für das Portemonnaie, aber es verführt dazu, planlos vorzugehen. Auf dem Markt findet frau nie das, was sie sucht, dafür unzählige andere Schätze. Intuitiv und schnell muß frau sich da entscheiden, was mit nach Hause darf, oft, ohne schon einen konkreten Plan für den Stoff zu haben. Mir gefällt das, es ist kreativ - aber es ist nicht immer vernünftig.

Alle diese Gedanken machen es so schwer zu definieren, was "Nähnerd-Stoffe" oder "Erwachsenenstoffe" eigentlich sind. Kindern dürfen bunt, aber wir erwachsenen sind auch vielfältig. Diese Vielfalt, dieser Reichtum an Lebenssituationen und Geschmäckern, machen es so schwierig, alle Vorlieben zu bedienen. In der Konfektion ist es einfach, da gibt es die Moden. Bestimmte, Formen, Materialien und Farben sind in Mode - das begrenzt das Angebot, aber wir Hobbynäherinnen wollen ja mehr - wir wollen jederzeit alle unsere verrückten Träume verwirklichen. Das Angebot darf ruhig unendlich sein!

Fortsetzung folgt.

SPOILER Great British Sewing Bee: Staffel 3 Folge 4

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############ACHTUNG SPOILER############

Wer die 3. Folge der 3. Staffel der GBSB noch sehen möchte und nichts darüber wissen möchte, darf diesen Post noch nicht lesen!

############ACHTUNG SPOILER############

Donnerstag, Sewing Bee-Tag. Zur Einstimmung auf die heutige Folge blätterte ich durch "Ändern &Aufwerten von Kleidungsstücken" von Tersa Gilewska, dass ich aus der Bücherhalle ausgeliehen hatte. Kurz vor der Tagesschau, als das Kind gerade im Bett lag, überlegte ich, ob ich die Jeans zuschneiden soll, aber das wäre zu aufregend gewesen. Oder war ich aufgeregt, wie es bei der Sewing Bee weiter geht? Nein, ich muß zugeben, die Aufregung ist dahin. Die technischen Probleme sind gelöst und die Staffel bannt mich weitaus weniger, als die erste Staffel (die Zweite sah ich nur zum Teil).

Und nach der Sewing Bee gings schnurstracks aufs Klo. Ich vermute, es wäre sogar möglich, die Sendung mit ipad und Filmon-App pausieren zu lassen, aber das Risiko ist zu groß. Es könnte ja auch schief gehen, mir vertraue ich mehr, als der Technik. Also eine kurze Pause, bevor ich schnurstracks, ohne Konzept, aber mit ein paar Notizen diesen schnellen Post schreibe. Auf dem Klo fragte ich mich, wie nahe oder distanziert ich eigentlich diese Sendung sehe. Fühle ich mit den KandidatInnen mit, versetze ich mich in die rein, sind meine Lieblinge meine Lieblinge, weil ich mich mit ihnen am Besten identifizieren kann?

Irgendwie schon. Irgendwie stelle ich mir vor, wie ich reagieren würde, wenn ich die Aufgabe präsentiert bekommen würde. Ein Korsett! Krass! Ich weiß nicht, ob ich die Ruhe hätte, genau zuzuhören, wie die Aufgabe erklärt wird. Ob sie den TeilnehmerInnen überhaupt so erklärt wird, wie den ZuschauerInnen? Wir bekamen zu hören, dass es um Präzision geht. Als Teilnehmerin würde ich erstmal schockiert zusammenbrechen, wenn ich sähe, um wie viele Schnitteile es sich handelt. Als ich aber verstand, dass mal wieder mit Schrägband gearbeitet wird, entspannte ich mich merklich. Schrägband ist ein Freund! Und wenn ich richtig gesehen habe, dann war das Schnittmuster eines mit Nahtzugabe - das macht das präzise Arbeiten an so einem Stück leichter. Vermutlich war die Stoffwahl entscheidend für die Schwierigkeit und das Ergebnis. Rundungen zusammen nähen, bei Stoff, der nachgibt ist die Hölle. Trotzdem, ich wäre unsicher, welcher Stoff die beste Wahl wäre - aber ich habe ja auch noch kein Korsett genäht. Als ich das so sah, bekam ich allerdings durchaus Lust, mich auch mal an einem zu versuchen.

Gut gefallen hat mir bei der Aufgabe das strukturierte Vorgehen von Amanda am Anfang. Alle Teile schön an der Rückseite markieren und die Teilenummer drauf schreiben. Rückseite markieren mache ich auch oft, aber Teilenummer ist clever - das muss ich mir merken. Etwas irritierend fand ich Ryans Stoffwahl. Dass Streifen nicht banal sind, ist einleuchtend, da war wohl etwas Hybris mit im Spiel. Bei der anschließenden Jury-Bewertung, fand ich aber Platz 6 für Ryan doch etwas merkwürdig. Mir leuchtete nicht ein, wieso dieses Korsett so viel schlechter sein sollte, als zum Beispiel das von Paul. Pauls Korsett hatte eine schlechte Passform, es warf lauter Querfalten, was von der Jury mit keinem Wort erwähnt wurde. Stattdessen gab es sehr viel Lob und Platz 3. Lag es an meinen Englischkenntnissen, dass ich das merkwürdig fand?

Den Einspieler fand ich zunächst nett, weil ich Einspieler nett finde. Trotzdem finde ich ihn weitaus weniger interessant, als die Einspieler der ersten Staffeln. Und wieder frage ich mich, wer Zielgruppe für die Sendung ist. Eine richtige Nähnerd interessiert sich vermutlich viel mehr für Techniken und Materialkunde als für Fashion History. Na gut, es ist nicht uninteressant, aber ich vermute, zum Thema Korsett wäre es auch möglich gewesen, etwas handwerkliches zu erzählen. Andererseits war die Sichtweise auf das Korsett durchaus kritisch - es hätte ja schlimmer können und in die Richtung von unzähligen Facetten grau gehen können. Also, ich fand den Einspieler so lala, war aber dankbar, dass er für Abwechslung sorgte.

Bei der Kreativübung fiel mir wieder auf, dass reichlich Material zur Verfügung stand. Die 80er geizten ja auch nicht an Stoff. So recht warm wurde ich weder mit der Aufgabe noch mit den Ergebnissen. Aber vielleicht bin ich einfach auch nur abgeschreckt von dieser fürchterlichen Zeitvorgabe 90 Minuten. Vielleicht sollte ich, um mich zu beruhigen, einfach daran denken, dass es sich immerhin um 1,5 Stunden handelt, um etwas zu zaubern. Und zaubern können sie, die Damen und Herren, wenn ich bedenke Konzept überlegen und dann auch noch das Zeug zusammentackern und was weg ist ist weg. Das ist schon nen Ding!

Als Ryans Tränen gezeigt wurden dachte ich "ach, die ersten Tränen - erst jetzt?" Ich meine Hut ab vor den KandidatInnen. Wenn die Zeitvorgaben stimmen, dann stehen die doch bei jeder Aufgabe unter immensem Zeitstress und ich kenne nicht wenige Menschen, bei denen, zur Regulierung des überlaufenden Fasses Tränen laufen. Mein Mann findet das immer furchtbar, wenn ich ihm erkläre, dass das von meiner Seite aus oft erstmal ein Druckausgleich ist, weil er immer gleich das Schlimmste befürchtet. Also ich wäre vermutlich bei jeder Aufgabe extrem nahe am Wasser gebaut. In sofern empfand ich Ryans Tränen eher erleichternd zu sehen. Absolut menschlich und verständlich - endlich Tränen, es ist doch fast unheimlich, wie wenig geflucht und geweint wird! Damit meine ich absolut nicht, dass ich Tränen und unflätiges Zeug sehen will, das wäre ja voyeuristisch und auch der Sendung nicht angemessen. Ich bin einfach erstaunt, wie straight die KandidatInnen sich an diese wirklich schwierigen Aufgaben in Hinblick auf die sehr eng bemessene Zeit in Hinblick auf die Stresssituation machen.

Auch bei dieser Aufgabe war ich mit der Reihenfolge der Juryergebnisse nur mäßig einverstanden. Deborah wurde nur 5. - dabei trug sie by the way ein hinreißendes Kleid, dass ich die ganze Sendung über anschmachtete und ihre moderne Jacke fand ich klasse.

Nach der zweiten Aufgabe, schrieb ich eine Liste, wie es weitergeht und war mir 100% sicher, dass ich recht habe. Das führte allerdings dazu, dass ich dachte "ach wie langweilig" und hoffte, dass ich mich irren könnte. Meine Prophezeiung nach der zweiten Aufgabe war: Amanda und Paul müssen gehen. Neil, Lorna und Ryan kommen ins Finale --> Neil gewinnt und Matt und Deborah spielen weiter Mittelfeld, bevor sie nächste Woche gehen müssen.

Die dritte Aufgabe, einen Kilt zu nähen, hasste ich am Anfang sehr. Ich gebe allerdings zu, dass ich am Ende dachte, dass es vielleicht doch durchaus schick sein könnte, einen Frauen-Kilt zu nähen und zu tragen, aber das könnte auch einfach daran liegen, dass ich Karos liebe und Faltenröcke spannend finde. Bei Frauen. Vielleicht habe ich einfach keine Ahnung, was ein Kilt eigentlich genau ist und was dahinter steckt. Vielleicht ist ein Kilt so etwas, wie bei uns das Dirndl? Vermutlich müssen in der deutschen dritten Staffel - möge uns das Universum mindestens drei Staffeln einer deutschen Nähsendung schenken, amen - die KandidatInnen Dirndl nähen. Und sagt nicht, ich hätte es euch nicht prophezeit.

Erst im Laufe der Aufgabe verstand ich, dass bis auf Ryan alle KandidatInnen den Kilt selbst konstruierten. Deswegen sagte Neil auch "Pure Engineering" und als ich das verstand, fand ich die Aufgabe auf einmal sehr reizvoll. Immerhin haben sie das geübt und immerhin sind die Karos, die ich sonst so absurd schwer finde, bei dieser Aufgabe durchaus eine Hilfestellung. Insofern habe ich auch nicht verstanden, wie der Glitzerjeanskilt da rein passte. Irgendwie fand ich es auch komisch, dass sowohl für Frauen als auch für Männer genäht wurde, denn das waren irgendwie zwei komplett andere Aufgaben, wenn ich das richtig verstanden habe: bei den Männerkilts kam es darauf an, dass alles richtig gemacht wird, richtige Länge etc.. Bei den Frauenkilts gab es zwar gestalterischen Freiraum, aber dafür war, aufgrund der Hüftrundung die Passform sensibler. So richtig vergleichbar war das nicht.

Als Neils Kleid zum "garment of the week" gewählt wurde, gähnte ich nur. Jaja, was soll dieser "Nähmaschine" noch passieren auf dem Weg zum Siegertreppchen, wo doch alles, was er macht so extremly super ist. Öde! Ich möchte am liebsten dauernd Lorna anfeuern. Lorna! Lorna! Und Deborah natürlich auch, vermutlich ist sowieso klar, dass sie meine Lieblingskandidatin ist, obwohl ich das nicht wirklich begründen kann! Warum Ryan statt Paul gehen musste, ist mir ein Rätsel. Ich weiß nicht, warum ich das immer denke, aber bei Paul habe ich immer das Gefühl, dass er großzügige Männerbonuspunkte bekommt, denn so richtig überzeugen mich seine Sachen nicht, auch wenn er bestimmt ein liebenswerter Kerl ist. Oder mußte Ryan gehen, weil sie Angst um ihn und seine Nerven hatten?

Na, diese Folge lädt doch wieder herrlich ein, Verschwörungstheorien zu entwickeln? Was schoss euch so durch den Kopf beim Sehen? Wie nah oder wie distanziert seid ihr zu den KandidatInnen? Wie hättet ihr die einzelnen Aufgaben angegangen, was hätten sie besser machen können? Mögt ihr die dritte Staffel? Fragen über Fragen - ich lade euch herzlich ein, auf meinem virtuellen Sofa Platz zu nehmen, und zu Fachsimpeln.

Nennt mich "Nahtschatten-Heldin"

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Als ich den frischgewaschenen roten Lieblingsrock aufhängte und einen kritischen Blick auf den lieblos schief gesteppten Bund warf (nennen wir es Kunst!), bekam ich große Vorfreude auf die neuen beiden Röcke, die im Nieselwetter auf dem Balkon abhängen aushängen.

Ich bin begeistert von meinen Nahtschatten-Künsten. Schon lange ärgerte ich mich über meine dilettantischen Rockbünde und jetzt freue ich mich, dass ich am Sonntag die Muße hatte, meinen Nähkünsten eine neue Herausforderung zu spendieren und das Nähen im Nahtschatten auszuprobieren. Auf twitter bekam ich den freundlichen Hinweis, dass es gar nicht unbedingt sein muss, dass der Innenbund nach innen eingeschlagen wird. Es ist auch möglich, ihn mit Schrägband zu versäubern oder ihn einfach nur flattern zu lassen. Gute Idee, das mit dem Schrägband versuche ich auch mal und bevor ihr euch wundert. Ich füttere meine Röcke nur äußerst selten, denn ich trage sie entweder mit Petticoat oder gerne auch einfach so. Gutes Futter ist arg teuer und erfordert auch doofen Beschaffungsaufwand. Da ich Röcke gerne als schnelles Zwischendurcherfolgsprojekt nähe, ist das Nähen ohne Futter für mich ne gute Sache. Und wenn der Bund dann auch noch so schön Nahtschattenversteckt gesteppt wird - zucker!



Als Erklärung zu den Bildern: also, der Grüne war der erste Versuch mit eingeschlagenem Innenbund im Nahtschatten von außen abzusteppen. Der Dunkelblaue ist aus Neopren und da das eher wulstig, elastisch und labberig ist und außerdem nicht franst, habe ich dieses Mal den Innenbund einfach unversäubert hängen lassen. Die obere Bundkante habe ich deswegen noch mal abgesteppt, weil erstens die Bundeinlage auf dem Neopren nicht klebt und zweitens ich dem Bund noch mal etwas Stabilität geben wollte. Der rote Rock ist die "altmodische Variante mit eingeschlagenem Innenbund und unordentlich rundum abgesteppt.



Ist es nicht fantastisch, dass es beim Nähen nach oben keine Grenzen gibt? Kann es uns jemals langweilig werden mit diesem Hobby? Ich fürchte nein und bin immer noch ganz verwundert, welche Richtung meine Entwicklung einschlägt, die ich niemals so planen könnte.

Begeistert bin ich aber nicht nur von der neuen Nähnerdevolutionsstufe, sondern auch voller Vorfreude auf meine zwei neuen Röcke. Ich kann zwar keine Strumpfhosen mehr sehen, aber ich freue mich wie Bolle auf zwei Röcke, die sich hoffentlich ebenso gut bewähren, wie mein roter Lieblingsrock. Ein kleines bißchen stolz bin ich auf mich, dass ich so wahnsinnig vernünftig zwei kombinierfreudige Röcke in uni nähe. Und dann fällt mir dazu ein, dass ich dringend interessante Oberteile dazu brauche.....

Nähen ist das neue Kochen

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Irgendwie liegt es in der in der Luft, dass Nähen einen Popularitätsschub bekommen könnte. Die englische Sendung über das Nähen Great British Sewing Bee wird gerade in der dritten Staffel ausgestrahlt und bekommt nach und nach Kinder: es gibt einen französischen Ableger, einen Niederländischen, es gab wohl eine norwegische Sendung über das Nähen, im deutschen Regionalfernsehen im Kabelnetz und für ganz Deutschland und auch in Amerika gab es immerhin schon mal einen Aufruf zum Casting. Fernsehen ist ein Massenmedium - das Thema Nähen scheint nun massenkompatibel zu werden. Vor einigen Jahren begannen die Kochsendungen die deutsche Fernsehlandschaft zu überschwemmen - wieso sollte das, was beim Kochen möglich ist, nicht auch mit dem Nähen möglich sein. Vermutlich hätte vor 20 Jahren noch jeder Sender abgewunken, wenn jemand eine Kochsendung realisieren wollte von wegen "das muß man riechen und schmecken, die Botschaft bekommen sie nicht über das Fernsehen realisiert" oder "wer interessiert sich schon fürs Kochen, die Welt freut sich über Convienienceprodukte" oder aber "Kochen? Das ist doch nur was für Frauen!". Aber das scheinbar Unmögliche wurde möglich und obwohl Kochsendungen schon länger todgesagt wurden, gibt es sie immer noch.

Gleichzeitig schwant es nicht nur mir, dass Nähen auch anderweitig aufgewertet werden könnte. In der englischen dritten Staffel der Great British Sewing Bee gibt es auf einmal Männer, die richtig nähen können, mindesten einen Mann, der eine gute Chance auf den Gewinn des Wettbewerbs hat und Männer, die sich gegenseitig abklatschen, weil sie einen guten Job machen. Erinnert ihr euch an MyBoshi? Kaum nahmen sich Männer dem uncoolen Häkeln an, wurde es ein Trend. Und dann gab es noch die putzigen Männer, die Christbaumkugen strickten und auf der Buchmesse letztes Jahr in Frankfurt sah ich eine einzige Handarbeitsvorführung: ein häkelnder Mann, vermutlich Nachahmer der MyBoshi-Vorreiter. Selbst das zieht.



Vielleicht habt ihr dieses Interview über nähende Männer letzte Woche gelesen, auf das uns Frau Drehumdiebolzen auf twitter aufmerksam machte. Fünf Männer erklären, warum sie nähen und wir weiblichen Nähnerds auf twitter waren eher irrtiert, als begeistert. Auf twitter ist so etwas schwierig zu diskutieren, umso erfreuter war ich, als Lotti Frau Fadenverloren in einem Blogpost aufschrieb, was vielen durch den Kopf schoß.




Na, darauf werden auch andere schon gekommen sein und spätestens, wenn sie unsere Beiträge lesen, werden sie darauf kommen. Männer, es warten lukrative Buchverträge auf euch! Wie sollen sich Männer, denn mit Handarbeitsbüchern voller Röcke, Deko, Haushaltskram und Kindersachen identifizieren? Von Männer für Männer, so einfach ist das und vermutlich ist das mehr als eine Pressemeldung wert. Schaut her: Handarbeiten sind doch gar nicht so schlecht, sogar Männer begeistern sich dafür!

"Ich frage mich ja seit langer Zeit, wo dieses negative Image herkommt. Und ich frage mich (eigentlich immer mehr) warum textile Arbeiten als weibliche Arbeit gelten. Wie hängen beide Aspekte zusammenhängen: Ist das Handarbeitsimage negativ, weil es weiblich besetzt ist, oder ist es weiblich besetzt, weil Männer zu stolz / sich zu schade sind für schlecht angesehene Tätigkeiten?"Suschna

Bisher ist das anders. Es gibt natürlich Berichte über Handarbeiten, aber diese haben alle ein Geschmäckle. Nähen, Stricken, häkeln, so lange es von Frauen ausgeübt wird,  hat es nicht den besten Ruf. Hypothesen dazu, könnt ihr bei Suschna und KittyKoma nachlesen, das ist wahnsinnig spannend.

Was bedeutet das für uns, wenn Handarbeiten zum neuen heißen Ding werden?


Nehmen wir ganz hypothetisch an, es gäbe auch in Deutschland eine Nähsendung im Fernsehen. Was würde das mit uns und unserem Hobby machen? Was würde mit unserer kuscheligen Ecke im Internet passieren? Wie würde es uns damit gehen? Als The Great British Sewing Bee vor zwei Jahren in England startete, waren wir alle euphorisch. Wir waren begeistert von der Sendung, wir liebten die KandidatInnen und wir freuten uns, dass das, was wir lieben sogar in einem Massenmedium gewertschätzt wird. Die Begeisterung ist ungebrochen. Wir tun auch bei der dritte Staffeln noch alles dafür, diese sehen zu können, aber wir fangen an, genauer hin zu sehen und ich glaube, das ist gut so.

Das "neue Handarbeiten" ist derzeit nur ein Phänomen unter vielen und findet in einer Nische statt. Es ist stark mit dem Internet verknüpft: gut vernetzte Blogs, kostenlose Anleitungen, gemeinsame Schaffen-und-Zeigen-Aktionen (Sew Alongs, Knit Along und Linksammlungen wie der Me Made Mittwoch) machten es auch denjenigen möglich, bei denen der Fluss der Wissensvermittlung von den Ahninnen unterbrochen war. Im Internet ist es ein Special-Interest-Thema, eine Nische in die sich nur diejenigen verirren, die gezielt danach suchen. Für den Rest der Welt, hat das, was wir in unserer Nische machen keinen Relevanz. Das könnte sich ändern, wenn es das Nähen auch ins deutsche Fernsehen schafft und wahrgenommene und positiv bewertete Männer unser Hobby bekannt machen.

Hat es mehr Vor- oder Nachteile für uns, wenn unser Lieblingshobby, unsere Leidenschaft, massentauglich und stärker kapitalisiert wird? 


Es hat sich schon viel geändert. Es hat den Anschein, als würde unsere Nische beständig größer werden. Wir können alle ein Lied davon singen, wie viel besser, die Ausgangsbedingungen zur Ausübung unseres Hobbys in den letzten Jahren geworden sind. Neben dem Schatz, den uns das Internet bietet, sind in den letzten Jahren an vielen Orten neue Handarbeitsläden, Nähcafés etc. entstanden. Es ist sehr viel leichter, an "Stoff" nicht nur im ursprünglichen Sinne zu kommen. Das ist toll! Während vor einigen Jahren die ersten Nähenden im Internet noch verzweifelt nach Gleichgesinnten suchten, gibt es mittlerweile (mehr als) eine große und lebendige Szene. Wir Nähnerds sind eine Nische in der Nische und noch nicht mal eine abgegrenzte Gruppe. Wir wissen, dass es auch andere Nischen gibt, in denen genäht wird und das ist gut so.

In meiner Ecke des Internets wird für sich selbst genäht. Wir nähen unsere Bekleidung selbst, wagen es, uns zu zeigen und teilen unsere Erkenntnisse. Das ist so unglaublich nährend und selbstermächtigend für unser Selbstbild als Frau und unser Selbstbewusstsein. Manchmal möchte ich vor Glück laut losjubeln, dass es euch, eure Blogs, eure Kommentare, eure Aussagen auf twitter, meinen Flauschbereich im Internet gibt und dass ich mit euch gelernt habe, was es für mich bedeutet, mit meiner selbstgenähten Garderobe mein Selbstbild selbst zu gestalten und wie es geht, im Nahtschatten zu nähen. Ich möchte dieses Glück teilen und wünsche allen Frauen, dass sie früher oder später diese immense Chance entdecken, die das Nähen der eigenen Kleidung bietet.

Doch die anderen Ecken des nähenden, bastelnden, kochenden  Internets sind auch toll, wenn auch für mich derzeit aus vielen Gründen nicht ganz so spannend. Doch egal was wir selbst machen - es verändert etwas! Wenn wir Dinge selbst machen, dann lernen wir, sie mehr und mehr so zu machen, wie sie für uns gut sind. Wir lösen uns aus den üblichen Konsumprozessen und gestalten unser Leben und unsere Lebensumwelt nach eigenem Gusto. Das ist in jedem Fall bereichernd und lehrreich. Es lebe die Vielfalt! Alle DIY-Ecken des Internets sind gut. Ach hätten wir nur die Zeit überall zu schauen und uns inspirieren zu lassen! Wenn die Massenmedien uns und viele andere mit der Nase auch auf Unbekanntes stupsen, ist das nicht das schlechteste, auch wenn wir latent das Gefühl haben, dass wir Internettussis das alles schon vorher wussten. Mag sein - aber auch wir haben nur begrenzte Zeit und leben in einer Filterblase.


Selbermachen ist toll - je mehr es erkennen, um so besser!


Je mehr Menschen den Wert des Selbstgemachten erkennten, umso besser wird unsere Welt. Diese Theorie mag naiv klingen, aber ich glaube fest daran. An mir und an anderen kann ich beobachten, wie das selbst in die Hand nehmen, das Selbermachen, das Gestalten der eigenen Lebensumwelt mehr als die Garderobe veränderte. Durch das Selbermachen und das sich zeigen wird ein Erkenntnisprozess in Gang gesetzt, der sich auch auf andere Lebensbereiche überträgt. Da beginnt etwas, das nicht mehr rückgängig zu machen ist. Wenn unser Hörspiel zu Weihnachten auch ein Märchen war, die positiven Rückmeldungen dazu bestätigten uns darin, dass nicht nur wir so fühlen.

Was könnte passieren, wenn Handarbeiten (wieder) massentauglich wird? Was könnten die Nachteile sein? Ich weiß es nicht, weil ich es mir eigentlich gar nicht vorstellen will. Aber vielleicht packt diese Freude am Selbermachen nicht alle. Das kann schon sein, auch ich habe nach einer aktiven Phase als Teenager und junge Erwachsene fast zwanzig Jahre nur wenig gehandarbeitet, bis ich es wieder für mich entdeckte. Ich kann nicht genau sagen, woraus diese Pause resultierte. Vielleicht passte es nicht in meine Leben, vielleicht passte es nicht in die Gesellschaft. Wenn es mir passiert, kann es auch anderen so gehen. Ich will ja gar nicht alle bekehren. Es muß schon passen. Irgendetwas in uns muß reif dafür sein, etwas Neues auszuprobieren und das Leben die Hand zu nehmen.

Vielleicht wird Nähen auch nur ein kurzlebiger Trend. Vielleicht nähen nach einer Nähsendung im Fernsehen auf einmal mehr Menschen Loops und legen sie ein paar Jahre später zu den MyBoshis in die Altkleidersammlung. Vielleicht wird es nur eine Mode, die recht schnell von der nächsten Mode abgelöst wird. Oder, wenn Nähen nicht das neue MyBoshi sondern das neue Kochen ist, dann passiert vielleicht etwas anderes. Vielleicht gefällt es den FernsehkonsumentInnen Nähen zu konsumieren. Wir wissen alle, das nicht mehr Leute kochen, nur weil sie Kochsendungen im Fernsehen sehen. Und trotzdem sind diese Sendungen beliebt. Vielleicht passiert genau das gleiche rund ums Nähen? Vielleicht ist es einfach spannend, einen Nähwettbewerb zu sehen und wenn nach ein paar Jahren die Luft raus ist, wird eben ein TöpferInnencasting veransteltet. Wer weiß, jetzt wo Macramee Paracord heißt, erscheint mir alles möglich.

Oder aber wir Frauen werden als Zielgruppe entdeckt. Vielleicht gibt es irgendwann einen Fernsehsender wie  DMAX  für Frauen oder besser gesagt "für Menschen". Wenn Sendungen über das Angeln, das Tunen alter Fahrzeuge oder das Holzfällern im Dschungel interessant genug sind, um als Serien produziert zu werden, könnte es doch auch sein, dass es gar keines Wettbewerbs im mittlerweile auch schon ausgelutschtem Castingformat bedarf, um ein Thema interessant zu machen. Vielleicht entdecken irgendwann mutige FernsehmacherInnen uns nerdige Klamottennäherinnen und machen Sendungen, die für Aussenstehende möglicherweise absurd langweilig sind, für uns aber die logische Fortsetzung der Nähpodcasts von Frau Nahtzugabe5cm, bei denen wir gebannt zuhören, was zwei Frauen, über ihre Leidenschaft, die auch unsere ist, erzählen.

Ich sehe das Glas halbvoll statt halbleer und nehme es als Chance, wenn Handarbeiten durch Männer oder das Fernsehen eine Aufwertung bekommt. Ich bin bereit mein Glück zu teilen und der festen Überzeugung, dass es genug Materialien für uns alle gibt und das Internet groß genug ist, noch mehr Handarbeitsnischen ein Zuhause zu bieten. Wenn mehr und mehr Menschen das Selbermachen für sich entdecken und daraus ein neues Selbstbewußtsein, eine innere Stärke und die Lust, etwas zu verändern bekommen, das wäre doch einfach wunderbar!

In meiner Ecke des Internets passieren gerade spannende Dinge. Ich freue mich über unsere Diskussionskultur, es ist eine gute Mischung, aus Diskussion in den Kommentaren, Inspiration auf twitter und längerem lauten Nachdenken auf dem eigenen Blog - sehr inspirierend, danke!

MMM - mit dem schlechtesten Foto ever

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Heute mal ein Beitrag zum Me Made Mittwoch, mit einem wirklich fürchterlichen Foto. Aber weil ich gefühlt schon ewig nicht mehr beim MMM mitgemacht habe und weil ihr meine Garderobe gut kennt und euch deswegen eigentlich auch schon vorstellen könnt, wie es aussieht, zeige ich es trotzdem.

Wenn ich nicht unfähig gewesen wäre die Spiegelreflexkamera meines Manne von Sendung-mit-der-Maus-Fotokunst auf Normalbetrieb umzuschalten, könnte frau und man einen Tellerrock ("halber Teller") aus dem neumodischen Material Neopren sehen und ein selbstgenähtes Shirt aus Baumwolljersey mit Blümchen, das ihr schon von meiner letzten MMM-Teilnahme kennt. Die Silhouette, der Stil, das Rockschnittmuster - kennt ihr alles, ich laufe ja auch kaum in was anderem herum. Aber der Rock ist trotzdem interessant, deswegen zoomen wir jetzt noch mal näher dran. 




Vielleicht waren einige schon erstaunt, als sie Neopren lasen. Hä, ist das nicht das Material für Taucheranzüge? Ja, das ist es, aber es ist auch so nen modernes Zeugs, was nun für Kleidung benutzt wird. Ich finde es ist ein faszinierendes Material: es ist leicht zu verarbeiten, franst nicht, fällt wie ein vornehmer Stoff und ist dehnbar wie Jersey. Ich glaube, es gäbe 1000 Verwendungsmöglichkeiten dafür. Ich habe damit zum Beispiel schon meine Clutch gefüttert und eine Batmanmütze genäht. Dafür war es perfekt. Da es Neopren oder Scuba, wie es neudeutsch heißt nun auch in aufregenderen Versionen als dunkeblau oder schwarz gibt, wollte ich gerne mal einen Rock daraus probieren und dieses Rosen geprägte Material fand ich besonders faszinierend. Wenn ihr genau hinseht, erkennt ihr zwar nicht, dass die Farbe marine ist, aber ich denke ihr seht, dass das Muster tatsächlich geprägt ist. Spannend, oder?

Rockschnitt: halber Teller, selbst gemacht
Shirt-Schnitt: Stoff und Stil

Nähen lässt es sich, wie gesagt, pipieinfach. Einziges Problem: es ist relativ dick und es lässt sich nicht bügeln. Es ist also günstig auf alle figelinschen Dinge, die ein Schnittmuster enthalten könnte, zu verzichten. Den nahtverdecken Reißverschluß einzunähen war nicht ganz einfach, weil das Neopren schon ziemlich elastisch ist und ich vergaß, ein Nahtband aufzubügeln, was aber nicht dramatisch ist, denn es hätte ohnehin nicht geklebt. Auch mit dem Bund hatte ich meine Probleme. Einlage aufbügeln hält nicht, deswegen habe ich den Bund, trotz eleganter Nahtschattennahtverarbeitung dann doch noch mal an der Oberkante abgesteppt, damit die Einlage nicht rutscht. Beim Bundannähen merkte ich auch bereits, dass sich die Oberkante des Rockes gedehnt hatte, also nähte ich den Kopf etwas mehr an die Seite, als zunächst geplant, was eine doofe Falte über dem Reißverschluß macht. Ich bin auch nicht sicher, ob sich der Bund trotz Einlage beim Tragen noch aushängen wird. Jedenfalls habe ich den Rock mit Wäscheklammern eine Woche aushängen lassen, bevor ich den Saum nähte, weil ich nicht sicher war, ob sich das Material verändern würde oder nicht.  Den Saum umnähte ich mit schmalem Satinschrägband, weil Umschlagen einen dicken Wulst ergeben hätte. 

Ich bin froh, einen dunkelblauen neuen Rock zu haben (der auch ohne den warmen Petticoat darunter schön fällt), weil ich glaube, dass er gut zu meinem Leben und meinen Bedürfnisse passt und er meinem geliebten roten Rock vielleicht mal etwas Pause verschafft, bin aber gespannt, wie er sich längerfristig tragen wird. So ganz traue ich dem Material noch nicht - wir werden sehen. Meine Hoffnung ist aber, dass er ein unkomplizierter, schicker Rock wird und irgendwas sagt mir, dass das auch der Fall sein wird, denn im Gegensatz zu manch anderem fertig genähtem Stück, mag ich ihn schon jetzt! 

Mehr selbstgemachte Sachen an echten Menschen findet ihr wie immer Mittwochs auf dem Me Made Mittwoch Blog, heute mit Frau Rogenrüth als Gastgeberin OHNE Strümpfe. Ach, da freu ich mich auch schon wieder drauf! 

SPOILER: Great British Sewing Bee - Staffel 3 Folge 5

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############ACHTUNG SPOILER############

Wer die 5. Folge der 3. Staffel der GBSB noch sehen möchte und nichts darüber wissen möchte, darf diesen Post noch nicht lesen!

############ACHTUNG SPOILER############

Willkommen zum vorletzten Teil meiner kleinen Spoilerserie. Wie in den Wochen zuvor, versuche ich mich an einem schnellen Rückblick auf die aktuelle Folge der britischen Sewing Bee; heute war Halbfinale und Schwierige-Stoffe-Woche. Wie jede Woche schreibe ich direkt nach dem Ende der Ausstrahlung, mit ein paar Notizen zur Sendung, aber ohne durchdachtes Konzept. Es geht mir um einen frischen, noch ganz spontanen, wenig intellektualisierten Rückblick. Here it is:

Bei Aufgabe Nummer 1 war ich verblüfft. Ok, Spitze ist zwar ganz bestimmt ein herausforderndes Material, aber ein enger Rock ist etwas, was sicherlich jedeR schon mal genäht hat: Drei Teile, zwei Abnäher und ein nahtverdeckter Reißverschluß... uuuund Futter. Hey Klamotten haben auch ein Innenleben? Ein ganz neuer Aspekt des englischen Nähwettbewerbs!

Wie jede Woche machte ich mir so meine Gedanken zur Wahl des Materials und der Werkzeuge. Wenn etwas irgendwie zickig ist, bevorzuge ich den Rollschneider, weil die Schere, wenn sie nicht ganz ordentlich unter dem Material auf dem Tisch liegt, alles in Bewegung bringt. Ich war erstaunt, dass dennoch von Vielen mit Scheren zugeschnitten wurde. Erst im Laufe der Aufgabe kam ich dahinter, welche Schwierigkeiten in dem Projekt stecken können. Die Frage, wie mit den Nahtzugaben umgegangen wird, stelle ich mir recht selten. Es gibt sie einfach, meist werden sie versäubert und je nach dicke des Materials mache ich das vorher, um sie auseinander zu bügeln oder säume sie faul zusammen, nach dem Zusammennähen. Da ist Spitze natürlich tricky und obwohl in der Sendung einiges darüber gesagt wurde, was ich leider nicht wirklich verstand, habe ich immer noch keine Vorstellung davon, was frau idealerweise mit den Nahtzugaben macht. Bei Kates Hochzeitskleid waren sie auf jeden Fall sehr ordentlich.

Als es zu den Juryurteilen kam, war ich echt platt. Als Matts Rock vorgestellt wurde, jubelte ich innerlich "ach schau mal, der macht ja genauso unordentliche Säume wie ich" und ich meinte den Futterrock, der echt einen unordentlichen, dicken, komisch zuppelnden Saum hatte. Aber die Jury kommentierte den Rock mit "Sewing extremly good". Ach.... Ich glaube, diese Folge muss ich mir doch noch ein zweites Mal anschauen und dann immer erst die Jury-Urteile und dann noch mal das Ergebnis anschauen. Ich fürchte, ich sehe da zum Teil andere Dinge.

Diese Woche hatte ich mir vorgenommen, nicht über die Menschen zu urteilen, in der Vermutung, dass es sich um gewissermaßen zugewiesene Rollen handeln könnte, die von Menschen dargestellt werden. Machen wir uns nichts vor, Schnitt und Regie haben einen großen Einfluss und entscheiden, was sie uns von dem mehrstündigen Material zeigen. Ganz abgesehen davon, dass ich auf deutsch schreibe und mein Geschreibsel die englischen KandidatInnen vermutlich nicht interessiert, fand ich doch den Hinweis einer Nähnerdfreundin sehr wertvoll, nicht zu vergessen, dass Menschen beteiligt sind, für die es verletzend sein könnte, etwas negatives über sie zu hören oder zu lesen.

ABER. Es geht  nicht, auf diese Gedanken zu verzichten. Das ganze Sendeformat ist auf Wettbewerb ausgerichtet und spielt mit unseren Gefühlen. Es ist quasi unmöglich, sich von Sympathien oder Antipathien frei zu machen, denn wir werden dazu eingeladen, mitzufiebern. Insofern weiß ich nicht, wie frei von Gefühlen mein kritischer Blick auf Matts Rock ist. Aber der jubelnden innerliche Triumph beim Blick auf den Futtersaum war unzensiert, der war einfach da. Ich fand den Saum sympathisch menschlich :-) Und trotzdem, mein Lieblingsrock war von Lorna und ich hatte schon ganz am Anfang der aktuellen Sendung das Gefühl "Deborah kommt" und ihr Spitzenrock war in meinen Augen spitze. Insofern fand ich es auch durchaus interessant, dass sie im Pauseninterview sagte "immerhin bin ich vor Neil, das ist ein Erfolg". Ja, solche Sätze sagen Menschen, wenn sie in Wettbewerbssituationen gedrängt werden und immer wieder genau auf den Wettbewerb zielend interviewt werden.

Die ganze Folge ging es mir so, dass ich dachte "Strike, jetzt weiß ich, warum ich Deborah mag" und ihr merkt, ich bin wieder drin in diesen persönlichen Aussagen. Die Theorie und die Praxis, die guten Vorsätze und so.... aber kam es euch nicht auch so vor, als stünde Deborah plötzlich mehr im Mittelpunkt, als zeigte sie uns erst heute, welches Talent in ihr steckt? Vielleicht lag dieser Eindruck daran, dass sich Kamera und Regie auf weniger Personen konzentrieren mussten und jede KandidatIn dadurch einfach mehr Raum bekam. Und trotzdem...... ach Meike, hör auf!

Doch immer wieder mußte ich an die klassische Heldengeschichte denken. Wir hatten es ja schon geahnt, dass Neil keinen Durchmarsch zum Finale machen würde, sondern der Spannung zuliebe erstmal eine Krise bekommt. Da mögen jetzt böse Zungen mit Verschwörungstheorien kommen, aber vielleicht war es ja auch das Unbewusste, mit dem  fast alles erklärt werden kann und die Psychoanalytische Theorie hat ja durchaus ein Faible für Heldengeschichten. Tja, wir haben es eben gewusst. Das ist die Klugheit der Masse - wenngleich natürlich wir Kommentatorinnen auf meinem Sofa, die wöchentlich die Folge auswerten natürlich noch bei weitem nicht die kritische Masse erreichen. Im Klugscheißen sind wir trotzdem ziemlich gut, finde ich. Danke!

Kommen wir zur zweiten Aufgabe. Ha! Nennt mich Trendsetter! Neopren! Ich muss allerdings zugeben, dass ein Anzug doch etwas schwieriger zu verarbeiten ist als Meterware. Aber Neopren bleibt Neopren: Faszinierendes Material, leicht zu verarbeiten und franst nicht. Obwohl ich wahrlich kein kreatives Ass bin - diese Aufgabe hätte ich GELIEBT! Die Aufgabenstellung war einfach toll: Neopren modern im Materialmix zu einem klar definierten Kleidungsstück, sprich einem Kleid, zu verarbeiten. Sehr klare Aufgabenstellung und genau wie bei der ersten Aufgabe schoss mir der Gedanke durch den Kopf "ach, diese Woche leichtere Aufgaben, wie kommts?".

Deborah gewann die zweite Aufgabe, aber das nützte ihr nix. Können wir ein Muster erkennen? Spielt die Veränderungsaufgabe nicht so eine große Rolle bei den Bewertungen oder ist da mal so oder mal so? Mir hat gefallen, dass Lorna mutig war. Ich erinnere mich, dass wir mal die Hypothese hatten, dass die zweite Aufgabe nicht ihr Liebstes wäre. Und ich war froh, dass die Jury ihren Mut anerkannte. Es wurde erstaunlich wenig zu Neils Ding gesagt, fandet ihr nicht?

Achja, der Einspieler zum Thema Spitze, den hatte ich vergessen. Gut. Ok. Ganz interessant. Doch, doch. Ich mag die Einspieler, aber ein Einspieler pro Sendung wirkt so nen bisschen wie Werbepause, passt irgendwie nicht so recht zu dem Rest, auch wenn es um Spitze und Spitze ging. Nun gut.

Die letzte Aufgabe: Lederjacke. Hey, auch ne coole Aufgabe! Das würde ich auch gerne mal probieren, wenn mir jemand das Leder für ne große Größen Jacke spendiert ... oder für nen Mantel *träum*. Habt ihrs gemerkt, die Teile waren schon zugeschnitten. Herrlich! Das hätte ich auch gerne, einfach nur Nähen ohne das lästige Zuschneiden im Vorfeld. Irgendwie fand ich das auch für die Sendung und die KandidatInnen gut. Wahrscheinlich wäre es aber sonst in den üblichen Zeitvorgaben nicht zu schaffen gewesen. Ich sage nur 6,5 Stunden. Haha... Worauf kam es an? Passform, gute Konstruktion und alles im ersten Durchgang schaffen, weil Leder nach dem Trennen perforiert ist. So weit so gut, wie genial von Lorna mit der Futterjacke anzufangen. Als ich das sah dachte ich, wie gut ich es fände, wenn die Jury auch den Prozess des Nähens und des Projektmanagements bewerten würde und nicht nur das Ergebnis. Wenn sie das machen würden, dann wäre da durchaus noch ein bisschen mehr Lernen drin.

Ach, was habe ich gelitten, als der Reißverschlußnippel durch die Lüfte flog. Jaja, ich kann mich einfach nicht davon frei machen, ich fiebere mit, ich bin gefangen, ich mag Deborah. Aber das ist eben auch eine Unterhaltungssendung und Emotionen unterhalten.

Was ich gar nicht verstanden habe, waren die Bewertungen der Jury zu den Lederjacken. Spielte es nun eine Rolle, ob Futter drin war oder nicht, wie wurden die Jacken bewertet und in Reihenfolge gebracht. Sind unterschiedliche lange Vorderteile nun schlimmer als zu enge Ärmel oder hängende Schultern, oder nicht? Kam es jetzt auf Passform an oder auf Topstitching? Es ist mir ein Rätsel. Wurde die finale Bewertung überhaupt gezeigt? Oder war ich schon zu müde, um das mitzubekommen? Jedenfalls war ich als Zuschauerin nicht in der Lage, eine Reihenfolge der Sieger für diese Aufgabe zu bilden. Ich konnte kaum sagen, welche Jacke ich wie gut einschätzte. Komisch. Auf einmal ging es am Ende ganz schnell. Ich dachte, Deborahs Taucherkleid würde Kleidungsstück der Woche, aber nee, Neil gewann, weil der Magnetdruckknopf so ne witzige Idee war. Und dann überlegte ich noch schnell, wer wohl rausfliegt und dachte, "Na klar, Paul und Matt" und war dann doch sehr verwundert, dass es Deborah war, die gehen musste. Also zwei Männer im Finale und Lorna. Ob es Lorna Neil noch mal richtig schwer macht?

Und ihr so? Was habt ihr euch so beim Sehen der vierten Folge gedacht. Nehmt Platz auf dem Sofa und berichtet. Ich freue mich schon darauf zu lesen, an was ihr euch so erinnert und was bei euch welchen Eindruck hinterlassen hat.
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